TV-Interview mit Oprah Winfrey: Harry und Meghan setzen ihr Verhältnis zum Königshaus aufs Spiel
Der US-Sender CBS strahlt am Sonntag ein Interview mit Herzogin Meghan aus. Bereits die vorab veröffentlichten Auszüge sorgen für viel Aufsehen.
Prinz Harry und seine Frau Meghan leben seit vergangenem Jahr in Kalifornien, weit weg vom Buckingham-Palast. Doch die Wirkung ihres Interviews mit US-Starmoderatorin Oprah Winfrey reicht bis ins ferne Vereinigte Königreich und könnte das Verhältnis des Paares zu den Royals langfristig verderben. In London wird damit gerechnet, dass Meghan sich in dem Gespräch, das am Sonntag (Ortszeit) vom US-Sender CBS ausgestrahlt wird, ausführlich über ihre Behandlung durch den Palast beklagt.
Schon die vorab veröffentlichten Interviewauszüge haben es in sich. Meghan entgegnet in einem der Clips auf die Frage, was die Royals von diesem Interview halten werden, sie wisse nicht, wie das Königshaus erwarten könne, „dass wir nach dieser ganzen Zeit einfach weiter still sind, wenn Die Firma sich aktiv daran beteiligt, ständig Falschaussagen über uns zu verbreiten“.
Die Äußerung wurde veröffentlicht einen Tag nachdem die „Times“ über Mobbingvorwürfe früherer Palast-Angestellter gegen Meghan berichtet hatte. In ungewöhnlicher Offenheit bestätigte der Palast die Vorwürfe gegen die 39-Jährige und kündigte an, ihnen nachzugehen. Meghan ließ zu dem Bericht erklären, sie sei „traurig über diesen jüngsten Angriff auf ihre Person“. Ihre Anwälte hielten der „Times“ vor, vom Buckingham-Palast „benutzt“ worden zu sein.
Das Verhältnis von Harry und Meghan zu britischen Medien ist ohnehin gespannt - nicht zuletzt wegen des frühen Tods von Harrys Mutter Diana nach einer Verfolgungsjagd von Paparazzi. Andererseits nutzen die beiden selbst die Medien, um ihrer Sicht Gehör zu verschaffen. Royals-Experte Richard Fitzwilliams wirft dem Paar vor, es sei „kurzsichtig“ gewesen, dass es den Palast mit dem Winfrey-Interview „überrumpelt“ habe.
Es sei eine Sache, die Medien und womöglich den Hof „herunterzumachen“, sagt Fitzwilliams. Wenn Meghan und Harry aber andere Mitglieder der Königsfamilie „persönlich“ angingen, werde „dies ihre Beziehung zu ihnen für die absehbare Zukunft bestimmen“.
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Harry und Meghan hatten sich vor gut einem Jahr überraschend aus der ersten Reihe des britischen Königshauses zurückgezogen. Vergangenen Monat teilte der Buckingham-Palast mit, dass ihr Rückzug endgültig sei.
Nach dem „Megxit“ lebt das Paar mit seinem fast zwei Jahre alten Sohn Archie mittlerweile in Meghans Heimat Kalifornien und steht finanziell auf eigenen Beinen. Von der königlichen Familie lassen sich die beiden offenbar nicht mehr reinreden.
Sie halten sich nicht mehr an das der Queen zugeschriebene Mantra: „Never complain, never explain“ - „Niemals beschweren, niemals erklären“. Tatsächlich sind die frühere US-Schauspielerin und der Queen-Enkel durchaus mediengewandt.
Fitzwilliams warnt allerdings, dass schon mehrfach intime Interviews von Royals zu „Katastrophen“ gerieten. So musste sich Harrys Onkel Prinz Andrew von seinen öffentlichen Aufgaben als Royal zurückziehen, nachdem er 2019 in einem Interview seine Freundschaft mit dem US-Geschäftsmann und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein verteidigt hatte.
Harrys Vater Charles blamierte sich 1994 mit einem Interview, in dem er bekannte, während der Ehe mit Diana fremdgegangen zu sein. Dianas ausführliches Interview im folgenden Jahr, in dem sie vor 22,8 Millionen Zuschauern offen über ihre kaputte Ehe mit dem britischen Thronfolger sprach, gilt hingegen als gelungene Eigen-PR.
Das Timing für die Ausstrahlung des schon vor Wochen aufgezeichneten Interviews mit Harry und Meghan ist jedoch denkbar schlecht. Am Sonntag wird eine sicherlich staatstragende Rede von Königin Elizabeth II. zum Commonwealth-Tag im britischen Fernsehen übertragen. Außerdem wurde am Donnerstag bekannt, dass sich ihr 99-jähriger Mann Prinz Philip nach zwei Wochen im Krankenhaus einer Herz-OP unterziehen musste. Royals-Expertin Penny Junor sagte in der BBC zu einem perfekten Zeitpunkt für das brisante Interview: „Ich bin nicht sicher, ob es den gibt.“ (AFP)