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Das ist ein so genanntes Grid Girl bei der Formel 1.
© imago/HochZwei

Matthies meint: Hingucker neben heißen Reifen

Was bitteschön sind "Grid Girls"? Sie werden jetzt abgeschafft. Unser Kolumnist erklärt mal, worum es dabei geht. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Grid Girls: Hostessen, „die als fester Bestandteil des Streckenpersonals im Motorsport zu Promotionszwecken eingesetzt werden“, danke ans Internet für die Information. Sie kommt leider zu spät, denn kaum wissen wir über den Begriff Bescheid, wird er abgeschafft. Grid Girls, das waren die jungen, leichtbekleideten Frauen auf High Heels, die in der Formel 1 unter anderem die Aufgabe hatten, die Champagnerdusche vom Siegertreppchen abzufangen. Oder, wie „sport1.de“ beklagt: „Die Hingucker abseits der Strecke verleihen den heißen Reifen und mächtigen Motoren stets einen besonderen Reiz.“

Allein diese Formulierung sollte genügen, um den Sinn der Abschaffung deutlich werden zu lassen. Hier kracht und knattert eine angebliche Tradition, die zur Karikatur ihrer selbst geworden ist, so zeitgemäß wie Besetzungscouch und Haushaltsvorstand. Niki Lauda hat über die Entscheidung pflichtgemäß gemosert, er darf das – aber generell wird man wohl sagen müssen, dass Tradition nicht alles sein kann im Leben. Das Rauben fremder Frauen zum Beispiel ist längst illegal in den meisten Teilen der Welt, obwohl es unter den Neandertalern vermutlich ein geschätzter Zeitvertreib war.

Die Zeiten ändern sich

Will sagen: Die Zeiten ändern sich, allerdings gilt heutzutage viel normaler und vernünftiger Wandel immer gleich als Kniefall vor der „politischen Korrektheit“ und wird Angela Merkel angelastet, die mit der Formel Eins aber garantiert nichts am Hut hat. Der gängige Schmäh zur Entscheidung mit den Grid Girls lautet übrigens: „Dann verhängen sie demnächst bei den Rennen sicher auch ein Tempolimit!“

Nein: Tun sie nicht. Ob es nun aber Sinn ergibt, dass die Girls nun durch „Grid Kids“ ersetzen werden, die dann wie die Kinder im Fußballstadion irgendwie für Nachwuchs und Generationenverbund und Glitzertränchen stehen sollen? Es werde sich um Kinder handeln, die schon erste Rennerfahrungen beispielsweise in Go-Karts gesammelt haben, heißt es. Na schön. Allerdings muss dann beim nächsten Rennen die Champagnerdusche durch Zitronenbrause oder einen schönen batschigen Smoothie ersetzt werden, das gibt sicher wieder Ärger. Niki Lauda wird sich noch ein paar Mal ärgern müssen.

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