Die Zwillinge von Albert und Charlène: Fürstliche Ungleichheit in Monaco
Dass der Junge Jacques seiner Zwillingsschwester Gabriella bei der Thronfolge in Monaco vorgezogen wird, finden viele skandalös. Und auch die Namensgebung lässt aufhorchen.
Glockengeläut, heulende Schiffsirenen, 42 Kanonenschüsse, 21 für jedes Kind – die Freude ist groß im Fürstentum Monaco. Die am Mittwoch geborenen Zwillinge von Fürst Albert II. und Fürstin Charlène wurden zunächst gleichberechtigt begrüßt. Der Palast twitterte die Geburt beider Kinder, Gabriella und Jacques, und jedes von ihnen bekam seine eigene offizielle Wikipedia-Seite. Aber damit hört die Gleichheit unter den beiden berühmten Neugeborenen auch schon wieder auf.
Denn Jacques, der um 17 Uhr 06, also zwei Minuten nach seiner Zwillingsschwester Gabriella auf die Welt kam, ist designierter Thronerbe. Zwar erhielt der kleine Erbprinz erstmals in Monacos jüngster Geschichte nur 21 Kanonenschüsse, während sein Vater, Albert II., noch vor einem guten halben Jahrhundert als Erbprinz mit unüberhörbaren 101 Salutschüssen angekündigt wurde. Aber diese kleine Neuerung wird er sicher als Mini-Revolution im Gegenzug zum Thron akzeptieren. Spätestens dann, wenn Gabriella dem jüngeren Bruder die verfassungsmäßig fixierte Rangfolge einmal neidet.
Ähnlich wie Caroline von Hannover es zeitlebens bedauerte, nicht Fürstin von Monaco geworden zu sein. Auch sie musste dem zwei Jahre jüngeren Bruder den Vortritt lassen. In der Thronfolge steht sie nun nach Erbprinz Jacques und Prinzessin Gabriella. Immerhin dürfen seit der Verfassungsreform von 2002 auch in Monaco Frauen den Thron besteigen. Gabriella, die zugleich Durchlaucht und Comtesse de Carladès, also Gräfin aus der Auvergne, ist, ist auch hier rangniedriger als ihr Bruder. Dieser trägt den Titel „Marquis de Beaux“ aus dem 17. Jahrhundert, den schon sein Vater als Erbprinz trug. Aber noch ahnen die Zwillinge nichts von solchen Ungleichheiten, auch nicht, wie „revolutionär“ sie sind.
Die Geburt wirf Fragen auf
Denn in der über 700-jährigen Genealogie der Grimaldis sind sie die ersten Zwillinge. Aber auch ihre Geburt selber scheint den Monegassen ein kleines Wunder zu sein. Lange ließ das Fürstenpaar auf Thronerben warten. Man munkelte, die 36-jährige Charlène könne keine Kinder kriegen. Auch wenn sie vor Journalisten betonte, sie wolle sich Zeit lassen. Fürst Albert II. hingegen ist schon zweifacher Vater außerehelich geborener Kinder, einer erwachsenen Tochter und eines halbwüchsigen Sohns. Von den jeweiligen Müttern, einer einstigen Serviererin und einer Stewardess, gedrängt erkannte er beide nachträglich an. Von der Thronfolge sind die unehelichen Kinder ausgeschlossen.
Früher als erwartet kamen die jetzigen Zwillinge zur Welt. Der Termin, so ließ das Fürstenpaar noch Mitte November verlauten, liege „am Jahresende“. Dass die Kinder in Monacos Nobel-Krankenhaus „Princesse Grace“ sich früher ankündigten, „sei bei Zwillingen normal“, sagte der sichtlich strahlende Fürst gegenüber Journalisten, als er in seiner Staatskarosse vor dem Krankenhaus vorfuhr. „Der Fürstin geht es sehr gut. „Sie ist in besten Händen“, hieß es weiter.
Eine Hausgeburt im Palast, wie einst im irischgrünen Zimmer zu Zeiten von Fürstin Grace, wollte Fürstin Charlène offensichtlich nicht. Vielleicht lag es daran, dass es so schnell ging: Wehen am Morgen und wenige Stunden später die Geburt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die einst bürgerliche Südafrikanerin Charlène Wittstock seit Ehebeginn das Palastleben leicht auf den Kopf gestellt hat und gerne verkündet: „I do it my way.“ Was ihr, der an sich Sympathischen und Hilfsbereiten, nicht immer Sympathien einbrachte.
Worauf beziehen sich die Namen?
Gabriella Thérèse Marie und Jacques Honoré Rainier sind jedenfalls gesunde Kinder. Nur die Namensgebung lässt aufhorchen. Es interessieren weniger das italienische „Gabriella“ oder das auf herzoglich-württembergische Verwandtschaft verweisende „Theresa“ als die Vornamen des Stammhalters. „Jacques“ ist für einen Grimaldi-Regenten ungewöhnlich, gab es bisher doch nur einen, Jacques I., zudem Normanne. Als Goyon de Matignon hatte er in die Dynastie eingeheiratet und regierte nach dem Pockentod seiner Frau und Fürstin Marie-Hippolyte 1731 zwei Jahre lang.
Denkbar unbeliebt, dankte er zugunsten seines Sohnes Honoré III. ab. Womit sich der Name Honoré erklärt, der auch für den monegassischen „Sonnenkönig“ Honoré II. steht. Im 17. Jahrhundert hob dieser sich in den Fürstenstand, machte Monaco zum Fürstentum und den kleinen Hof zu einem glänzenden Mini-Versailles. „Rainier“ wiederum erinnert an den erfolgreichen Erbauerfürsten Rainier III., Vater von Albert II. und – verstorbener – Großvater der Zwillinge. Jedem Nomen sein Omen. Dem kleinen Erbprinzen Jacques und späteren 35. Fürsten Monacos geben die Namen schon jetzt eine anspruchsvolle Lebensaufgabe mit.
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