Neue Runde im Streit um Londoner Flughafen: Heathrow hat die besten Karten
Seit Jahren wird eine Lösung für die überlasteten Londoner Flughäfen gesucht. Kaum ein Thema echauffiert die britischen Politiker mehr
Jahrelang prüfte und beriet die Londoner Flughafenkommission, wie Londons überlastetes Flughafen-Netzwerk ausgebaut werden kann. Nur Minuten, nachdem sie am Mittwoch ihre Entscheidung für eine dritte Nordwest-Landebahn für London-Heathrow bekannt gegeben hatte, schoss Bürgermeister Boris Johnson die Vorschläge schon ab. „Diese Landebahn wird nie gebaut“, sagte er. Der Tory-Abgeordnete Zac Goldsmith, aussichtsreichster Bewerber für die Nachfolge Johnsons bei der Bürgermeisterwahl im nächsten Jahr, legte nach: „Mit der Heathrow-Erweiterung kann London seine Emissionsziele nie erfüllen.“
Die vom ehemaligen Leiter der London School of Economics und künftigem Vorsitzenden der Royal Bank of Scotland, Howard Davies, geleitete Kommission identifizierte Heathrow als wirtschaftlich sinnvollste Ausbau-Option. Heathrow ist einer der am stärksten genutzten Flughäfen der Welt, er ist stadtnah, hat die besten Verbindungen ins Landesinnere und ist eine Hauptdrehscheibe auch für Lufttransporte.
Doch der Superflughafen in der Themsebucht?
„Heathrow liefert die Langstreckenverbindungen zu neuen Märkten, die für die Zukunft der britischen Wirtschaft so wichtig sind“, sagte Davies. Seine Entscheidung kommt den Lobbyisten der Londoner Großunternehmen entgegen, die seit Jahren auf eine Beseitigung der Flaschenhälse im Londoner Luftverkehr drängen. „Nun muss die Regierung handeln. 2020 müssen die Bagger anfangen“, sagte der Chef des Unternehmerverbands CBI, John Cridland.
Umweltschützer, Sicherheitsexperten und Londoner Politiker dagegen haben unverzüglich den Kampf gegen die dritte Heathrow-Landebahn aufgenommen. Das Vorhaben war bereits 2010 auf Eis gelegt worden, als Wahlkämpfer David Cameron „ohne Wenn und Aber“ versprach, es werde die dritte Landebahn mit einer Tory-Regierung nie geben. Aber Schatzkanzler George Osborne gilt als Befürworter. Außer Europa gibt es kein Thema, das die Regierungspartei so spaltet.
Die Regierung will im Herbst entscheiden. Boris Johnson aber prophezeite: „Wir werden mit dieser Entscheidung in der Warteschleife fliegen und fliegen und am Ende doch auf einem Flughafen in der Themsebucht landen.“ Gemeint ist sein Vorschlag eines Superflughafens östlich von London. Die Kommission hatte ihn als zu teuer abgelehnt.