Ebola in Westafrika: Erfolgsrezept Liberia
In dem Ebola-Krisenherd Liberia scheint die Wende gelungen, die Zahl der Neuinfektionen geht deutlich zurück. Die massive internationale Hilfe hat offenbar gewirkt.
Mehr als 8000 Menschen sind inzwischen an Ebola gestorben. Das hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekannt gegeben. In Sierra Leone wurde demnach in den vergangenen Tagen der größte Anstieg an Todesopfern registriert. Das ist die schlechte Nachricht. Doch es gibt auch eine gute – und die macht Hoffnung, dass die Epidemie eingedämmt werden kann. Denn in Liberia, wo im Sommer zeitweise mehr als 350 Menschen pro Woche an Ebola erkrankten, ist die Wende offenbar geschafft. In der letzten Dezemberwoche wurden dort landesweit 31 neue Fälle gemeldet.
Horrorszenarien sind nicht eingetroffen
Insgesamt haben sich in Westafrika, konkret in Sierra Leone, Liberia und Guinea, seit dem Ausbruch der Epidemie vor fast einem Jahr laut WHO mehr als 20 600 Menschen mit dem Virus infiziert. Erst im Herbst 2014 lief die internationale Hilfe richtig an. Damals zeichneten Experten Horrorszenarien für 2015 von einer Million Ebola-Fällen. Diese Gefahr scheint gebannt. „Die massive Hilfe hat gewirkt“, sagt der Sonderbeauftragte der Bundesregierung Walter Lindner.
Lob für Liberias Präsidentin
Ende nächster Woche will Lindner selbst wieder in die Krisenregion reisen. Der Erfolg in Liberia beruht seiner Einschätzung nach vor allem auf zwei Faktoren: Ein Großteil der Erkrankten sei isoliert worden und in Behandlung. Die Mehrzahl der Ebola-Toten würden zudem inzwischen so beerdigt, dass sie keine Gefahr für Überlebende darstellten. Die lokalen Beerdigungsrituale, die unter anderem vorsehen, dass ein Verstorbener von seinen Angehörigen gewaschen wird, gehörten zu den Hauptinfektionswegen der Ebola-Epidemie. „In Liberia hat sich Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf sehr für die Feuerbestattung stark gemacht und auch die Aufklärung vorangetrieben“, lobt Lindner. Auch sei die Verfolgung und Beobachtung von Kontaktpersonen infizierter Personen in Liberia deutlich verbessert worden. Alles zusammengenommen habe offenbar den Durchbruch gebracht. „Für eine endgültige Entwarnung ist es aber noch zu früh“, betont Linder. „Es kann immer wieder neue Ausbrüche geben.“
Deutsche Helfer bleiben im Krisengebiet
Deshalb soll auch das vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) mit Hilfe der Bundeswehr betriebene Ebola-Behandlungszentrum in Liberias Hauptstadt Monrovia weiter auf „stand by“ bleiben, wie der Sonderbeauftragte sagt. Die Klinik war erst kurz vor Weihnachten von der WHO, die sie aufgebaut hat, an das DRK übergeben worden. Angesichts der fallenden Neuinfektionsraten wurden ihm aber auch danach von den zuständigen Behörden keine Ebola-Patienten zugewiesen.
Nach Tagesspiegel-Informationen laufen derzeit Gespräche mit dem liberianischen Gesundheitsministerium über die künftige Nutzung. Es könnte zu einem Trainingszentrum für Ebola-Helfer umfunktioniert werden und dann auch für das sogenannte hot training genutzt werden, bei dem an tatsächlich an Ebola erkrankten Patienten geübt wird.
Deutsche Klinik ist die modernste im Land
Möglich wäre auch, Ebola-Patienten aus anderen Krankenhäusern in die DRK-Klinik zu verlegen, um diese Einrichtungen wieder für den normalen Krankenhausbetrieb freizumachen. Denn während Ebola in Liberia allmählich abflaut, sterben derzeit immer mehr Menschen an Krankheiten wie Malaria und Cholera, weil die allgemeine Gesundheitsversorgung praktisch zusammengebrochen ist. Die DRK-Einrichtung ist zudem die modernste Ebola-Klinik in ganz Liberia. Hier wurden beispielsweise Rutschen eingerichtet, über die Medikamente in kontaminierte Räume geschickt werden können, ohne dass Helfer sie betreten müssen. Auch können die Patienten aus einiger Entfernung beobachtet werden, was das Ansteckungsrisiko für Helfer ebenfalls verringert. Außerdem gibt es zwei Geburtszimmer.
Ausbildung und Untersuchungen
45 deutsche Helfer vom DRK und von der Bundeswehr sind derzeit in dem Behandlungszentrum eingesetzt.. Bis über eine weitere Verwendung entschieden wird, bilden sie einheimische Helfer aus und untersuchen Patienten, die sich an die Klinik wenden, weil sie fürchten, sich mit Ebola infiziert zu haben. Bisher werden diese Patienten nach ersten Tests jedoch an andere Kliniken überwiesen.
Vorbereitungen für die Zeit nach Ebola
In Berlin und in Monrovia laufen parallel schon Vorbereitungen für die Zeit nach Ebola. Das Entwicklungsministerium will nach derzeitigem Stand im Februar wieder Entwicklungsexperten nach Liberia entsenden. Liberias Bildungsministerium kündigte an, ebenfalls im Februar die Schulen wieder zu öffnen. Sie waren seit Juli 2014 auf Anordnung der Präsidentin geschlossen, um eine weitere Ausbreitung der Ebola-Epidemie zu verhindern.