Zum Tod von Walter Jens: Joachim Gauck: „Große Verdienste um unser Land“
Der Publizist und Philologe Walter Jens ist tot. Er ist am Sonntagabend im Alter von 90 Jahren gestorben. Jens war Leiter der Berliner Akademie der Künste und gehörte in der Nachkriegszeit zur legendären Schriftstellerorganisation "Gruppe 47".
Der Publizist und Philologe Walter Jens ist tot. Er ist am Sonntagabend im Alter von 90 Jahren gestorben. Jens war seit längerem demenzkrank, konnte schon seit Jahren nicht mehr reden und nicht mehr schreiben.
Der emeritierte Tübinger Rhetorikprofessor und ehemalige Präsident der Berliner Akademie der Künste war in Wort und Schrift als kämpferischer Wächter der Demokratie hervorgetreten und hatte wie kaum ein anderer die tolerante Streitkultur in der Bundesrepublik geprägt. Viele sahen in Jens (wie Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zum 85. Geburtstag) eine „moralische Instanz“ und einen engagierten Demokraten. Die Berliner Akademie der Künste ehrte ihn als einen Autor, Rhetoriker und Kulturpolitiker, der Geschichte geschrieben habe.
Intellektuelle müssten sich einmischen und warnen, lautete sein Credo. Der gläubige Christ galt als die Verkörperung des klassischen „homme de lettre“ und war gleichzeitig ein engagierter Radikaldemokrat in Gestalt des ungemein belesenen „gelehrten Dichters“.
Walter Jens Credo: Intellektuelle müssten sich einmischen und warnen
Er demonstrierte gegen die Nachrüstung in der Bundesrepublik ebenso wie gegen den Irak-Krieg und meldete sich auch zur Rechtschreibreform und zur deutschen Einheit zu Wort. „Juden und Christen in Deutschland“ und „Feldzüge eines Republikaners“ heißen Werke von Jens und könnten für sein Leben stehen, das er in den Dienst der Aufklärung stellte. Ein Schatten fiel auf seine Vita, als 2003 seine NSDAP-Mitgliedschaft bekannt wurde, an die er sich nach eigener Aussage nicht mehr erinnern konnte.
Bundespräsident Joachim Gauck hat das Lebenswerk des verstorbenen Publizisten und Schriftstellers Walter Jens gewürdigt. Jens habe sich „große Verdienste um unser Land“ erworben, schrieb Gauck in einem Beileidsschreiben an die Witwe des Philologen, Inge Jens. „Er vermochte es, der Redekunst in Deutschland wieder einen Platz zu verschaffen, nachdem sie von Propaganda, Lüge und Verführung verdorben worden war“, hob der Bundespräsident hervor. „Durch seine hohe sprachliche Kunst wurden die Gegenstände zum Leuchten und zu ihrer tieferen Wahrheit gebracht.“ Jens' Reden und Einsprüche hätten dabei immer der Selbstverständigung des Gemeinwesens gedient.
Bundesweit erster Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik
Von 1963 bis 1988 hatte Jens den bundesweit ersten Lehrstuhl für Allgemeine Rhetorik an der Eberhard-Karls-Universität-Tübingen inne. Von 1976 bis 1982 war er Präsident des PEN-Zentrums der Bundesrepublik und von 1989 bis 1997 Präsident der Berliner Akademie der Künste, deren Ehrenpräsident er wurde.
Seit 1947 schrieb Jens Romane, Essays, Dramen und Hörspiele und gehörte der legendären Schriftsteller-„Gruppe 47“ an. Er erzählte die Odyssee nach, übersetzte den Römerbrief des Neuen Testaments, widmete sich dem „Fall Judas“ und schrieb zuletzt zusammen mit seiner Frau Inge Jens, die auch die Tagebücher von Thomas Mann edierte, die Bücher „Frau Thomas Mann“ und „Katias Mutter“, die Bestseller wurden. Der leidenschaftliche Fußballfan war zeitweise auch als Fernsehkritiker „Momos“ in der „Zeit“ tätig. (dpa)
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