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Panorama: Fünf Mal Ja

Joschka Fischer heiratet in Rom seine Freundin Minu Barati

Rom Ein schneller Abgang vom Kapitol, zuerst die frisch getraute Ehefrau, dahinter mit deutlichem Abstand er. Sie laufen rasch zum Auto, das hinter dem Konservatorenpalast auf sie wartet. „Das ist eine völlig private Angelegenheit“, antwortet Joschka Fischer den wartenden Journalisten, die einen Tipp bekommen haben müssen. Eine „rein private Angelegenheit“ – da waren sich der deutsche Außenminister und sein Berliner Amt einig. Diese Privatsache war dem scheidenden Ressortchef so wichtig, dass er sie nicht bis zu seinem bevorstehenden Ausscheiden aus der nur noch geschäftsführenden Regierung aufschieben wollte: Am Samstagnachmittag hat Joschka Fischer in Rom seine langjährige Gefährtin Minu Barati geheiratet. Beide gaben sich im kleinen Kreis das Ja-Wort.

Der 57-Jährige und seine 28 Jahre jüngere Braut kamen laut der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ am Freitagabend in der Ewigen Stadt an. Sie wurden dabei von ihren Kindern begleitet. Fischer hat aus seiner zweiten Ehe zwei Kinder David (26) und Lara (23). Auch Baratis Tochter aus einer früheren Beziehung war dabei.

Die römische Sonne beschien das Paar am Samstag bei Temperaturen von mehr als 20 Grad. Um 18 Uhr war es dann soweit. Fischer und die Deutsch-Iranerin Barati hatten einen bei Touristen aus aller Welt beliebten Ort gewählt: Zum Kapitol führt eine herrliche Treppe, oben warten Statuen der Söhne des Zeus – Castor und Pollux. Der Kapitolsplatz, im 16. Jahrhundert von Michelangelo als Piazza del Campidoglio geschaffen, gilt als einer der schönsten Plätze der Welt.

Vor der Zeremonie auf dem Kapitol gab es Mozarts „Kleine Nachtmusik“, dann wurde das Paar vom römischen Bürgermeister Walter Veltroni getraut. Er sprach nur die einfache Trauungsformel, längere Reden gab es nicht. Die einzige Abweichung vom offiziellen Ritual: Veltroni wollte während des Zeremoniells Minus kleine Tochter an seiner Seite haben. Der Braut schenkte er einen Strauß aus rosa und gelben Orchideen, berichtete „La Repubblica“. „Wir sind Freunde, ihnen gefallen Italien und Rom“, sagte er.

Auf dem Kapitol in Rom kann jeder heiraten. Nur ein paar bürokratische Hürden sind dafür zu überwinden. Vor allem aus Deutschland nehmen viele Paare diese Möglichkeit wahr.

Beim Verlassen des Kapitolhügels wurden die wenigen Freunde und Verwandten von einem Umzug der „Fiamma Tricolore“, einer radikalen Abspaltung der „Alleanza nazionale“, überrascht, aus dessen Reihen der Ruf „Duce, Duce“ zu hören war. Nach der Trauung soll das Paar einen romantischen Spaziergang durch Rom gemacht und am Abend mit seinen Gästen im berühmten Restaurant „Checchino 1870“ im Stadtteil Testaccio gefeiert haben. Das Restaurant, das für deftige römische Küche bekannt ist, wurde vor wenigen Jahren von der britischen Zeitung „Times“ als eines der 50 besten Restaurants der Welt eingestuft.

Der Katholik Fischer unterstreicht mit der fünften Hochzeit seine unverkrampfte Einstellung zur Ehe: Im Hochzeitsparadies Gretna Green schloss Fischer 1967 den ersten „Bund fürs Leben“. Nach 17 Jahren zerbrach die Verbindung mit seiner Frau Edeltraud. Von 1984 bis 1987 war er mit seiner zweiten Frau Inge verheiratet, mit der er die beiden Kinder hat. Die Trennung von Ehefrau Claudia 1996 nach neun Jahren Ehe stürzte den Politiker in eine tiefe Krise. Danach veränderte er sich radikal vom barocken Lebemann zum hageren Vegetarier. Mit Nicola Leske heiratete Fischer 1999 erstmals eine deutlich jüngere Frau. Die Ehe hielt vier Jahre. Verglichen mit seinem Kabinettschef Gerhard Schröder liegt Fischer jetzt mit inzwischen fünf Ja-Worten knapp vorn. Der Bundeskanzler hat es bisher auf vier Ehen gebracht. dpa/Tsp

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