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Tropensturm "Maria" wütet in Puerto Rico.
© Reuters

Karibikinsel ohne Strom: Hurrikan „Maria“ verwüstet Puerto Rico

Hurrikan „Maria“ ist über die Karibik hinweggefegt und hat wie befürchtet schwere Schäden hinterlassen. Mindestens 18 Menschen starben.

Überflutungen, zerstörte Häuser, ein landesweiter Stromausfall: Die Karibikinsel Puerto Rico ist von einem der stärksten Stürme ihrer jüngsten Geschichte getroffen worden. Hurrikan „Maria“ raste am Mittwoch (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten bis zu 250 Stundenkilometern über das US-Außengebiet hinweg. Mindestens ein Mensch starb, wie Gouverneur Ricardo Rosselló dem US-Sender CNN bestätigte. Landesweit brach das Stromnetz zusammen. Es werde im schlimmsten Fall Monate dauern, bis die rund 3,4 Millionen Bewohner wieder Elektrizität hätten.

Das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami gab in der Nacht zu Donnerstag immerhin Entwarnung für die Insel. Der Sturm der Stärke 3 bewege sich rund 85 Kilometer von der im Osten gelegenen Stadt Punta Cana mit bis zu 185 Kilometern pro Stunde nordostwärts und solle am Donnerstag an der Dominikanischen Republik vorbeiziehen. Danach werde sich „Maria“ weiter in Richtung Bahamas bewegen. Unklar ist noch, ob der Hurrikan am Wochenende das US-Festland treffen könnte.

Präsident Donald Trump rief für Puerto Rico den Katastrophenfall aus, die Insel sei "völlig ausgelöscht" worden.

Schwere Verwüstungen auf mehreren Karibikinseln

Der Sturm hatte auf seinem Zug durch die Karibik auch schwere Verwüstungen auf der Insel Dominica und im französischen Überseegebiet Guadeloupe angerichtet. In Dominica starben nach Angaben der Behörden mindestens 15 Menschen, in Guadeloupe wurden zwei Tote gemeldet.

Auf Dominica wurden nach Angaben Skerrits am Donnerstag noch immer 20 Menschen vermisst. Der Sturm war am Montag als Hurrikan der stärksten Kategorie über die kleine Insel mit 72.000 Einwohnern hinweggefegt. Seitdem war das Land praktisch vom Rest der Welt abgeschnitten. "Es ist schlimmer als ein Kriegsgebiet", sagte Skerrit. "Wenn es keine weiteren Todesopfer gäbe, wäre das ein Wunder." Gegenwärtig gebe es keine Wasser- oder Stromversorgung und nur sehr begrenzte Kommunikationsmöglichkeiten, sagte der Regierungschef. Dringend benötigte Produkte wie Babynahrung oder Hygieneartikel müssten mit Helikoptern auf die Insel geflogen werden. Skerrit selbst musste während des Sturms gerettet werden, nachdem der starke Wind das Dach seiner Residenz mit sich gerissen hatte.

Auch auf auf der Insel Guadeloupe hatte "Maria" gewütet. Dort starben nach Behördenangaben zwei Menschen, zwei weitere wurden vermisst.

500 Notunterkünfte auf der ganzen Insel eingerichtet

Hurrikans entstehen, wenn das Wasser der Ozeane mindestens 26 Grad warm ist und stark verdunstet. Dann steigt feuchte, warme Luft nach oben, die zu wirbeln beginnt und dem Sturm Energie gibt.

In Puerto Rico verwandelten sich durch „Maria“ binnen eines Tages Straßen in Flüsse, Hausdächer flogen umher, Autos wurden wie Spielzeug umgeworfen und zahllose Bäume entwurzelt. „Puerto Rico wird, wenn wir das überstanden haben, definitiv eine zerstörte Insel sein“, sagte der Direktor der Notfallbehörde, Abner Gómez. Es wurden 500 Notunterkünfte auf der ganzen Insel eingerichtet. Puerto Rico wurde zuletzt 1928 von Hurrikan „San Felipe“ stark getroffen.

Der Gouverneur des US-Außengebiets, Ricardo Rosselló, sprach vom "zerstörerischsten Sturm des Jahrhunderts". Das Telefonnetz sei teilweise zusammengebrochen, die Energieversorgung völlig, sagte er im Fernsehsender CNN. Es könne Monate dauern, bis die Schäden wieder behoben seien, sagte Rosselló.

Gouverneur Rosselló sagte CNN, ein Mann sei von einem Brett erschlagen worden, das der starke Wind von einem Haus gerissen habe. Über weitere Opfer sei noch nichts bekannt. „Wir haben immer noch kaum Informationen“, erklärte er. Es sei noch nicht möglich, mit dem Südosten der Insel Kontakt aufzunehmen.

Am frühen Donnerstagmorgen hatte "Maria" vom Festland wieder in Richtung Meer abgedreht - in Puerto Rico wurde nach und nach das ganze Ausmaß der Zerstörung deutlich. Noch bis Samstag wurde mit schweren Regenfällen gerechnet, einige Straßen waren von Schlamm überflutet und mit Bäumen, Straßenschildern und Stromkabeln übersät. "Unser Leben, so wie wir es kannten, hat sich verändert", sagte die Bürgermeisterin der Hauptstadt San Juan, Carmen Yulín Cruz. Zehntausende Menschen hatten in San Juan Zuflucht in Notunterkünften gesucht. Die Regierung hatte vorab landesweit rund 500 Notunterkünfte für 67.000 Menschen eingerichtet.

„Das ist ein Sturm ohne Beispiel.“

Gouverneur Rosselló verhängte zudem eine nächtliche Ausgangssperre von sechs Uhr abends bis sechs Uhr morgens, die bis Samstag gelten soll. Er rief zur Ruhe auf und sprach von „schwierigen Tagen für Puerto Rico“. Rosselló forderte US-Präsident Donald Trump auf, für die gesamte Insel den Katastrophenzustand zu erklären, um rasche Hilfsmaßnahmen zu veranlassen. „Das ist ein Sturm ohne Beispiel.“

Noch ist der Flughafen von San Juan geschlossen. „Es gibt einige Schäden, aber der Flughafen ist nicht zerstört worden, wie es in sozialen Medien verbreitet worden ist“, teilte der Flughafen mit.

Der für die Zusammenarbeit mit der US-Regierung zuständig Carlos Mercader sagte, dass es schnelle Unterstützung aus den USA geben solle. Starke Winde und der Regen seien aber ein Hindernis. Es gebe eine Reihe von Flugzeugen und Schiffen, „die bereit sind, ihren Einsatz zu starten, um mit aller Kraft den Wiederaufbau zu beginnen“, sagte Mercader dem US-Sender CNN.

Trump schrieb auf Twitter: „Gouverneur Ricardo Rosselló - wir sind bei Ihnen und den Menschen in Puerto Rico. Bleibt in Sicherheit!“ UN-Generalsekretär António Guterres ließ mitteilen: „Die Vereinten Nationen stehen bereit, um allen von diesem jüngsten Hurrikan betroffenen Nationen und Territorien zu helfen.“

Puerto Rico („Reicher Hafen“) ist das größte Außengebiet der USA. Die Einwohner sprechen mehrheitlich Spanisch. Die östlichste Insel der Großen Antillen ist mit rund 9000 Quadratkilometern in etwa so groß wie Zypern. Puerto Rico stand zuletzt mehrfach am Rand der Pleite und war auf Hilfe aus Washington angewiesen.

Als assoziierter Freistaat gehört Puerto Rico aber nicht zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Bewohner sind US-Bürger, dürfen aber nicht an der Präsidentschaftswahl teilnehmen. Im Juni sprachen sich die Bürger in einem Referendum dafür aus, dass die Insel der 51. Bundesstaat der USA werden soll. Doch das letzte Wort hat hier der US-Kongress. (dpa, AFP)

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