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Eine Karte mit dem möglichen Absturzort von Flug Malaysia Airlines.
© dpa

Verschollener Malaysia-Airlines-Flug: Ist Flug MH370 woanders abgestürzt als angenommen?

Forscher aus Kiel vermuten anhand von Computer-Berechnungen, dass Flug MH370 wahrscheinlich weiter nördlich abgestürzt ist als vermutet.

Wird seit fast eineinhalb Jahren an der falschen Stelle nach dem verschollenen Malaysia Airlines-Flug MH370 gesucht? Diese Theorie haben zumindest Wissenschaftler des Kieler Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung aufgestellt. Sie verfolgten anhand von Strömungsanalysen die Ende Juli auf der Insel La Réunion angeschwemmte Flügelklappe der Boeing 777 zurück und kamen auf einen Bereich, der rund 1500 bis 4500 Kilometer nördlich des bisherigen Suchgebietes liegt.

Flug MH370 war am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking mit 239 Menschen plötzlich von den zivilen Radarschirmen verschwunden. Militärische Radardaten ergaben, dass die zweistrahlige Boeing zu diesem Zeitpunkt gewendet hat, nördlich von Sumatra verlor sich jedoch die Spur. Anhand von Funksignalen errechnete der Satellitenbetreiber Immarsat ein vermeintliches Absturzgebiet südwestlich Australiens. Dort haben Spezialschiffe bisher vergeblich in einem 120000 Quadratkilometer großen Gebiet den Meeresboden abgesucht. Am 29. Juli wurde dann auf La Réunion eine Flügelklappe gefunden, die von der Boeing stammt.

Die Strömungen wurden untersucht

Die Kieler Meeresforscher benutzten daraufhin ein hochauflösendes Ozeanmodell mit tagesaktuellen Daten, um den Weg der Klappe bis zum Zeitpunkt des Verschwindens der Maschine zurück zu verfolgen. Der Weg wurde von fast zwei Millionen virtuellen Partikeln über einen Zeitraum von 16 Monaten berechnet. 95 Prozent der Partikel stammten demnach aus einem Gebiet, das 1500 Kilometer nördlich des derzeitigen Suchgebietes beginnt und sich bis nach Sri Lanka im Norden sowie östlich bis nach Sumatra, Java und Borneo erstreckt. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass im Moment möglicherweise zu weit südlich gesucht wird“, sagte der Forscher Jonathan Durgadoo am Dienstag.

Aufgrund der bisher dünnen Datenlage sei eine genauere Eingrenzung des vermeintlichen Absturzortes noch nicht möglich. In den nächsten Wochen sollen die Berechnungen unter Einbeziehung von Faktoren wie Wind und Wellen verfeinert werden. Zur genaueren Verortung wären außerdem weitere Wrackteile nötig. Nicht weiter gekommen sind bisher die Forscher der Universität Köln. Sie hatten Ende Juli angeboten, den Absturzort anhand von Bestimmungen der an dem Wrackteil haftenden Entenmuscheln einzugrenzen. Bisher habe man aber von den Behörden aber keine Muscheln bekommen, sagt der Biologe Philipp Schiffer.

In den nächsten Tagen wollen Regierungsvertreter aus Malaysia, Australien und China, dem Land, aus dem die meisten Passagiere stammten, beraten, wie es mit der Suche weitergehen soll. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines, die 2014 mit dem Abschuss des Fluges MH17 über der Ostukraine noch eine zweite Maschine verlor, versucht unterdessen einen Neustart. Unter Führung des Deutschen Christoph Müller sollen sich der Ruf und die Finanzlage der staatlichen Firma mit einem neuen Betriebsmodell und 6000 Mitarbeitern weniger wieder verbessern.

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