Kongo: Gorillas mittendrin
Auch die Menschenaffen leiden unter dem Bürgerkrieg im Kongo. Nun sollen Gorillas besser geschützt werden.
Aus der Luft sieht der Virunga Nationalpark friedlich aus und sehr grün. Doch bei einem genaueren Blick aus dem Fenster der kleinen Propellermaschine fallen immer wieder kahle Stellen ins Auge, wo Bäume wie Mikadostäbe übereinandergefallen sind, oder wo nur noch Büsche wachsen. Das Holz aus einem der ältesten Nationalparks in Afrika im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DRC) ist begehrt. Seit 2007 haben Milizen (CNDP) des abtrünnigen Tutsi-Generals Laurent Nkunda, der gerade wieder die Schlagzeilen beherrscht, etwa die Hälfte des Parks unter ihrer Kontrolle. Erst seit Anfang Dezember ist es den kongolesischen Rangern nach Verhandlungen mit den CNDP-Milizen und den Regierungstruppen gelungen, zumindest eine Gorillazählung zu beginnen, berichten zwei Ranger in ihrem Tagebuch, das der britische Sender BBC auf seiner Homepage regelmäßig veröffentlicht.
Die Vereinten Nationen haben 2009 zum „Jahr des Gorillas“ ausgerufen. Alle vier Gorilla-Arten sollen besser geschützt werden. Das wünscht sich zumindest die berühmte Affenforscherin Jane Goodall, die im kommenden Jahr verstärkt für diese „außergewöhnlichen Wesen“ werben will. Drei der vier Gorilla-Arten sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als vom Aussterben bedroht gelistet. Zu ihnen gehören die Berggorillas, die beispielsweise im Virunga- Nationalpark sowie in Ruanda und Uganda leben. Es sollen insgesamt nur noch etwa 700 sein. Die Cross-River-Gorillas, die in Nigeria und Kamerun leben, sind mit 300 Exemplaren die bedrohteste noch lebende Art. Die östlichen Tieflandgorillas, die vor allem in DRC leben, sind in den vergangenen zehn Jahren von 17 000 auf gerade noch 5000 geschrumpft. Die größte Gruppe sind die westlichen Tieflandgorillas, die mit rund 200 000 Exemplaren noch die größte Verbreitung haben. Sie kommen in Angola, der Zentralafrikanischen Republik, Kamerun, DRC, der Republik Kongo, Gabun und Äquatorial Guinea vor.
Die größten Gefahren drohen den Gorillas durch die Jagd. Etwa eine Million Tonnen „Buschfleisch“ wird jedes Jahr im Kongobecken gejagt, gehandelt und gegessen. Auch die Virunga-Ranger berichten von einer Vielzahl von Fallen, die zwar für Antilopen gelegt werden, in denen sich aber auch immer wieder Gorillas verfangen. In der Provinz Nord-Kivu, zu der der Virunga-Park gehört, sind mehr als eine Milion Menschen auf der Flucht. Viele haben einfach nichts zu essen. Das UN-Umweltprogramm Unep weist nach einer Feldmission im September auch darauf hin, dass der Energiehunger der Flüchtlinge stark dazu beitrage, dass der Wald im Park lichter wird. Vor der jüngsten Fluchtwelle verbrauchten die Menschen in den Lagern rund 600 Tonnen Feuerholz und Holzkohle, um zu kochen und ihre wichtigsten Bedürfnisse zu decken. Unep will nun gemeinsam mit der UN-Flüchtlingsorganisation und Nichtregierungsorganisationen wie dem WWF oder Care daran arbeiten, die Flüchtlinge mit erneuerbaren Energien oder zumindest hocheffizienten Herden zu versorgen, damit der Druck auf den Wald etwas abnimmt. In Liberia ist das vor ein paar Jahren schon einmal erfolgreich erprobt worden. Die effizienten Herde können den Energiebedarf um rund 70 Prozent senken und problemlos vor Ort hergestellt werden.
Aber nicht nur der illegale Einschlag von Holz nagt an den Lebensräumen der Gorillas. Im Osten Kongos setzen auch die vielen Minen den Gorillas zu. Gold beispielsweise wird oft so gefördert, dass ein großes Loch gegraben wird. Die Chemikalien, mit denen das Gold aus dem Gestein gelöst werden soll, werden einfach ausgeschüttet. Dort wächst nicht nur nichts mehr, die Menschen in den Minen sind auch ständig Gesundheitsgefahren ausgesetzt. Die Minenarbeit ist nahezu ausschließlich Handarbeit. Das gilt auch für die Zink-, Uran- oder Koltanminen.
Im Jahr der Gorillas soll nun die bekanntlich ohnehin nicht unterbeschäftigte UN-Friedenstruppe Monuc ab und zu mit den Rangern auf Patrouille gehen. Und Monuc soll relevante Informationen über illegale Entnahmen von Holz oder Mineralien aus dem Park weitergeben. Schützen wird die Truppe die Gorillas kaum können. Sie schafft es ja noch nicht einmal mit den Menschen in Nord-Kivu.
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