Müll-Tsunami in Lateinamerika: Honduras' Strände ersticken in Tonnen von Abfall
Die Strände in Honduras ersticken in Tonnen von Abfall aus dem Nachbarland Guatemala. Die Menschen vor Ort kämpfen vergeblich gegen die stinkende Lawine an.
Auf das, was am Strand von Omoa seit Wochen ankommt, würden die Bewohner der honduranischen Hafenstadt nur allzu gerne verzichten. Es ist ein endloser Tsunami aus Müll. Gespeist wird er aus dem Nachbarland Guatemala. Über den Fluss Motagua, an dessen Ufern Hunderte, wenn nicht gar Tausende kleine illegale Mülldeponien für ständigen Nachschub sorgen. Die Dimension ist erschreckend. Bei einer ersten Reinigungsaktion befreiten die Honduraner den Strand von Dutzenden Tonnen von Müll. Doch der stinkende, dreckige Strom von Plastik, Kleidung, gebrauchten Hygieneartikeln und Nahrungsresten versiegt einfach nicht. In dieser Woche kam der nächste Schub. Wieder sind es Hunderte Tonnen, die sich über den rund 500 Kilometer langen Fluss erst durch Guatemala und dann ins karibische Meer ergießen. Von da aus schwappt die stinkend-giftige, wabbelige Masse an die Strände von Omoa.
Die Müllmengen sollen so groß sein, dass sich unweit der honduranischen Karibikinsel Roatán die Anfänge einer künstlichen Plastikinsel gebildet haben sollen, berichten lokale Anwohner. Die Insel Roatán ist als Teil des riesigen mesoamerikanischen Riffs bekannt für ihre Strände, Tauchplätze und Meeresbewohner. Unter anderem gibt es hier Walhaie. Sie sind von dem Müll akut bedroht.
Unzureichende Entsorgung
Neben der unzureichenden Müllentsorgung in Guatemala scheint auch der Klimawandel nicht ganz unschuldig an der Entwicklung zu sein. „Wir haben allein in den ersten zwei Wochen 60 Tonnen Müll eingesammelt“, heißt es in einer Stellungnahme des guatemaltekischen Umweltministeriums. „Aber der starke Regen sorgt dafür, dass die Müllmengen, die in den Fluss gelangen, ansteigen.“ Tatsächlich haben die Tropenstürme der letzten Wochen Tonnen von Regenwasser über Mittelamerika entladen. In einigen Regionen deutlich mehr als sonst üblich. Auf dem Boden angekommen, schwemmen sie die Abfälle der illegalen Müllhalden in den Fluss. Von da aus ins Meer, und am Ende der „Lieferkette“ stehen dann die verzweifelten Einwohner von Omoa in Honduras.
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Müllmenge ist zu groß
Guatemala habe zwar Anfang des Jahres eine Abfangeinrichtung für das Auffangen des Mülls eingeweiht, doch die Menge an Müll sei wegen der starken Regenfälle zu groß gewesen, springt der honduranische Direktor des Projektes „Pro-Rio Motagua“ Kessel Rosales Menjivar seinen Kollegen bei. So lange es aber weiterhin illegale Mülldeponien entlang des Flusses gebe, werde das Problem nicht gelöst werden können. Rosales Menjivar kündigte an, gemeinsam mit verschiedenen Institutionen, darunter auch die honduranische Marine, nach Lösungen zu suchen, um die Strände von den Tonnen von Müll zu säubern. Es habe bereits erste Reinigungstage gegeben.
Bereits im vergangenen Jahr kündigten die Regierungen beider Länder an, das Problem in den Griff bekommen zu wollen, allerdings ohne Erfolg. Nun wollen sich Honduras und Guatemala erneut zusammensetzen, um ein entsprechendes Abkommen zu unterzeichnen, dessen Ziel ein nachhaltiges Müllmanagement sein soll. Doch Absichtserklärungen helfen den Menschen in Omoa nicht weiter. Was sie brauchen, ist eine funktionierende Müllentsorgung und Wiederaufbereitung, sodass der Fluss Motagua nicht dauerhaft zu einer vergifteten Lebensader für die ganze Region wird.
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