zum Hauptinhalt
Holger Apfel
© dpa

Lokal auf Mallorca: Ex-NPD-Chef serviert Schnitzel - sogar an Ausländer

Im Dezember trat Holger Apfel als Vorsitzender der NPD zurück und verließ bald darauf die Partei. Nun taucht er wieder auf - als Wirt auf der Ferieninsel Mallorca.

So muss man sich wohl eine gelungene Realsatire vorstellen. „Hier wird nicht politisiert“, sagt der frühere Vorsitzende der NPD über seinen neuen Posten als Gastwirt in Palma de Mallorca, seiner „Trauminsel“. Und erläutert im Gespräch mit der „Mallorca-Zeitung“, wie er sich seine Schnitzel-Wirtschaft vorstellt: „Hier ist jeder willkommen, auch Linke oder Menschen anderer Nationalitäten.“ Wobei offen bleibt, ob er mit „anderer Nationalität“ nun Spanier oder Deutsche oder wen auch immer meint.
Das deutschsprachige Blatt veröffentlichte am Mittwoch ein Foto des 43-jährigen Ex-Politikers, stolz posiert er mit Tablett vor seinem Lokal „Maravillas Stuben – Restaurant bei Jasmin & Holger“. Gemeinsam mit seiner Frau hat Apfel die Gaststätte am Strand der Inselhauptstadt von einem deutschen Gastronom übernommen und Mitte Mai neu eröffnet.
Die neue Herausforderung für den früheren führenden Rechtsextremisten wird begleitet von viel Häme. In den sozialen Netzwerken lästern einstige Kameraden und Gesinnungsgenossen, aber auch politische Gegner. Apfel werde jetzt „selber Ausländer, der anderen die Arbeitsplätze wegnimmt“, heißt es in den Kommentaren. Der hessische Wirtschaftsminister Tarek al-Wazir (Grüne) twitterte: „Er nutzt damit 1. Freizügigkeit und 2. Niederlassungsfreiheit der 3. EU, wollte er alles mal abschaffen!“

Holger Apfel als Gastwirt auf Mallorca
Holger Apfel als Gastwirt auf Mallorca
© Stephanie Schuster

Dass der langjährige Fraktionschef der NPD im sächsischen Landtag eine Mallorca-Affinität hat, war bekannt – nach eigenen Angaben machte er dort mehr als 40 mal Urlaub. Apfel-Gegner in der Partei freilich haben von diesen Ausflügen ihre eigene Vorstellung, wie das Portal „Blick nach rechts“ berichtet: Bei den Exkursionen der „Mallorca-Connection“ sei es demnach um „Alkoholexzesse und Puffbesuche“ gegangen. Das Portal will auch erfahren haben, dass bei den Renovierungsarbeiten am neuen Wirkungsort von Apfel einer aus dieser Clique geholfen habe, ein NPD-Funktionär aus Nordrhein-Westfalen.
Mehr als 20 Jahre lang war Apfel Mitglied der rechtsradikalen NPD, im vergangenen Dezember trat er vom Posten des Parteichefs zurück, verließ an Heiligabend die Partei und legte kurz darauf auch sein Landtagsmandat nieder. Vorausgegangen waren Vorwürfe, er habe einen jungen Kameraden sexuell belästigt. Apfel selbst gab „gesundheitliche Gründe“ an. Aus der NPD verlautete, er habe an einem Burn-out gelitten.

In der Partei schien keiner Apfel eine Träne hinterherzuweinen, im Gegenteil. Es sei Zeit geworden, „dass wir diesen faulen ,Apfel’ endlich los sind“, hieß es beispielsweise in einem Kommentar im braunen Infoportal „Altermedia“. Der NPD-Kreisverband Unna giftete: „Unter allen, die uns belogen und betrogen haben, ist er eine besonders schäbige Existenz gewesen.“ Als Apfel längst weg war, hörten die Probleme nicht auf: Im April stolperte NPD-Generalsekretär Peter Marx über eine frivole Party in einer Saarbrücker Kneipe, mit Kuchen in der Form eines männlichen Geschlechtsteils und der Anwesenheit eines früheren Porno-Sternchens.
Von all diesen Affären will Holger Apfel nichts mehr wissen – verständlich. Allgemein spricht er heute in Bezug auf sein politisches Aus nur von „Intrigen und menschlichen Enttäuschungen“. Nun aber solle, so Apfel im Gespräch mit der „Mallorca-Zeitung“ weiter, „das Hier und Jetzt“ entscheidend sein und „nicht die Vergangenheit“. Und überhaupt: „Ich habe nach wie vor eine patriotische Einstellung, aber ich stand nie für die Extreme der NPD.“ Er habe versucht, seine Partei zu modernisieren, behauptet er, sei dabei aber gescheitert. Die NPD befindet sich kurz vor der Europawahl und den für sie wichtigen Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg in einer existenziellen Krise.
Aus seiner Rolle als Rechtsextremist mit dumpfem Gedankengut hat Apfel auf der Ferieninsel nicht herausgefunden. Wobei ihm die „Mallorca-Zeitung“ auch prima Vorlage lieferte: Ob ihn in Palma nicht nigerianische Prostutierte und senegalesische Straßenverkäufer stören würden? Apfel meint, er finde die Politik der Stadt „etwas seltsam“. Und beklagt, dass in Palma „nur noch die Freier“ bestraft würden „und nicht die Klau-Huren“.

Zur Startseite