"Costa Concordia" im Film: Godard und der Untergang der Bourgeoisie
Altmeister Jean-Luc Godard drehte seinen letzten Film „Socialisme“ auf der „Costa Concordia“. Ein Zufall.
Diese Welt wird an ihrer kapitalistischen Dekadenz zugrundegehen, da ist sich der legendäre französische Filmregisseur Jean-Luc Godard recht sicher. Seine These ist so neu nicht, in Variationen formuliert sie der Altmeister der Nouvelle Vague seit den 60ern immer wieder. Aber was stimmt, kann man ruhig wiederholen. Sein jüngster Film mit dem Titel „Film Socialisme“ hatte 2010 in Cannes Premiere, den ersten Teil des rätselhaften Bilder Triptychons drehte er auf der jetzt havarierten „Costa Concordia“, wie der britische „Guardian“ bemerkte. Quo vadis Europa: Mit der Kamera begab sich der mittlerweile 81-Jährige auf Mittelmeerreise, an die Gestade der Wiege unserer Kultur. Die Stationen: Tanger, Algier, Alexandria, Haifa, Odessa, Hellas, Neapel, Barcelona. Keine Luxusgäste bevölkern das Schiff, sondern Pauschaltouristen aus aller Welt, die Party machen, Supberbingo spielen und sich langweilen. Ein Kritiker schrieb, der Film spiele auf einem Ozeandampfer, „der Titanic heißen könnte“. Aber die „Costa Concordia“ ist kein Luxusdampfer, die Preise sind durchaus erschwinglich.
In die anarchisch verpixelten, halbdokumentarischen Szenen hat Godard eigene Figuren geschmuggelt. Fiktive Geschöpfe, Nazis, Detektive, Agenten. Und reale, einen Philosophen – oder Patti Smith mit Gitarre. Was die Zuschauer in Cannes teilweise störte, war die Tatsache, dass die assoziativen, polyglotten, mysteriösen Bildercollagen vor allem in den beiden anderen Teilen des Films jede Erzähllogik verweigern. Angesichts des Unglücks, der Toten und der unfassbaren Vorgänge um Kapitän und Mannschaft Godards bekommt „Film Socialisme“ eine makabre Note. Bei Godard sinkt das Schiff zwar nicht. Aber wann kommt es schon vor, dass die Realität die Ahnung eines alten genialen Anarchisten übertrifft.
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