Ernährung in Deutschland: Grillen ist das neue Kochen
Das Geschäft rund um den Rost boomt in Deutschland wie noch nie. Längst geht es nicht mehr nur um die Zubereitung von Fleisch und Würstchen.
Angesichts der Wettervorhersagen können Hobbygrillmeister freudig die Grillzange schwingen. Der September bringt noch den ein oder anderen Spätsommertag. Am Mittwoch und Donnerstag sorgt das Hoch Johannes laut Deutschem Wetterdienst für Temperaturen von 26 bis 30 Grad. Und so soll es in den folgenden Tagen auch erst einmal weitergehen. Das heißt, dass der Grill nicht schon in Keller oder Garage verschwinden muss und Barbecue-Freunde sich auch weiterhin um Holzkohle-, Elektro- oder Gasgrill versammeln können und brutzeln, wenden und räuchern, was das Zeug hält.
Das freut auch die Grillindustrie. Sie frohlockt, dass sich die Deutschen das Grillen allerhand kosten lassen. 1,2 Milliarden Euro Jahresumsatz hat die German Barbecue Association (GBA) für Grillausrüstung, Zubehör und Grillgut ausgerechnet.
Vom Einweggrill bis zur luxuriösen Außen-Küche kann der Handel jedem etwas bieten. Bei den meisten deutschen Hobbygrillmeistern aber steht der gute alte Holzkohlegrill nach wie vor am höchsten in der Gunst, berichtet Ernst Büttner, Sprecher der GBA, dem zuständigen Verband in allen Fragen und Problemen rund um Bratwurst und Nackensteak. Denn schließlich sei das archaische Grillen ein Erlebnis, direkt am offenen Feuer oder eben an der heißen Glut. Auf Platz zwei aber rangiert gleich der Elektrogrill und gerade komme auch der Gasgrill immer mehr. „Er ist sauber, es geht ruckzuck und man kann die Hitze nach Gusto regeln“, sagt Büttner.
Experimentierfreudig seien die Deutschen auch bei der Auswahl an Grillgut geworden, sagt Büttner, wie früher komme schon längst nicht nur Fleisch auf den Rost, sondern auch allerhand Gemüse und je nach Nähe zu Gewässern auch frischer Fisch. Und natürlich behaupten sich heutzutage auch Vegetarier und Veganer am Grillrost, schließlich gibt es ja auch allerlei Alternativen zu brutzelndem Fleisch über der Glut. Ob hier aber ein Trend sichtbar sei, ist sich Büttner nicht sicher: „Vielleicht redet da die Industrie, die die Produkte auf den Markt bringt, auch einen Trend herbei.“
Die Fleischer bieten jetzt auch Fleischersatzprodukte an
Die deutschen Fleischer jedenfalls haben reagiert und aufgerüstet. Sie bieten neben den nach wie vor besonders beliebten Schweinesteaks und der klassischen Grillwurst sogenannte „Fleischersatzprodukte“ an, also Würstchen, die wie Würstchen aussehen, sich auf dem Grill auch wie solche verhalten, aber gar nicht aus Fleisch hergestellt werden. „Das ist dann eben für die Veganer und Vegetarier, die am Grill auch eine Wurst bekommen sollen“, sagt Gero Jentzsch vom Deutschen Fleischer-Verband. Insgesamt sehe er aber nicht, dass die Diskussion um Vegetarismus und Veganismus sich in den produzierten Fleisch- und Fleischersatzmengen widerspiegele. Nachfrage von Kunden gebe es aber, denn viele Hobbygriller wollten ein wenig experimentieren. Vegane Burger etwa sind aus der Ladentheke nicht mehr wegzudenken. Ganz anders sei dies noch in Amerika, findet Büttner von der GBA: „Da zählt nur der Fleischberg. Der wird dann vielleicht mit einer Kartoffel serviert, garniert mit Petersilie.“
Einen neuen Trend hat Büttner dennoch ausgemacht: „Snowbecue“. Für die hartgesottenen unter den Grillmeistern heißt es dann bei Kälte und Schnee den Grill anheizen, am besten im eigenen Garten, zur Freude (oder zum Leid) anwesender Esser. Wer dann auch das Grillgut winterlich gestalten möchte, legt halt den ein oder anderen Bratapfel auf den Rost. Die meisten Deutschen aber greifen nach wie vor im Sommer zur Grillzange. Einer Studie des Nielsen Homescan Panel zum Grillverhalten der Deutschen zufolge, grillen zwei Drittel nur bei schönem Wetter, nur 31 Prozent trotzen Wolken und Regen. Fast die Hälfte der 11000 Befragten gibt zudem an, auch regelmäßig alleine zu grillen und das Mahl vom Rost dem aus dem Kochtopf vorzuziehen. Getreu dem Motto: „Grillen ist das neue Kochen.“
Für den Fleischesser unter den Grillexperten hat Büttner noch einen Tipp parat: Wildbret. „Man sollte sich einfach mal an solche Dinge am Grill trauen“, sagt er, außerdem solle man sich mal anschauen, was so ein Tier noch zu bieten hat, im Sinne der ganzheitlichen Verwertung. Rippchen seien nämlich auch was Feines.
Clara Lipkowski
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