Hilfsprojekt: Kicken gegen den Durst
Benjamin Adrion will Menschen für die Problematik der Trinkwasserversorgung sensibilisieren. Zahlreiche Musiker, darunter Clueso, Gentleman, Wir sind Helden oder Sascha, aber auch TV-Promis wie Elton oder Tim Mälzer unterstützen das Projekt.
DAS PROBLEM
In Äthiopien liegt das Glück 80 Meter unter der Erde verborgen. Für 62 Millionen Einwohner des Landes ist es damit nicht greifbar. Das ist die Zahl der Äthiopier, die keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben – rund 80 Prozent der Bevölkerung. Nicht nur in Äthiopien, in fast allen Ländern Afrikas sowie Teilen Lateinamerikas und Südostasiens ist die Grundversorgung mit Wasser nicht gegeben. Das lebenswichtige Gut ist vorhanden, die Menschen gelangen aber nicht heran. Vor allem in den ländlichen Gebieten ist die Not groß, da dort kein Anschluss an die Infrastruktur der Städte besteht. Zudem ist das feuchte Element, wenn es aus Pfützen und Tümpeln gewonnen wird, Nährboden für Keime und Bakterien. Alle siebzehn Sekunden stirbt so auf der Welt ein Mensch an Durchfallerkrankungen, die meisten davon Kinder.
DIE IDEE
Anfang 2005 war Benjamin Adrion zum ersten Mal auf Kuba. Der Mittelfeldspieler des FC St. Pauli sollte sich mit seinem Team unter der Sonne des Inselstaats auf den Aufstiegskampf in der Fußball-Regionalliga vorbereiten. Es war ein anderer Kampf, der von da an sein Tun bestimmte, nachdem er die katastrophalen Lebensbedingungen der Kubaner gesehen hatte. Nach seinem Karriereende gründete Adrion im Oktober 2006 die Initiative „Viva con Agua de Sankt Pauli“. Zusammen mit sechs weiteren Mitarbeitern entwickelt der 28-Jährige in einem Hamburger Hinterhofbüro kreative Ideen, um Menschen für die Problematik der Trinkwasserversorgung zu sensibilisieren. Insgesamt 200 Helfer sind mittlerweile in ganz Deutschland dabei. Frei nach dem Ansatz „Popkulturelle Entwicklungshilfe“ und dem schlichten Motto „Mach mit!“ sammeln sie Spenden, die durch die Welthungerhilfe weitergeleitet und in Entwicklungsländern zum Bau von Brunnen und Quellenbefestigungen verwendet werden. Das Projekt ist ein selbst ernanntes, offenes Netzwerk, bei dem sich jeder engagieren kann – und soll.
DER SPORTLICHE ANSATZ
Sport und Musik sind für die Organisation das wesentliche Mittel, um ihre Zielgruppe – Menschen im Alter zwischen neun und 39 Jahren – anzusprechen. Zu Beginn der Fußball-Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz organisierten Adrion und Co. den „Wassermarsch“, bei dem sie zu Fuß von Hamburg bis Basel liefen und auf der Strecke für ihr Projekt warben. Darüber hinaus unterstützen zahlreiche Musiker, darunter Clueso, Gentleman, Wir sind Helden oder Sascha, aber auch TV-Promis wie Elton oder Tim Mälzer, das Projekt. Ebenfalls genutzt wird Adrions ehemaliger Status als Fußballprofi des FC St. Pauli. Der Verein gilt aufgrund seiner linksorientierten Fanszene als „der etwas andere Klub“ und ist ein guter Kommunikator. So durfte Viva con Agua beim Testspiel des Klubs mit seinem Logo auf den Trikots werben.
AKTIONEN
Die Spieler kamen in Unterhose oder als Braunbären. Wer im Juni 2009 das Musik-Festival „Hurricane“ in der Nähe von Hamburg besuchte, wurde Zeuge eines etwas anderen Fußballturniers. Auf einem Stoppelfeld kickten zum Teil angetrunkene oder verkleidete Spieler um den „Festival Soccer Cup“, der am Rande des Musikfestivals ausgetragen wurde. Auf zahlreichen weiteren großen Festivals, unter anderem dem „Chiemsee Reggae Summer“ vom 14. bis 16. August, findet dieses Spaßturnier in diesem Sommer statt, das von Viva con Agua zusammen mit dem Konzertveranstalter organisiert wird. Besucher und Spieler werden während des gesamten Festivals zum Sammeln und Abgeben von Pfandbechern aufgerufen. 9000 Euro konnten so allein beim „Hurricane“ eingenommen werden und an die Welthungerhilfe weitergeleitet werden.
ERSTE ERFOLGE
„Es ist ein unglaublich Gefühl, wenn man auf eine Wasserader trifft und dann die Freude der Menschen darüber sieht, dass sie nun sauberes Trinkwasser für ihre Familie haben“, sagte Benjamin Adrion nach seiner Äthiopien-Reise. In zehn Ländern auf drei Kontinenten haben die Bemühungen von Viva con Agua bereits 50 000 Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht. Allein 2008 hat die Initiative 250 000 Euro Spenden gesammelt, von denen 90 Prozent in die Trinkwasserprojekte flossen. 2009 soll diese Zahl getoppt werden.
SO KANNST DU HELFEN
Auf www.vivaconagua.org könnt ihr online spenden und euch über das Projekt informieren. Gerne gesehen ist auch Eigeninitiative in Form von Aktionen oder Ideen.Lorenz Vossen
Lorenz Vossen
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