Rauchverbot in Pariser Parks: Flanieren ohne Zigarette
Kampf dem Tabakkonsum: In vielen Pariser Parks gilt ab diesem Wochenende ein Rauchverbot.
Die Zeiten, in denen man die Franzosen mit einer Gauloises oder Gitanes im Mundwinkel sah, sind lange vergangen. Einst gehörte die Zigarette zu Frankreich so wie das Baguette, der Käse oder der Rotwein. Aber seit Jahren wird das Rauchverbot immer weiter ausgedehnt und Rauchen ist immer weniger angesagt. Nun soll auch in 52 Parks in Paris nicht mehr geraucht werden.
Damit hat die Stadtverwaltung zehn Prozent der Grünflächen zur raucherfreien Zone erklärt. Die Tuilerien am Louvre sind allerdings nicht dabei, wie eine Karte der Tageszeitung „Le Parisien“ zeigt. Vor allem handelt es sich um kleinere Grünflächen. Schon im vergangenen Juli hatte die französische Hauptstadt einen Versuch gestartet und das Rauchen in sechs Parks untersagt.
Nach Probewochen, in denen sich die Besucher der Parks an das Rauchverbot gewöhnen sollen, drohen ab Anfang Juli auch Geldbußen von 38 Euro, wie schon seit 2015 auf den 500 Kinderspielplätzen der Stadt. Mit der Maßnahme soll der Zigarettenkonsum, aber auch der Müll reduziert werden. Laut Stadtverwaltung fallen jährlich über 300 Tonnen Kippen an.
Paris ist bei der Maßnahme kein Vorreiter, sondern folgt dem Beispiel von Straßburg. Dort wurde im vergangenen Sommer ein Rauchverbot für alle Grünanlagen verkündet. Seit Jahren versucht Frankreich den Tabakkonsum zu bekämpfen. Immer wieder machten Gesundheitsminister der verschiedensten Regierungen neue Vorstöße mit Kampagnen und Verboten. Rauchen ist aber laut Erhebungen des Nationalen Krebszentrums immer noch jährlich für den Tod von 73 000 Franzosen verantwortlich. 2018 rauchten 32 Prozent der erwachsenen Franzosen, doch die Zahl geht zurück. Im vergangenen Jahr brachen die Tabakverkäufe um neun Prozent ein. Innerhalb von zwei Jahren hörten 1,6 Millionen Franzosen mit dem Rauchen auf, 11,5 Millionen rauchen noch immer täglich. Wurden im Jahr 2000 noch über 80 000 Tonnen Zigaretten in Frankreich verkauft, sind es heute nur noch rund 40 000 Tonnen. Starke Preisanstiege wirkten.
5,3 Prozent der Franzosen greifen zur E-Zigarette
Ein Imagewechsel hat stattgefunden. Lange Zeit war die Zigarette Kulturgut und sogar beim Essen erlaubt. Rauchen gilt nicht mehr als lässig, sondern nur noch als lästige Angewohnheit. Starkraucher wie früher die Schriftsteller Jean-Paul Sartre oder Albert Camus werden heute nur noch mitleidig belächelt. Toleriert wird das Rauchen allerdings immer noch und ist nicht so verpönt wie in den USA. Galt Alain Delon mit seiner Zigarette 1968 bei den Dreharbeiten für den Film „Der Swimmingpool“ an der Seite von Romy Schneider noch als cool, wäre das heute altmodisch. Dafür greifen jetzt mehr Franzosen, 5,3 Prozent nach letzten Zahlen, zur E-Zigarette. Schon seit mehr als zehn Jahren kämpft Frankreich gegen das Rauchen an. Seit 2007 ist es in Schulen, Bahnhöfen, Behörden und Einkaufszentren verboten. Im Jahr darauf galt das auch für Restaurants, Cafés und Hotels, was allerdings den Zigarettenmüll auf den Straßen noch weiter vermehrte. Marken-Logos sind auf den Zigarettenschachteln seit dem Jahr 2017 nicht mehr erlaubt. Auf diesen finden sich schockierende Bilder, was der Nikotinkonsum bewirken kann, etwa völlig zerfressene Zungen oder Lungen. Die Preise werden ständig angehoben und liegen bei knapp neun Euro pro Schachtel. Ab November 2020 soll die zehn Euro Marke erreicht werden.
Zahlreiche Rauchverbote wurden in den vergangenen Jahren erlassen. Rauchen am Steuer ist seit 2015 in Gegenwart von Kindern unter 18 Jahren verboten, dafür drohen Strafen von 135 Euro. Nizza hat zahlreiche Strände zur Nichtraucherzone erklärt, auch in Cannes gilt das Verbot in einigen Abschnitten, bei Zuwiderhandlung fallen Geldbußen von 38 Euro an. Seit 2017 gibt es in Paris hohe Bußgelder für weggeworfene Zigarettenstummel: 68 Euro. Die Strafe gilt auch in Lille und Straßburg Es wurden tatsächlich Strafzettel verteilt, aber der Erfolg ist bescheiden.
Ganz wollen die rebellischen Franzosen den Glimmstängel aber doch nicht aufgeben. So sieht man viele Reisende, die auf die Bahnsteige stürzen, wenn der Schnellzug TGV anhält und sich schnell eine Zigarette anzünden – trotz Rauchverbots auf den Bahnsteigen. Und auf den Pariser Caféterrassen sind die Rauchschwaden ein gewohnter Anblick, denn im Innern der Cafés ist das Rauchen verboten. Viele haben sogar die umstrittenen Heizsäulen draußen aufgestellt, um es den Rauchern gemütlich zu machen.