USA: Kampf gegen den „Double-Burger“
Die US-Regierung verordnet neue Lebensmittelkennzeichnungen, um die grassierende Fettsucht zu bekämpfen. First Lady Michelle Obama führt den Kampf um gesunde Ernährung an. Eine gute Nachricht gibt es schon: Kleinkinder werden schlanker.
Mehr als ein Drittel der Erwachsenen in den Vereinigten Staaten und 17 Prozent der Jugendlichen und Kinder sind gravierend übergewichtig. Auch wenn Fitness-Studios hier in den Städten eine größere Dichte haben, Bioessen in ist und Jogger die Straßen bevölkern; mehr als 100 Millionen Menschen tragen täglich schwer an ihrem Körpergewicht. Im Land von Burger und Cola werden extra breite Stühle angeboten, XXL ist eine gängige Kleidungsgröße und Fettsucht eine Volkskrankheit.
Die US-Regierung hat den Kampf gegen die Fettleibigkeit aufgenommen
Das Problem hat längst die Bühne der Politik erreicht. Am Donnerstag stellte das Weiße Haus eine weitgreifende neue Lebensmittelkennzeichnung vor, die die Amerikaner vor einen Realitätsschock stellen dürfte. Künftig steht auf Essen und Trinken in dicken, gut lesbaren Zahlen, wie viele Kalorien es enthält, welche Zuckerarten zugefügt wurden und welche Portionsgrößen die meist als Fertigmenüs konsumierten Produkte haben. Die Verordnung ist ein weiteres Element im Kampf gegen das amerikanische Übergewicht, den insbesondere Michelle Obama führt. Die First Lady initiiert Kochgruppen, bringt Schulen wie Kindergärten zu veränderten Speiseplänen und veranlasst Bewegungsprogramme. Im Blick hat sie dabei immer die Kinder.
Erste Erfolge: Die Rate fettleibiger Kinder sinkt
Mit Erfolg wie es scheint. Eine aktuelle Untersuchung kommt jetzt zu dem Befund, dass die Rate der fettleibigen Kinder zwischen zwei und fünf Jahren in den vergangenen zehn Jahren um 43 Prozent gesunken ist. In ihrer Studie stellen drei Gesundheitsinstitute damit erstmals einen großen Erfolg im Kampf gegen die Krankheit fest, die das Risiko für Krebs, Bluthochdruck und Schlaganfall erhöht.
Es sei das erste Mal, sagt die leitende Forscherin der Studie, Cynthia Ogden vom „Center for Healthcontrol and Prevention“, der „New York Times“, dass in allen Altersgruppen ein Rückgang zu konstatieren sei. Zwar machten die Zwei- bis Fünfjährigen nur einen Bruchteil der US-amerikanischen Gesellschaft aus. Insgesamt könne man keine Verbesserung erkennen, bei Frauen älter als 60 Jahre gebe es jetzt sogar mehr Fettleibige. Aber die Verbesserung bei den Kleinen bilde immerhin eine gute Grundlage für die Zukunft.
Der Kampf aber hat einen starken Gegner: die Esskultur der Vereinigten Staaten. Nicht nur Burger und Cola sind das Problem. In Amerika wird weniger gekocht und es werden deshalb mehr, zumeist kalorienreichere Fertigmenüs gegessen. Eine Großzahl der Restaurants sind in Wirklichkeit Schnellimbisse. Die Portionen fallen erheblich größer aus als in Deutschland. „Double-Burger“ und „Mega-Fries“ sind die Schnellimbissform der überladenen Teller. Und dabei bleibt den Gästen in den echten Restaurants nicht einmal Zeit, in Ruhe zu essen; schon wird die Rechnung an den Tisch gebracht.
Der abgetretene Bürgermeister von New York City, Michael Bloomberg, wollte in seiner Amtszeit den Bürgern der Stadt eine andere Kultur verordnen. 2012 sagte er den übergroßen Softdrinks den Kampf an. Die Süßgetränke gelten als einer der Hauptgründe für die Volkskrankheit, die in New York weit über dem landesweiten Durchschnitt liegt. Per Gesetz wollte Bloomberg XXL-Becher aus Kinos, Restaurants und Imbissen bannen. In Kraft trat die gesetzliche Gesundheitsmaßnahme allerdings zunächst nicht. Im vergangenen März stoppte ein Gericht den Bann.