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© AFP

Somalia: Französische Geiseln kommen für zwei Millionen Dollar frei

Die Besatzung der am Horn von Afrika gekaperten Yacht "Le Ponant" ist frei. Die 30 Geiseln wurden offenbar ohne Waffengewalt aus der Hand der somalischen Piraten befreit - dafür aber für ein Lösegeld von zwei Millionen Dollar.

Aufatmen in Frankreich: Eine Woche nach der Kaperung des französischen Luxusseglers "Le Ponant" vor der somalischen Küste sind die 30 Besatzungsmitglieder wieder frei. Wie es am Freitag aus informierten Kreisen in Paris heißt, hat die Reederei offenbar ein Lösegeld von rund zwei Millionen Dollar für die Freilassung der Crew gezahlt.

Kurz nach der Freilassung nahm das französische Militär nach einer Verfolgung mit einem Hubschrauber sechs der insgesamt zwölf Piraten fest, die übrigen konnten entkommen. Bei der Festnahme hätten die Soldaten mehrere "interessante Säcke" entdeckt, sagte Generalstabschef Jean-Louis Georgelin. Bei dem Einsatz wurden nach Angaben eines somalischen Gouverneurs drei Menschen getötet und acht weitere verletzt. Paris dementierte dies.

Die "Ponant" war am 4. April auf einer Überführung ohne Passagiere vor der somalischen Küste gekapert und zu einer Piratenhochburg im autonomen Puntland entführt worden. An Bord befanden sich rund 30 Besatzungsmitglieder, darunter 22 Franzosen und sechs Philippiner. Im Schnitt dauert es einen Monat, bis vor Somalia gekaperte Schiffe mit ihrer Besatzung gegen Zahlung von Lösegeld wieder freikommen. Frankreich drang auf eine schnelle Verhandlungslösung, setzte aber auch Sondereingreiftruppen in Marsch. So wurden Kommandos der Eingreiftruppe GIGN nach Dschibuti verlegt, das an Somalia grenzt, die von Hubschraubern abgesetzt werden könnten.

Anti-Piraten-Konferenz in Daressalam

Die Zeitung "Ouest France" hatte am Donnerstagabend berichtet, der französische Hubschrauberträger "Jeanne d'Arc" sei an die Piratenküste verlegt worden, um die Geiseln nach ihrer Befreiung aufzunehmen. Zudem war von Toulon das Landungs-Mutterschiff "Sirocco", das ebenfalls Hubschrauber aufnehmen kann, in Richtung Somalia ausgelaufen. Zuvor hatte ein kleines Kriegsschiff ohne Landeplattform die Piraten von Ferne elektronisch ausgespäht.

Einzelheiten zur Geiselbefreiung will Sarkozy nach einem Gespräch mit den Angehörigen der französischen Seeleute am Freitagabend mitteilen. Außenminister Bernard Kouchner erklärte, Frankreich organisiere die schnellstmögliche Heimkehr der Ex-Geiseln.

Heimliches Lösegeld

"Die internationale Gemeinschaft muss sich mobilisieren, um entschlossen gegen die Piratenakte im Golf von Aden und vor den somalischen Küsten zu kämpfen", sagte er. Frankreich sei bereit, im Rahmen der Vereinten Nationen über sein bisheriges Engagement im Rahmen des multinationalen Marineeinsatzes hinaus zu gehen. Dazu liefen Diskussionen in New York. Vom 14. bis 18. April findet in Daressalam zudem eine Konferenz von 20 Anrainern des Indischen Ozeans zum Piratenunwesen statt.

2007 gab es 263 offiziell registrierte Piratenangriffe, doch nicht alle Vorfälle werden bekannt. Manchmal zahlen die Reedereien lieber heimlich Lösegeld. Nur selten machen die Überfälle der somalischen Piraten Schlagzeilen wie im Falle der französischen Luxusjacht. So befindet sich seit dem 1. April ein jemenitischer Kutter samt Besatzung in ihrer Gewalt, ohne dass dies Aufsehen erregt. Die oft mit Panzerfäusten und automatischen Waffen ausgerüsteten Piraten greifen meist mit schnellen offenen Booten an. Seit die Seewege möglichst weit von der Piratenküste weg gelegt wurden, werden auch Fischkutter als unverdächtige Mutterschiffe eingesetzt, von denen auf hoher See die kleinen Motorboote ausgesetzt werden. (küs/sgo/dpa/AFP)

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