zum Hauptinhalt
Aurora Mardiganian musste als 14-Jährige der Ermordung ihrer Familie zuschauen. Die Armenierin wurde als Sklavin verkauft, flüchtete in die USA, veröffentlichte dort ihre Erinnerungen und sammelte Spenden für überlebende Opfer des Völkermords. Nach ihr ist der Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit benannt.
© Promo/Aurora Humanitarian Initiative

Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit: Erinnertes Leid, geteilte Hilfe

Der Aurora-Preis fördert Menschlichkeit – und seine Preisträger geben Hilfen weiter an andere Projekte. An diesem Sonntag wird er in Armenien in Gedenken an die Opfer des Völkermordes zum zweiten Mal verliehen.

Was haben Fartuun Adan und Ilwad Elman aus Somalia, Jamila Afghani aus Afghanistan, Dr. Tom Catena aus Sudan, Muhammad Darwish aus Syrien und Dr. Denis Mukwege aus der Demokratischen Republik Kongo gemeinsam? Alle sind stille Helden, die jenseits der Weltöffentlichkeit unter schwierigsten Bedingungen Menschen in größter Not helfen. Dafür wurden sie jetzt als Finalisten für den Aurora-Preis zur Förderung der Menschlichkeit nominiert.

An diesem Sonntag wird in Jerewan der oder die Preisträgerin mit dem Preis ausgezeichnet und erhält für die Arbeit 100.000 US-Dollar. Um den Zyklus des Gebens fortzusetzen, wird zusätzlich eine Million US-Dollar zur Verfügung gestellt, die der Sieger einer Organisation spenden muss, die seine Arbeit inspiriert hat. Dazu können die Nominierten bis zu drei Organisationen benennen. Die vier Finalisten, die nicht mit dem Hauptpreis ausgezeichnet werden, erhalten jeweils 25.000 US-Dollar, mit denen sie bis zu drei humanitäre Organisationen unterstützen können.

Die Dankbarkeit für die Helfer von einst soll heute in konkrete Taten münden

Gestiftet wird der Preis nun zum zweiten Mal von der Aurora Humanitarian Initiative im Namen der Überlebenden des Völkermordes an den Armeniern und in Dankbarkeit für ihre Retter. Man könne die Armenier als Opfer des Völkermordes durch das Osmanische Reich betrachten und man könne von Opfern und Tätern sprechen – man könne aber auch von den Überlebenden sprechen und von denen, die ihnen oft unter schwierigen Bedingungen die Rettung ermöglichten, von denen heute aber niemand mehr spreche, erklärt Arman Jilavian, Geschäftsführer des Aurora-Preises. Man wolle die Dankbarkeit für die Helfer von einst heute in konkrete Taten umsetzen. Hundert Jahre nach dem Völkermord, der von 1915 bis 1923 angedauert habe, müsse man leider feststellen, dass heute Menschen in anderen Weltgegenden dringend humanitärer Hilfe bedürften. So wie damals Menschen den Armeniern geholfen hätten, wolle man heute anderen Menschen in Not beistehen und mit den Preisgeldern die stillen Helden von heute unterstützen.

Zum 100. Jahrestag hatten sich 2015 mit Vartan Gregorian, Noubar Afeyan und Ruben Vardanyan drei Philanthropen mit armenischen Wurzeln zusammengetan und die Initiative gegründet. 2016 wurde zum ersten Mal der Preis verliehen, den die „New York Times“ überschwänglich als „humanitären Nobelpreis“ feierte. Bis 2023 – 100 Jahre nach dem Ende des Völkermordes – soll er vergeben werden.

Die Geschichte von Aurora Mardiganian inspirierte zu dem Preis

Benannt wurde die Aurora Humanitarian Initiative, die ihren Sitz in New York hat, nach Aurora Mardiganian, einem Mädchen, das als 14-Jährige der Ermordung seiner Familie zuschauen musste. Sie wurde als Sklavin verkauft, bevor ihr auf abenteuerliche Weise die Flucht in die USA gelang. Dort schrieb sie ihre Erfahrungen auf. Ein Film wurde gedreht, mit dem sie dann durch die USA zog, um Geld für die Armenier zu sammeln.

Für den Preis gingen über 550 Nominierungen für 254 Kandidaten aus 66 Ländern ein. Der hochkarätig besetzten Jury gehören neben dem Stifter Vartan Gregorian drei Nobelpreisträger an, darunter Sherin Ebadi, und mit Mary Robinson, der ehemaligen Chefin des UNHCR und irischen Staatspräsidentin, sowie George Clooney auch Persönlichkeiten, die sich für humanitäre Hilfe engagieren.

Die Nominierten 2017:

Fartuun Adan und ihre Tochter Ilwad Elman aus Somalia gehören zu den Nominierten: Sie haben das Elman Peace and Human Rights Centre gegründet, um sich unter schwierigen Bedingungen für Menschen- und Frauenrechte, Entwicklungshilfe und die Rehabilitierung von Kindersoldaten einzusetzen. Ihr Preisgeld wollen sie nicht nur in ihrer Region einsetzen, sondern für Hilfsorganisationen in Bosnien-Herzegowina und im Kongo.

Die Afghanin Jamila Afghani hat eine Organisation zur Förderung der Rechte von Frauen und Mädchen gegründet und dafür muslimische Würdenträger gewonnen. Sie will zwei amerikanische Organisationen unterstützen, die sich der Bildung benachteiligter Frauen verschrieben haben, und ein Projekt in Äthiopien, das die öffentliche Wahrnehmung weiblicher Führungskräfte fördern soll.

Tom Catena lebt als katholischer Missionar und Chirurg in den Nuba-Bergen im Sudan. Da er der einzige Arzt in dieser Region ist, führt er jährlich über 1000 Operationen durch. Falls er zur Preisverleihung anreisen kann, werden armenische Ärzte währenddessen seinen Platz einnehmen, damit die medizinische Versorgung gesichert ist. Er möchte Organisationen unterstützen, die sich für medizinische Versorgung vor allem in Afrika einsetzen.

Einen verzweifelten Kampf führt der vierte Finalist Muhammad Darwish in der belagerten syrischen Stadt Madaya, wo der Student der Zahnmedizin durch den Krieg und die Not der Menschen zum Chirurgen wurde. Er ist einer von drei Ärzten in der belagerten Stadt mit 40.000 Einwohnern. Darwish möchte mit seinem Preisgeld Ärzte ohne Grenzen unterstützen.

Der fünfte Nominierte ist Denis Mukwege, der das Panzi Hospital in der Demokratischen Republik Kongo gegründet hat. Er setzt sich für Überlebende sexueller Gewalt ein und bietet Rechtsberatung und Bildungsmöglichkeiten an. Er möchte Projekte unterstützen, die sich für einen sozialen Wandel und für die Opfer eines Massakers in Guinea einsetzen.

Zur Startseite