zum Hauptinhalt
Zerstörerische Naturgewalt: Satellitenaufnahmen des Hurrikan "Irma" zeigen das Ausmaß des Tropensturms.
© dpa
Update

Katastrophenalarm: Hurrikan "Irma" trifft auf Karibikinsel Barbuda

Hurrikan „Irma“, der stärkste in der Region je registrierte Tropensturm, trifft auf den Kleinen Antillen erstmals auf Land. Und nimmt jetzt Kurs auf Florida.

Es ist einer der stärksten Tropenstürme, der je in der Region registriert wurde: Mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 295 Stundenkilometern ist der Hurrikan "Irma" in der Karibik auf Land getroffen. Das Auge des Sturms erreichte die zu den Kleinen Antillen gehörende Insel Barbuda am Mittwoch um 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA mitteilte. Der Sturm der höchsten Hurrikan-Kategorie fünf bewegte sich weiter nach Nordwesten in Richtung Virgin Islands und Puerto Rico.

Der Sturm riss die Dächer von einigen Häusern auf Barbuda weg, wie der „Antigua Chronicle“ auf Facebook berichtete. Weitere Informationen über Schäden oder mögliche Opfer lagen zunächst nicht vor. Auch von Barbudas Nachbarinsel Antigua gab es zunächst keine Berichte, der Sturm zog etwa 65 Kilometer nördlich an der Insel vorbei. Direkt nach dem Durchzug des Hurrikans sollten Hilfslieferungen auf den Inseln eintreffen. In Venezuela und Miami würden jeweils zwei Flugzeuge mit Hilfsgütern auf Abruf bereitstehen, sagte der Premierminister von Antigua und Barbuda, Gaston Browne, der Zeitung „The Daily Observer“.

Am Dienstagabend hatte es Hurrikanwarnungen für Antigua, Barbuda, Anguilla, Montserrat, St. Kitts und Nevis, die niederländischen Inseln Saba, Sint Eustatius, Sint Maarten, die französischen Überseegebiete Saint-Martin und Saint-Barthélemy, die Britischen Jungferninseln, die US-Jungferninseln, Teile Puerto Ricos und der Dominikanischen Republik.

Verbarrikadierte Geschäfte, abgesagte Flüge

Sorge vor "Irma": Ein Kunde deckt sich in Florida mit den letzten Benzinkanister in einem Baumarkt ein.
Sorge vor "Irma": Ein Kunde deckt sich in Florida mit den letzten Benzinkanister in einem Baumarkt ein.
© Stephen M. Dowell/dpa

Die Menschen dort bereiten sich auf einen der stärksten Hurrikans der vergangenen Jahrzehnte vor. In Süd-Florida, wo der Wirbelsturm am Samstag erwartet wird, wurden erste Schulen geschlossen. Am Dienstag warnte das Nationale Hurrikanzentrum in den USA, der Hurrikan der höchsten Stufe fünf könne katastrophale Schäden anrichten. Es sei mit über drei Meter hohen Wellen, starkem Regen und Erdrutschen zu rechnen.

Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rosselló Nevares rief den Notstand aus und aktivierte die Nationalgarde. „Ein so gefährliches Wetterphänomen hat Puerto Rico noch nie gesehen“, sagte der Regierungschef. Die Küstenregionen wurden evakuiert. Die Behörden richteten 456 Notunterkünfte mit Kapazitäten für mehr als 63.000 Menschen ein. In der puerto-ricanischen Hauptstadt San Juan verbarrikadierten Ladenbesitzer ihre Geschäfte mit Holzplatten. American Airlines setzte drei zusätzliche Flüge von San Juan, St. Kitts und St Marten nach Miami ein, um Menschen aus der Gefahrenzone auszufliegen. Andere Fluggesellschaften sagten Flüge in die Region ab. Auf den amerikanischen Virgin-Inseln verhängte der Gouverneur, Kenneth E. Mapp eine 36-stündige Ausgangssperre, wie CNN berichtet.

Frankreichs Regierung schlägt Alarm

Weil sich tausende Menschen auf französischen Karibikinseln noch nicht vor dem Hurrikan in Sicherheit gebracht haben, hat die Regierung in Paris Alarm geschlagen. Die Ministerin für die französischen Überseegebiete, Annick Girardin, äußerte sich am Mittwoch "höchst besorgt": "Wenn wir überhaupt noch eine Botschaft weitergeben können, dann die, sich so gut wie möglich zu schützen und auf die Ratschläge und Anweisungen zu hören." Nach Angaben aus Girardins Umfeld weigerten sich zuletzt auf den Inseln Saint-Martin und Saint-Barthélémy in den Kleinen Antillen 7000 Menschen, sich in Schutz zu begeben. Auf Twitter wies das Innenministerium die Einwohner daher nachdrücklich an, auf keinen Fall ihre Häuser oder Wohnungen verlassen. Es sei unter Androhung von Strafen verboten, zu Fuß oder mit dem Auto unterwegs zu sein.

Voraussichtlicher Verlauf des Tropensturms "Irma".
Voraussichtlicher Verlauf des Tropensturms "Irma".
© AFP

Auch Florida Keys werden evakuiert

„Irma“ ist einer der stärksten jemals registrierten Tropenstürme in der Region. Vergleichbare Windgeschwindigkeiten wurden bislang nur bei Hurrikan „Wilma“ 2005 und Hurrikan „Allen“ 1980 gemessen, wie der US-Fernsehsender CNN berichtete.

Das französische Innenministerium forderte die Küstenbewohner der Überseegebiete Saint-Martin und Saint-Barthélemy auf, ihre Häuser zu sichern und die Gefahrenzone zu verlassen. „Die Lage ist für alle sehr gefährlich“, hieß es in der Mitteilung. „Sicherheit und Solidarität haben Vorrang, die nächsten 48 Stunden werden sehr schwer.“

Die niederländische Regierung schickte rund 100 Soldaten auf die bedrohten Karibikinseln Sint Maarten, Sint Eustatius und Saba. Zudem seien zwei Marineschiffe mit weiteren Soldaten und Hilfsgütern in der Region bereitgestellt worden, teilte das Verteidigungsministerium mit.

In seinem Verlauf könnte der Sturm auch die Dominikanische Republik, Kuba, Haiti und die Bahamas bedrohen. Urlauber müssten mit starkem Regen und Wind rechnen, in deren Folge es zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen kann, teilte das Auswärtige Amt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen für mehrere Karibikstaaten hin.

Touristen wurden aufgefordert, die Südwestspitze Floridas einschließlich der Inselkette Florida Keys zu verlassen. Nach Angaben der Behörden sollte die Abreise für Besucher von Mittwochmorgen an verpflichtend werden. Später sollten auch Einwohner zum Verlassen des Gebietes aufgefordert werden. „Wenn es jemals in den Keys einen ernstzunehmenden Sturm gegeben haben sollte, dann diesen“, sagte Martin Senterfitt vom Katastrophenschutz des Bezirks Monroe County am Dienstag. „Je eher die Leute gehen, desto besser.“

Auf „Irma“ könnte auch direkt ein weiterer schwerer Sturm folgen, warnte das US-Hurrikanzentrum in Miami am Mittwoch auf Twitter. Der Tropensturm „José“ könne sich am Mittwochabend zu einem Hurrikan entwickeln und am Wochenende die derzeit von „Irma“ betroffenen Inseln erreichen. Es wäre der dritte schwere Sturm innerhalb weniger Tage. Erst am 25. August war der Sturm „Harvey“ auf die osttexanische Küste getroffen und hatte weite Gebiete unter Wasser gesetzt. (Tsp,dpa,Reuters)

Zur Startseite