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Voll, der schöne Strand. Mallorca platzt aus allen Nähten.
© REUTERS/Enrique Calvo

Spanische Urlaubsinsel: Mallorca beschließt Limit für Touristen

Die Immobilienpreise auf Mallorca steigen, die einheimische Bevölkerung wird von Ferienwohnungen verdrängt. Jetzt steuert die Inselregierung gegen - mit einer "Bettenbremse".

Nun ist es offiziell: Das spanische Ferienparadies Mallorca zieht die Notbremse und begrenzt ab sofort die Zahl der Urlauber, die sich gleichzeitig auf der Insel aufhalten können. Damit soll die Überfüllung der beliebtesten Urlaubsinsel Europas verhindert werden, die sich zuletzt zu einem schwerwiegenden Problem für das Feriendomizil entwickelte. „Wir können nicht weiter wachsen“, sagte der Fremdenverkehrsminister der Balearischen Inseln, Biel Barceló, bei der Verabschiedung des neuen Urlauberlimits im Regionalparlament. „Jetzt ist Schluss mit der grenzenlosen Zunahme des Tourismus.“

2016 machten fast elf Millionen Menschen auf Mallorca Urlaub, dieses Jahr wird schon wieder ein neuer Rekord erwartet. Mehr sollen es nun – zumindest in der Hochsaison – nicht mehr werden. Der Ansturm sorgt zunehmend für Umweltprobleme wie etwa Verkehrsstaus und Trinkwasserknappheit. Auch wächst das Unbehagen der einheimischen Bevölkerung, die gegen die „Überfüllung“ der Insel und gegen Auswüchse des Massentourismus protestiert.

Da man niemandem verbieten kann, auf die Insel zu reisen, wird die Touristen-Obergrenze künftig über eine „Bettenbremse“ gesteuert. Konkret bedeutet das, dass die Menge der Gästebetten in Hotels und Privatunterkünften nicht mehr erhöht wird. Aktuell wird deren Zahl auf mehr als 400.000 geschätzt. Mittelfristig könnten sogar durch regulierende Maßnahmen bis zu 100.000 Fremdenbetten auf Mallorca abgebaut werden, sagte Tourismusminister Barceló.

Das neue Tourismusgesetz, welches von der progressiven balearischen Regionalregierung aus Sozialisten und der linken Öko-Inselpartei Més beschlossen wurde, gilt auch für Mallorcas Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera. Mit dem Gesetz wird zudem der verbreiteten illegalen Ferienvermietung der Kampf angesagt. Privatvermieter, die ohne die notwendige Lizenz Wohnungen, Villen und Landfincas vermieten, müssen mit bis 40 000 Euro Strafe und mit der Zwangsschließung ihres Vermietungsgeschäftes rechnen.

Die Zahl der Ferienwohnungen in Spanien ist explodiert

Noch höher ist die Strafandrohung für Vermietungsplattformen im Internet wie Airbnb oder Homeaway, die sogar mit 400.000 Euro Geldbuße belegt werden können, wenn sie jetzt nicht helfen, den Schwarzmarkt bei Vermietungen auszutrocknen. In allen Vermietungsanzeigen in diesen Webportalen muss künftig die offizielle Lizenznummer erkenntlich sein – wenn nicht, drohen Sanktionen.

Die Zahl der privaten Ferienunterkünfte auf den Balearen wie in ganz Spanien ist in den letzten Jahren exorbitant gestiegen. Diese Angebote, die für Familien und Freundesgruppen oft günstiger sind als Hotels, erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Nahezu ein Drittel aller Mallorca-Besucher schläft inzwischen nicht mehr im Hotel. Viele dieser Unterkünfte werden unter der Hand vermietet und die Einnahmen am Finanzamt vorbei geschleust. Schätzungen gehen davon aus, dass neben den mindestens 350 000 offiziellen Betten auf Mallorca noch mindestens 100.000 illegale Gästebetten angeboten werden.

Wer bisher illegal vermietet hat und sich nun noch schnell offiziell registrieren möchte, wird enttäuscht werden. Die Inselregierung verhängte ein einjähriges Moratorium. Bis zum Sommer 2018 wird es keine einzige neue Vermietungserlaubnis geben. Bis dahin sollen Städte und Dörfer festlegen, in welchen Gebieten überhaupt noch eine private Ferienvermietung erwünscht ist.

Damit soll der Verdrängung der einheimischen Bevölkerung entgegengewirkt werden. Die Immobilienpreise steigen rapide, in Urlaubshochburgen wie Palma oder Ibiza-Stadt werden immer mehr Privatwohnungen in Ferienunterkünfte verwandelt. Offiziell durften bisher auf Mallorca und den anderen Baleareninseln ohnehin nur freistehende Häuser, Reihenhäuser und Einliegerwohnungen privat vermietet werden. Die touristische Vermarktung von Apartments in Mehrfamilienhäusern war nicht erlaubt. Daran gehalten sich bisher kaum einer, wie ein Blick in die Ferienanzeigen zeigt, wo haufenweise Urlaubsapartments angeboten werden, die in der Hochsaison auch schnell mehr als 1000 Euro pro Woche kosten können.

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