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Schwarzer Sinterklaas in den Niederlanden - diskriminierend?
© dpa

Holland und Rassismus: Gericht: Schwarzer Nikolaushelfer ist diskriminierend

Ein Gericht in den Niederlanden hat den schwarzen Sinterklaas als rassistisch bezeichnet. Der Vorwurf des Rassismus ist relativ neu. Viele Niederländer können ihn nicht nachvollziehen.

Dem niederländischen Nikolaus geht es an den Kragen. Wenn er nicht schleunigst seine Helfer anders kostümiert, dann diskriminiert er. Denn jetzt sind seine Schwarzen Pieten eine rassistische Karikatur. Das urteilte am Donnerstag das Verwaltungsgericht in Amsterdam. Nach jahrelangem Streit ist es nun amtlich. Zum ersten Mal bestätigt ein Richter den Rassismus-Vorwurf vieler schwarzer Niederländer. „Ein historischer Beschluss“, so jubelten die Kläger noch im Gerichtssaal. „Das ist eine Erlösung. Ich bin so froh“, sagte Barryl Biekman, der Vorsitzende der Plattform Sklavereigeschichte. Jedes Jahr im November kommt der Nikolaus, der „Sinterklaas“, mit einem Dampfschiff in den Niederlanden an. Nach der Legende bringt er am 5. Dezember den Kindern die Geschenke. Wer kann schon etwas gegen ein unschuldiges Kinderfest haben? Das Problem sind die Helfer des heiligen Mann: Die lustigen „Zwarte Pieten“ mit rot geschminkten dicken Lippen, großen goldenen Ohrringen, bunten Fantasiekostümen, Federn an der Kappe und rabenschwarz angemalt. Genau gegen diese stereotype Figur protestierten viele schwarze Niederländer im vergangenen Jahr. Unterstützt wurden sie sogar von einem UN-Rassismusausschuss. Deren Vorsitzende, Verene Shepherd, sprach von einer „Rückkehr zur Sklaverei“.

Viele Niederländer verstehen die Tradition überhaupt nicht als rassistisch

Eine Welle der Proteste überspülte daraufhin das Land. Über zwei Millionen Niederländer forderten in einer „Pietition“ den Erhalt der Tradition. Es gab Demonstrationen, Bedrohungen, Beschimpfungen. Der Vorwurf des Rassismus ist relativ neu. Viele Niederländer verstehen nicht, warum eine Tradition, die sich nie als rassistisch oder kolonialistisch verstand, plötzlich rassistisch sein soll. Dabei will keiner das Fest abschaffen und den Kindern die Freude verderben. Doch für viele schwarze Niederländer ist Piet längst ein Symbol für den alltäglichen Rassismus geworden: Auf dem Arbeitsmarkt, vor der Disko, durch die Polizei, im Alltag. Die UN-Beraterin Shepherd ist ausgerechnet in dieser Woche in den Niederlanden, um die Lage der Schwarzen zu untersuchen. Die Zwarte-Piet-Tradition gehört dazu. Formal ging es bei diesem Prozess nur um die Genehmigung des Einzuges des Nikolauses. Die war nicht rechtens. Wenn so viele Bürger dies als rassistisch empfinden, so das Gericht, hätte der Bürgermeister prüfen müssen, ob die Tradition nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoße. Das Gericht beruft sich auf Aussagen des nationalen Menschenrechtsausschusses. Auch der hatte kürzlich festgestellt, dass Piet eine rassistische Karikatur ist. „Die Figur des Zwarte Piet (dicke rote Lippen, dumm, Knecht) stellt eine negative Stereotypisierung des schwarzen Menschen dar“, urteilte daher das Gericht. Damit ist das Problem aber nicht gelöst. Denn Zwarte Piet ist nicht verboten. Doch eins scheint nun deutlich. Die Tradition wird sich ändern. „Sinterklaas muss ein Kinderfest bleiben“, sagte auch Sozialminister Lodewijk Asscher in Den Haag. Aber es müsse verändert werden. Den Helfern steht eine radikale Änderung bevor. Kraushaarperücke und Ohrringe können in den Mülleimer. Und das Schwarz kann er sich abschminken. Amsterdamer können sich bereits seelisch darauf vorbereiten: In knapp fünf Monaten können blaue, rote, gelbe und grüne Pieten durch die Grachten ziehen.

In Deutschland gab es Versuche, Weihnachtsmärkte umzubenennen

Was das Verändern von Traditionen im Sinne politischer Korrektheit angeht, gibt es auch in Deutschland Parallelen. So gab es Versuche, den Sankt-Martins-Umzug sowie Weihnachtsmärkte umzubenennen, weil die angeblich muslimische Mitbürger vor den Kopf stoßen. Muslimische Verbände haben aber deutlich gemacht, dass das nicht der Fall ist, und sie es als völlig selbstverständlich ansehen, wenn in christlichen Ländern christliche Feste gefeiert werden. (dpa)

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