10. Jahrestag der Terroranschläge: Gedenken an 9/11: Vereint im Schweigen
Zehn Jahre nach den Terrorangriffen gedachten die Angehörigen in New York der Opfer. Das Memorial-Programm fand unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Es ist ein sonniger Morgen, ganz wie vor zehn Jahren. Der Himmel über Manhattan ist vielleicht etwas mehr bewölkt als damals, und einmal mehr sind die Augen der Welt auf die Südspitze der Metropole gerichtet. Hier, wo vor zehn Jahren Terroristen das World Trade Center in Trümmer legten und 2753 Menschen töteten, wachsen heute neue Türme, dazwischen ein Wald aus jungen Eichen. Auf einer gewaltigen Bühne singt ein Kinderchor aus Brooklyn die Nationalhymne, die Ehrengarde des New York Police Department hisst die Flagge. Präsident Barack Obama und sein Amtsvorgänger George W. Bush sind mit ihren First Ladies gekommen. New Yorks Bürgermeister Bloomberg läutet die erste Schweigeminute ein. Die meisten New Yorker erleben das wie der Rest des Landes und der Welt nur im Fernsehen mit, denn rund um die Gedenkstätte am World Trade Center sind die Straßen abgeriegelt. Es herrscht höchste Sicherheitsstufe.
Der Präsident hält seine Rede in einem schmalen Korridor zwischen zwei dicken Panzerglasplatten, die vor und hinter ihm stehen. Weitere Panzerglasplatten schützen Bush und die First Ladies.
Angesichts glaubhafter, aber unbestätigter Berichte, die es nach Angaben der US-Regierung über neue Angriffspläne der Extremisten-Organisation Al Qaida gibt, befanden sich die Sicherheitskräfte in New York und Washington in höchster Alarmbereitschaft. In Manhattan waren die Sicherheitsvorkehrungen besonders streng. Die Polizei nahm an Zufahrtsstraßen, Tunneln und Brücken Autokontrollen vor, errichtete diverse Straßensperren und verlangte von Passanten Ausweispapiere.
Das Memorial-Programm ist am zehnten Jahrestag deutlich größer und ausführlicher als in früheren Jahren. Und doch ist der Fokus nicht auf die Polit-Prominenz gerichtet, sondern auf die Opfer. Nach einem kurzen Gruß von Bloomberg beginnt die traditionelle Lesung der Namen all derer, die an diesem Tag ihr Leben verloren haben. Mütter und Väter, Söhne und Töchter, Nichten und Neffen lesen die Namen und erinnern daran, dass hinter der Anonymität von Tausenden von Toten auch tausende Gesichter stehen mit tausenden Geschichten.
Präsident Barack Obama trug in seiner kurzen Ansprache Psalm 46 aus der Bibel vor und würdigte die Opfer in einer kurzen Ansprache: „Sie waren unsere Nachbarn, unsere Freunde, unsere Ehemänner, Ehefrauen, Brüder, Schwestern, Kinder und Eltern. Sie waren die, die zur Hilfe geeilt sind.“
George W. Bush las einen Brief von Abraham Lincoln vor, der im amerikanischen Bürgerkrieg einer Mutter schrieb, die fünf Söhne an der Front verloren hatte. „Vielleicht ist Ihnen der Dank dieser Republik ein Trost“, schrieb Lincoln damals, „der Republik, für deren Erhalt Ihre Söhne starben“. Es ist eine etwas merkwürdige Analogie, denn die meisten Opfer zogen an jenem Morgen vor zehn Jahren nicht aus, um ihr Land zu retten. Die Auftritte beider Präsidenten sind kurz. Dann werden wieder Namen vorgelesen, untermalt vom Cellisten Yo-Yo Ma. Dazwischen vier Schweigeminuten. Sie markieren den Moment, als die Flugzeuge die Türme trafen und als die Türme einstürzten. „Wir haben hier gemeinsam geredet und geschwiegen“, sagt Bloomberg.
Derweil werden ein paar Meter die ersten Angehörigen an die „Footprints“ geführt, jene gewaltigen Fußstapfen der alten Türme. Hier stürzen jetzt Wasserfälle in ein quadratisches Becken und dann in der Mitte ins Bodenlose. Rund um die Becken sind die Namen der Opfer in ein bronzenes Geländer eingelassen. Hier stehen jetzt deren Kinder, legen weißes Papier über die Namen und rubbeln die Gravur mit Bleistift ab. Sie nehmen ein kleines Andenken mit nach Hause.
Es ist ein Andenken, auf das sie zehn Jahre lang gewartet haben.
Den Psalm 46 aus der Bibel, den Obama vortrug, und den Brief von Abraham Lincoln, den Bush vorlas, finden Sie im Wortlaut auf der Meinungsseite.
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