Drogenbericht für 2015: Mehr Heroin und Kokain konsumiert - aber weniger Crystal Meth
In Deutschland wurden 2015 wieder mehr Menschen mit harten Drogen erwischt. Die Zahl der Toten stieg zum dritten Mal in Folge - und zwar um fast 20 Prozent.
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist erneut gestiegen. 1226 Menschen starben im vergangenen Jahr am Rauschgiftkonsum – 19 Prozent mehr als 2014. Das geht aus dem Bericht hervor, den die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), und der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, am Mittwoch in Berlin vorstellten. Demnach war die Haupttodesursache eine Überdosis Heroin – oft auch in Verbindung mit anderen Substanzen.
Der Anstieg ist der dritte in Folge. 2012 hatte die Zahl noch bei 944 Drogentoten gelegen, 2013 waren es schon 1002 und 2014 dann 1032. Schaut man sich die Statistik über einen längeren Zeitraum an, wird deutlich, dass Deutschland aber schon weit schlimmere Zeiten erlebt hat: Anfang der 90er Jahre lag die Zahl der Drogentoten zeitweise deutlich über 2000 pro Jahr. Auch Drogenbeauftragte Mortler sagt: „In Deutschland sterben weniger Menschen an illegalen Drogen als in anderen Industriestaaten.“ Dennoch sei jeder Drogentote einer zu viel.
Weniger Crystal-Meth-Konsumenten
Der Anstieg der Rauschgifttoten geht einher mit einer Zunahme des Konsums harter Drogen. Nach einer jahrelang rückläufigen Entwicklung gab es im vergangenen Jahr 15 Prozent mehr erstauffällige Konsumenten von Heroin. Bei Kokain war es ein Anstieg von sieben Prozent. Ein Rückgang erstauffälliger Konsumenten konnte das BKA allein bei Crystal Meth verzeichnen. Insgesamt waren es 20 890 Menschen, die 2015 erstmals mit harten Drogen erwischt wurden – das entspricht einem vierprozentiger Anstieg gegenüber 2014.
Nach Deutschland gelangen die Stoffe häufig aus Südamerika oder Asien. So ist Afghanistan der wichtigste Heroinlieferant. Hauptanbau- und Produktionsländer für Kokain sind weiterhin Kolumbien, Peru und Bolivien. „Heroin und Kokain sind von hoher Bedeutung beim Rauschgifthandel in Deutschland und eine sehr profitable Einnahmequelle der Organisierten Kriminalität“, sagte BKA-Präsident Münch. Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg 2015 um zwei Prozent auf mehr als 280 000 an.
Handel im Darknet
Für die Strafverfolgungsbehörden stellen auch synthetische Drogen wie MDMA und Amphetamine eine große Herausforderung dar. Drogenhändler verlegen ihren Handelsplatz zunehmend ins Internet – oft auch ins Darknet, wie Münch erklärte. In diesem nur über Umwege erreichbaren Teil des Internets nutzen die Täter die vermeintlichen Anonymisierungsmöglichkeiten aus. „Aber selbst im Darknet gibt es keine Sicherheit vor Strafverfolgung“, sagte Münch. Anfang des Jahres sei ein bundesweit agierender Ring von Cyberkriminellen zerschlagen worden, mehrere Marktplätze wurden vom Netz genommen. Allerdings hätten sich in kürzester Zeit neue kriminelle Plattformen gebildet, auf denen Rauschgift gehandelt wurde. „Hier setzen wir in Zukunft einen Schwerpunkt“, so Münch.
Ein zunehmendes Problem sind außerdem neue psychoaktive Substanzen, sogenannte Legal Highs. Kommende Woche beschließt der Bundestag deshalb dazu einen Gesetzesentwurf. Die Stoffe sind Abkömmlinge von zugelassenen Medikamenten und Naturstoffen, die im Internet etwa als Badesalze oder Lufterfrischer verkauft werden, und eine psychoaktive Wirkung herbeiführen.
"Brandgefährliche Stoffe"
2015 sind weltweit allein bis Oktober 602 neue Substanzen gemeldet worden. „Das Gesetz verbietet endlich die vermeintlich harmlosen, aber in der Realität brandgefährlichen Stoffe“, sagte Mortler. Auch auf die Drogentoten könnte sich das Verbot niederschlagen. Insgesamt 39 Menschen verstarben 2015 am Konsum von neuen psychoaktiven Substanzen oder deren Kombination mit anderen Drogen.