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Eine Frau schaut auf einen Bildschirm mit dem Facebook-Logo. (Symbolbild)
© Regis Duvignau/REUTERS
Update

Soziales Netzwerk: Ex-Mitarbeiterin verklagt Facebook nach Trauma durch Schock-Inhalte

In Facebooks Löschzentren müssen Mitarbeiter tagtäglich schlimme Dinge ansehen. Wegen dieser Belastung klagt nun eine Ex-Mitarbeiterin gegen den Konzern.

Der Social-Media-Konzern Facebook ist in den USA von der ehemaligen Mitarbeiterin eines Löschzentrums verklagt worden, weil die ständige Belastung durch schockierenden Inhalte sie krank gemacht habe. Die Anwälte der Frau aus San Francisco streben eine Sammelklage an, der sich auch andere Beschäftigte anschließen könnten. Sie erklärt, sie habe nach der Arbeit für Facebook ein posttraumatisches Belastungssyndrom.

In den sogenannten Löschzentren - von denen es auch zwei in Deutschland gibt - werden unter anderem anstößige Videos und Bilder, Hassrede oder Gewaltdarstellung gesichtet und entfernt. Als Zeitarbeiter eingestellte sogenannte Facebook-Moderatoren würden täglich tausenden Videos, Bildern und Live-Übertragungen von sexuellem Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Folter, Tiersex, Enthauptungen, Suiziden und Morden ausgesetzt, erklärte Klägeranwalt Korey Nelson von der Kanzlei Burns Charest am Montag. „Wir prüfen die Behauptungen derzeit“, teilte Facebook in einem Statement mit.

Das Unternehmen ignoriere seine Pflicht, für die Sicherheit dieser Mitarbeiter zu sorgen, hieß es in der Mitteilung der Anwälte weiter. Facebook greife beim Ausmisten seiner Plattform auf Zeitarbeiter zurück, die angesichts der schockierenden Inhalte irreparable traumatische Schäden in dem Job erlitten.

Fonds für medizinische Tests der Mitarbeiter gefordert

Facebook räumte in der Stellungnahme ein, dass die Arbeit häufig schwierig sei. „Darum nehmen wir die Unterstützung unserer Moderatoren unglaublich ernst“. Die Mitarbeiter erhielten spezielles Training, zudem biete man ihnen psychologische Hilfe an. Facebook-Angestellten stehe dies hausintern zur Verfügung, von Partnerfirmen würden ebenfalls entsprechende Ressourcen verlangt. Über die Arbeitsbedingungen in Facebooks Löschzentren unter anderem in Asien hatte es bereits wiederholt negative Medienberichte gegeben.

Die Klägerin Selena Scola aus San Francisco arbeitete den Anwälten nach ab Juni 2017 neun Monate im Auftrag einer Zeitarbeitsfirma für Facebook, später sei bei ihr eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden. Die Kanzlei strebt eine Sammelklage im Namen aller betroffenen Facebook-Mitarbeiter an und fordert unter anderem die Einrichtung eines Fonds für medizinische Tests und Versorgung der Moderatoren.

Künast begrüßt Klage

Die Grünen-Politikerin Renate Künast begrüßte die Klage der Ex-Facebook-Mitarbeiterin in den USA wegen des Umgangs mit verstörenden Inhalten. Das Sichten und Bewerten von Hassbeiträgen, Gewaltvideos und Ähnlichem sei „eine extreme Belastung“, sagte Künast. Dass es deswegen eines Tages Klagen geben würde, sei abzusehen gewesen. Der US-Prozess werde „ein Modellverfahren sein, das faktisch darüber entscheidet, wie es mit diesen Kommunikationsplattformen mittelfristig weiter geht“. Der „Milliardenkonzern“ Facebook müsse seine Mitarbeiter besser schützen. Es sei „nicht vorstellbar“, dass Menschen sich über Jahre oder gar Jahrzehnte mit der Sichtung verstörender Inhalte befassten. Künast forderte das Unternehmen Facebook auf, sich stärker um Softwarelösungen für die Überprüfung problematischer Beiträge zu bemühen.

In den Löschzentren – in Deutschland betreibt Facebook zwei in Berlin und Essen – sind Content-Moderatoren täglich tausenden Videos, Bildern und Live-Übertragungen von sexuellem Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Folter, Sex mit Tieren, Enthauptungen, Suiziden und Morden ausgesetzt. Das Unternehmen greift bei seiner „Putztruppe“ vor allem auf Zeitarbeiter zurück. Facebook gestand zu, dass die Arbeit häufig schwierig sei: „Darum nehmen wir die Unterstützung unserer Moderatoren unglaublich ernst.“ Die Mitarbeiter erhielten ein spezielles Training, zudem biete man ihnen psychologische Hilfe an. Über die Arbeitsbedingungen in den Löschzentren unter anderem in Asien hatte es wiederholt negative Berichte wie den Dokumentarfilm „The Cleaners“ gegeben.

Aber auch andere Stimmen sind laut geworden. Eine Mitarbeiterin sagte zu Journalisten, die ein deutsches Löschzentrum besuchen konnten: „Ich weiß noch, das erste Enthauptungsvideo – da hab' ich dann ausgemacht, bin raus und hab erstmal ein wenig geheult.“ Jetzt habe sie sich daran gewöhnt, es sei nicht mehr so schlimm. „Wenn ich jemandem ersparen kann durch meine Arbeit, dass er das sehen muss, dann finde ich das sehr gut“, sagte eine andere. (mit dpa)

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