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Frauen liefern sich in der Nacht zum Dienstag am Times Square in New York eine Schneeballschlacht. Blizzard "Juno" war weniger schlimm als gedacht.
© AFP

New York und der Schneesturm "Juno": Es ist so schön hier

So leer und so still ist New York selten. Es war der Blizzard "Juno", der die Stadt, die eigentlich niemals schläft, in einen eigenartigen Tiefschlaf versetzte.

Die Stimmung am Times Square war seltsam. Nicht so hysterisch wie sonst. Fast schon idyllisch. Zwei Männer quälten sich mit ihren Rollkoffern durch den Matsch, ein junges Paar bewarf sich mit Schneebällen und eine Hand voll Touristen versuchte, die überraschende Leere und sich selbst auf ein Selfie zu bringen. Dazu die schleichenden Schneepflüge, die einsam die Straßen entlang brummten. Mehr war nicht. Der Dienstag hatte gerade begonnen, es war kurz nach 2 Uhr nachts, und abgesehen von den übergroßen Videowänden war das Wahrzeichen New Yorks nicht wieder zu erkennen.

Die ersten Warnungen vor dem Blizzard "Juno" waren bereits am Wochenende ausgesprochen worden. Spätestens am Montag konnte man sich der Alarmstimmung in New York nicht mehr entziehen. Am drastischsten formulierte es schließlich Bill de Blasio selbst. „Dieser Schneesturm wird sehr wahrscheinlich einer der schlimmsten in der Geschichte New Yorks“, prophezeite der Bürgermeister am frühen Abend und schob hinterher: „Ändern Sie Ihre Pläne, ändern Sie Ihr Verhalten, ändern Sie Ihre Vorgehensweise ab jetzt.“ Andrew Guomo, Gouverneur von New York, rief den Notstand aus und verkündete: „Es könnte eine Frage von Leben und Tod sein.“

Zu Hause bleiben und fernsehen – lautete die offizielle Empfehlung. Den verantwortlichen Politikern konnte man also nicht vorwerfen, die rund 60 Millionen betroffenen Menschen an der Ostküste der USA nicht ausreichend auf den Blizzard "Juno" vorbereitet zu haben. Panikmache, kritisierten manche. Lieber eine Warnung zu viel als eine zu wenig, werden sich de Blasio und Cuomo gedacht haben.

Erst diese hysterische Warnung und was ist passiert?

Von bis zu 90 Zentimetern Neuschnee und Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Kilometern pro Stunde war die Rede. Bei Twitter wurde der Hashtag #Snowmageddon geboren. Doch so wild wie von Meteorologen errechnet und chaotisch wie von den Fernsehsendern Fox News und CNN (wo schon das Szenario einer Woche ohne Strom durchgespielt wurde) angekündigt, wurde es nicht. Und dennoch drosselte der Schneesturm das Leben in den Bundesstaaten New York, New Jersey, Connecticut und Massachusetts gewaltig. Viele Großstädte waren lahmgelegt. In der 8,5 Millionen Einwohner Metropole New York City durften ab 23 Uhr keine Autos mehr auf den Straßen fahren. Nur Rettungs- und Räumfahrzeuge waren erlaubt. „Wer sich nicht daran hält, riskiert eine Strafe von bis zu 300 Dollar“, sagte de Blasio. Nur kurze Zeit später wurde auch der öffentliche Nahverkehr eingestellt. Busse und U-Bahnen blieben stehen. Das gab es wegen Schnees in New York noch nie.

Einige Unternehmen und Behörden ließen ihre Mitarbeiter früher gehen. Viele von ihnen nutzten den frühen Feierabend, um sich im Supermarkt mit Lebensmittel einzudecken. Verkäufer sprachen von einem Ansturm wie vor Hurrikane Sandy 2012. Am Broadway wurden zahlreiche Theater-Aufführungen abgesagt. Auch Tunnel und Brücken zwischen Manhattan und New Jersey wurden gesperrt. Außerdem wurde angekündigt, dass alle öffentlichen Schulen am Dienstag geschlossen bleiben. Für Montagabend und Dienstag wurden mehr als 7000 Flüge gestrichen.

Die Sicherheitsvorkehrungen machten sich bezahlt, das Chaos blieb aus. New York war für diesen Schneesturm tatsächlich gut gerüstet. 2400 Mitarbeiter der Stadtreinigung und 1800 Schneepflüge waren im Dauereinsatz, 255000 Tonnen Salz wurden bereitgestellt. Auf den großen Straßen blieb der Schnee zu keiner Zeit lange liegen.

Die Einwohner reagierten unterschiedlich auf die Situation. Die meisten Schüler genossen das Schneefrei. Ein Taxifahrer schimpfte auf einer seiner letzten Runden vor dem Fahrstopp: „Mir entgeht viel Geld. Es ist doch übertrieben, alle Straßen zu sperren.“ Ein Tourist aus Frankreich sagte: „Ich war schon ein paar Mal in der Stadt. So leer war Manhattan noch nie.“ Und manche New Yorker holten spontan ihre Langlaufskier heraus.

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