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Eine Todeszelle in Texas. Der Verurteilte wird auf der Liege festgeschnallt. Dann bekommt er eine tödliche Injektion.
© dpa

Oklahoma: Erstmals nach Skandal wieder Todesurteil vollstreckt

In Oklahoma wurden Hinrichtungen ausgesetzt, nachdem ein Häftling im April bei der Exekution qualvoll starb. Jetzt wurde die Todesstrafe erneut ausgeführt, wieder per Giftspritze.

Fast neun Monate nach einer schweren Hinrichtungspanne ist im US-Staat Oklahoma wieder ein Todesurteil vollstreckt worden. Der 47 Jahre alte Charles Warner wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) wegen der Vergewaltigung und Ermordung eines elf Monate alten Mädchens mit einer Giftspritze hingerichtet, wie ein Gefängnissprecher bestätigte. Komplikationen gab es Augenzeuge zufolge nicht. Im Südstaat Florida wurde fast zeitgleich der Mörder und Vergewaltiger Johnny Kormondy hingerichtet.

Die Hinrichtung 1014 Dauerte 43 Minuten

Im April 2014 war der Mörder Clayton Lockett bei seiner Hinrichtung in Oklahoma qualvoll gestorben, wohl weil eine Kanüle für die Giftinjektion falsch gelegt worden war. Er starb erst nach 43 Minuten. Nach dem Vorfall wurden Hinrichtungen in dem Staat ausgesetzt. Warner sollte ursprünglich zum selben Zeitpunkt wie Lockett hingerichtet werden. Warners Anwälte hatten bis zuletzt versucht, die Exekution per Gerichtsbeschluss zu stoppen. Der Oberste Gerichtshof der USA wies den Antrag, die Hinrichtung auszusetzen, mit knapper Mehrheit ab.

Vier der neun Richter am Supreme Court in Washington drückten ihre Skepsis über die Hinrichtungspraxis aus: „Die vor uns liegenden Fragen sind jetzt besonders wichtig, da die Staaten zunehmend auf neue und wissenschaftlich nicht getestete Methoden der Hinrichtung angewiesen sind“, schrieb Richterin Sonia Sotomayor.

Das Narkosemitte ist kaum mehr erhältlich

„Die Antragsteller haben schreckliche Verbrechen begangen und sollten bestraft werden.“ Doch die Verfassung garantiere, dass niemand vor dem Tod unnötige Qualen erleide. „Ich hoffe, dass unser Scheitern, heute zu handeln, nicht auf unseren Widerwillen hindeutet, uns mit diesen Fragen zu befassen“, schrieb Sotomayor.

Die USA haben zunehmend Probleme, die Grundstoffe für die Giftspritzen zu beschaffen - und greifen deshalb zu nicht zugelassenen oder ausgetesteten Stoffen. Das lang verwendete Narkosemittel Natrium-Thiopental ist kaum mehr erhältlich, weil EU-Firmen es aus Menschenrechtsgründen nicht mehr in die USA liefern dürfen. Seit 2011 beschränkt die EU die Ausfuhr von Arzneistoffen, die in höherer Dosierung auch für Hinrichtungen verwendet werden. In Oklahoma wird unter anderem das Medikament Midazolam verwendet, mit dem Patienten vor Operationen beruhigt werden. Seit der Panne im April sei die Dosis allerdings erhöht worden, berichtete die Zeitung „USA Today“. (dpa)

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