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Auch 2015 haben Sprachwissenschaftler wieder das Unwort des Jahres gekürt: "Gutmensch".
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Update

Darmstadt: "Gutmensch" ist "Unwort des Jahres 2015"

Das "Unwort des Jahres 2015" heißt "Gutmensch". Das gab die Jury am Dienstag in Darmstadt bekannt. "Gutmensch" folgt also auf "Lügenpresse" und "Sozialtourismus".

„Gutmensch“ ist das „Unwort des Jahres 2015“. Das teilte die Sprecherin der „Unwort“-Jury, die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich, am Dienstag in Darmstadt mit. Das Schlagwort in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe diffamiere „Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus“, hieß es zur Begründung. Die Aktion gibt es seit 1991. „Gutmensch“ ist damit das 25. „Unwort“. „Die Verwendung dieses Ausdrucks verhindert einen demokratischen Austausch von Sachargumenten“, sagte Janich. Der Ausdruck „Gutmensch“ wurde 64 Mal und damit am dritthäufigsten eingesendet.

1644 Einsendungen waren eingegangen, mehr als in den Jahren 2014 (1246) und 2013 (1340). Für die sprachkritische Jury standen Schlagworte zum Thema Flüchtlinge zur Diskussion, wie etwa „Flüchtlingskrise“ oder „Asylkritiker“. Derartige Begriffe galten als aussichtsreich. Die Jury könne dieses Thema kaum ignorieren, meinte die Sprachwissenschaftlerin Nina Janich als deren Sprecherin.

Bei den Einsendugen für das „Unwort“ sei noch nie ein Thema so präsent gewesen. Die Jury entscheidet aber unabhängig. Das Gremium richtet sich auch nicht nach der Häufigkeit der Vorschläge. Es besteht im Kern aus vier Sprachwissenschaftlern und einem Journalisten. Das „Unwort des Jahres 2014“ war „Lügenpresse“, ein Begriff, der vor allem vom islam- und fremdenfeindlichen Pegida-Bündnis genutzt wird. Im Jahr davor war es „Sozialtourismus“, 2012 „Opfer-Abo“. DDie Aktion will für Sprache sensibilisieren und auf undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden Gebrauch aufmerksam machen. Neben dieser Jury wählt davon getrennt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden das „Wort des Jahres“.

Für mich ist ein Gutmensch jemand, der in erster Linie nicht hilft um Anderen zu helfen, sondern unreflektiert vermeintlich Gutes tut, um ein persönliches Gefühl zu befriedigen und sich damit in die Position einer moralischen Überlegenheit zu bringen.

schreibt NutzerIn schnuffi

Für 2015 entschied sie sich für den Begriff „Flüchtlinge“. Bei den Einsendungen für 2015 waren Begriffe zum Thema Flüchtlinge zwar seltener eingeschickt worden als etwa Worte wie „Lärmpausen“ (165 Mal) oder „Willkommenskultur“ (113 Mal). Bezeichnungen wie „Flüchtlingskrise“ (42 Mal) und „Asylkritiker“ (27 Mal) kommen gemessen an den „Unwort“-Kriterien aber eher in Betracht, wie Janich sagte. (dpa)

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