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Väter-Ratgeber erzielen oft hohe Auflagen. Gekauft werden sie meist von Frauen.
© Makowsky

Boom der Väterbücher: Immer das falsche Pausenbrot

Vom Ratgeber bis zum humorigen Roman: Väter neigen dazu, ihre Erlebnisse als Buch aufzuarbeiten. Dabei bedienen sie allerlei Klischees.

Was muss ein richtiger Vater können? Klar: „eine Arschbombe zünden“, einen „Platten flicken“ und „Feuer mit einer Lupe entfachen“. Diese Tipps samt ausführlicher Anleitung stammen aus der aktuellen Ausgabe des Magazins „Men’s Health Dad“, der neuesten Väter-Zeitschrift im unüberschaubaren Markt der Ratgeberhefte. Eigentlich kein schlechtes Magazin; es enthält interessante Themen, vom generationenübergreifenden Väter-Gespräch bis zur Beantwortung der Frage, warum Kinder so gerne Popel essen. Es ist nur so: Wann immer Väter sich besonders modern und lässig geben wollen, bedienen sie im Grunde doch wieder die alten Klischees. Papa ist liebenswert, aber packt halt immer das falsche Pausenbrot mit bösem Weißmehl und Salami ein. Er weiß nichts über die postnatalen Hormonschwankungen seiner Frau, aber das Arschbombentraining mit dem größeren Sohn ist top.

Die Kerle sind halt so – das entspricht offenbar der Erfahrung sämtlicher Partnerinnen, Mütter und Großmütter, die zu den bevorzugten Käuferinnen der vielen Väter-Ratgeber zählen. Sagt jedenfalls die Verkäuferin beim Dussmann, die vor dem opulenten Regal mit der einschlägigen Literatur steht. Die Bücher tragen superwitzige Titel wie „Familie. Eine Gebrauchsanweisung“ oder „Das Baby, Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung“. Männer, soll das wohl bedeuten, begreifen Kindererziehung und alles, was damit zusammenhängt, als interessante technische Aufgabe, die man ihnen umso angenehmer verkaufen kann, als man sie an ihre sonstige Lebenswelt anpasst: Computer programmieren, Excel- Tabellen anlegen, am Fiat Spider herumschrauben.

Väter als super Typen, aber mit null Ahnung vom wirklichen Leben – von dieser Grundkonstellation leben alle Väter-Handbücher. „Schwanger – was heißt das eigentlich?“, beginnt der „Survival-Führer“ für junge Papas, das „Praxisbuch von Vätern für Väter“ enthält „viele Tipps zum Halten, Tragen und Wickeln“. Frauen respektive Mütter kommen in diesen Büchern vor allem als hormongesteuerte Problemfälle vor, denen man viel Liebe entgegenbringen muss, obwohl sie keine Lust auf Sex haben.

Auch die anspruchsvollere, literarische Version des Väter-Buchs ist durchwirkt von der (hier oft humoristisch überhöhten) Lebensuntüchtigkeit der Väter, die sich vor allem dann drastisch zeigt, wenn sich der Kerl als Hausmann bewähren muss. Wäsche aufhängen, Fenster putzen – das ist nicht seine Welt. Dafür ist er aber ungeheuer geistreich und notiert seine Erlebnisse für die Nachwelt.

Pioniere der witzigen Väter-Bücher sind der ehemalige „Zeit“-Kolumnist Rüdiger Dilloo („Hausmanns Dilemma“) und Bestsellerautor Axel Hacke mit seinem „Kleinen Erziehungsberater“, beide schon Anfang der neunziger Jahre. Man muss sagen, dass sie beide unerreicht geblieben sind, obwohl seitdem Legionen von Vätern mit eigenen Büchern nachgezogen haben. Und weil man nicht immer nur erzählen kann, wie toll und lustig das Vatersein ist, gibt es natürlich auch das Gegenteil: „Das geht gar nicht“ heißt ein Buch, in dem zwei Väter in empörtem Tonfall von den gesellschaftlichen Zumutungen der Vaterschaft berichten.

Längst hat die Papa-Fraktion auch die Bloggerszene erobert. Ein paar Dutzend Seiten gibt es, sie heißen „Papa-Online“ oder „New Kid and the Blog“. Kein Vergleich allerdings zu den Hunderten von Mütter-Blogs, die oft rosa eingefärbt und deren Beiträge stets mit ungezählten Emoticons gewürzt sind. Bei den Vätern geht es übrigens weniger um Kinder. Ihr Interesse gilt Wichtigerem: ihnen selbst.

Arno Makowsky

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