Royal Baby in Großbritannien: It's a girl - die Tories sind erleichtert
Kate und Prinz William haben ihr königliches Baby nur wenige Stunden nach der Geburt der Öffentlichkeit gezeigt. Eine politische Dimension hat die Geburt des Mädchens auch.
Großbritanniens Wettbegeisterte hatten recht: Wie sie es mit klarer Mehrheit voraussagten, hat die Herzogin von Cambridge, Kate, ein Mädchen geboren. Neun Stunden nach der Geburt zeigten Kate und der glückliche Vater, Prinz William, das schlafende Neugeborene der jubelnden Menge vor dem Tor des Krankenhauses, wortlos, aber glücklich.
Eine knappe Stunde zuvor war William zum Kensington Palace gefahren um den zweijährigen Prinz George abzuholen und ihm im Krankenhaus das neue Schwesterchen zu zeigen. „Very Happy“, rief er Journalisten zu, die ihn fragten, wie er sich fühlte. Am Abend fuhr die Familie zurück zum Kensington Palace, um das Leben zu viert beginnen.
Unklar bleibt weiterhin, ob die Wettenden auch den Namen des Royal Baby richtig voraussagen: Die führenden Wettbüros geben den Namen Alice und Charlotte die besten Aussichten.
Das Mädchen wog 3714 Gramm und wurde um 8.34 Uhr geboren, nur zweieinhalb Stunden, nachdem Kate und Prinz William per Auto in den Lindo Block des St.Mary’s Hospitals in London gefahren waren, weniger als zehn Autominuten vom Kensington Palace entfernt. Dort wurde vor zwei Jahren vom gleichen Ärzteteam auch Prinz George entbunden und vor fast 33 Jahren kam dort Prinz William selbst zur Welt.
Erst kurz vor Mittag wurde die Nachricht offiziell bekannt gegeben. Zunächst mussten die Queen, Prinz Charles, Prinz Harry und der Rest der engeren königlichen Familie informiert werden, wie es Anstand und königliches Protokoll gebieten. „Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Cambridge wurde um 8.34 Uhr wohlbehalten von einer Tochter entbunden. Das Baby wiegt 8 Pfund und 3 Unzen“, hieß es knapp in einer Mitteilung.
Großbritanniens Wahlkämpfer beeilten sich, ihre Gratulationen zu tweeten. „Ich freue mich riesig“, schrieb Premier Cameron, dessen Konservativen ein Stein vom Herzen gefallen sein könnte: Ein Knabe namens Edward, wie der Herausforderer Labourchef Ed Miliband, war angeblich eine ihrer Albtraumvorstellungen. Miliband wünschte per Twitter „viel Freude und Glück – und hoffentlich etwas Schlaf“. Ukip Chef Nigel Farage forderte alle Ukip-Kandidaten auf, den Wahlkampf eine Stunden zu unterbrechen um das Neugeborene zu feiern. „Es gibt Dinge, die es wert sind, die Politik zu unterbrechen“. Besonders zufrieden war Farage darüber, dass das Geburtsgewicht in den traditionellen britischen Gewichtsmaßen angegeben wurde. „Das zeigt uns, wo die königliche Familie steht“, sagte Farage.
Auch Michelle und Barack Obama gratulierten den Eltern am Nachmittag.
Kaum war die offizielle Meldung in der Welt, füllten sich die Straßen um das Krankenhaus und es herrschte schnell Volksfestatmosphäre. Es tummelten sich Journalisten und TV-Reporter, die Livesendungen moderierten, Patienten aus dem riesigen Krankenhaus-Komplex, zu dem der Privatflügel gehört, Touristen kamen vom nahe gelegenen Bahnhof herüber, Schaulustige, Aufschneider, sogar eine Gruppe von Rugbyfans schwenkte Fahnen und skandierte Rugbysongs.
Bald nach der offiziellen Bekanntgabe stelle sich ein als Stadtbüttel mit Federbusch, Bundhose und rotem Überwurf Verkleideter am Eingang des Krankenhauses auf und läutete seine Glocke: „O ye, O ye“ schrie er in einem völlig inoffiziellen, für die Kameras arrangierten Auftritt und verkündete: „Die Prinzessin ist die vierte in der Thronfolge. Möge unsere Prinzessin ein langes Leben haben, glücklich und ruhmreich sein und eines Tages lange über uns regieren“.
So weit wird es aber möglicherweise nie kommen. Die Prinzessin, so der offizielle Titel des Neugeborenen, hat in der Thronfolge zwar Prinz Harry auf Platz 5 abgedrängt. Doch wie Harry selbst wird das Mädchen nur die Rolle des „Ersatz“ spielen - „A heir and a spare“, ein Erbe und ein Notersatz heißt die Devise. Der Erbe ist Prinz George, der Bruder der neuen Prinzessin, nicht weil er männlich ist, sondern weil er als erster geboren wurde. 2012 wurden die Erbfolgegesetze geändert und es gibt in der Rangfolge keinen Unterschied mehr zwischen Buben und Mädchen. Sobald Prinz George selbst Kinder hat, wird das gestern geborne Mädchen in der Thronfolge wieder auf die hinteren Plätze fallen.
Die Geburt eines Mädchens ist ein wirtschaftliches Idealszenario
Befürchtungen, dass die zweite Geburt von Kate und William weniger Begeisterung auslösen würde, scheinen fehl am Platze. Seit drei Wochen sind Parkplätze in der Straße gesperrt. „Special Event“ – Sonderveranstaltung, steht als Begründung auf Hinweisschildern der Polizei. Fahrzeuge der Fernsehsender mit Parabolantennen stehen in einer Reihe. Gegenüber der steingefassten Krankenhaustür mit ihrer Treppe kampieren unter dem Vordach eines modernen Krankenhausgebäudes Großbritanniens eifrigste „Royal Superfans“ neben den aufgebauten Kameras und Fotografenleitern.
Terry Hutt und Margaret Tyler haben Zelte mitgebracht, sitzen seit Wochen in ihren Union-Jack-Anzügen in Rot, Blau und weiß auf einer Bank und haben für jeden Fall ein Schild parat: „Es ist ein Prinz“ in Blau, und „Es ist eine Prinzessin“ in Rosa. Als Terry vor drei Tagen 80 wurde, schickte Kensington Palace einen Geburtstagskuchen. Er hat für das neue Baby rot-weiß-blau gestrickte Babystrümpfchen und für Prinz George en Sparschwein parat. Sein sehnlichster Wunsch allerdings bleibt nun unerfüllt: Er wollte, dass das neue Baby wie er selbst Terrence heißen sollte.
Royalistische Begeisterung wird den Briten nun wenigstens schönere Aussichten bieten als ihr stagnierender Wahlkampf. Am nächsten Wochenende wird der 70. Jahrestag des Endes zweiten Weltkriegs gefeiert, dann folgt im Juni „Trooping the Colours“, die offizielle Geburtstagsparade für die Queen – alles Feste, die das Land und die Royal Family, in der es sich symbolisch verkörpert, enger zusammenbringen.
Die Geburt eines Mädchens gilt auch wirtschaftlich als Idealszenario: Seit Prinz Charles erste Frau Diana zwei Buben, William und Harry gebar, fehlt in der ersten Reihe der britischen Royals eine echte blaublütige Prinzessin. Nun soll die Wirtschaft bereits in den ersten Tagen nach der Geburt bis 80 Millionen Pfund extra einspielen – für Souvenirs, Kuchen, Champagner und andere Feierutensilien. Dann wird vor allem die Modebranche profitieren. Der Einzelhandelsökonom Professor Joshua Bamfield kalkulierte, dass das Mädchen im Laufe seines Lebens einen Wirtschaftsschub von einer Milliarde Pfund bringen wird.