Umfrage zum Klimawandel: Erderwärmung macht Deutsche verzagt
Die Bundesbürger spüren die Folgen des Klimawandels bereits jetzt. Eine große Minderheit glaubt allerdings nicht daran.
Überraschend hoch ist in der Anteil derjenigen Deutschen, die von der Existenz eines menschengemachten Klimawandels nicht überzeugt sind: Mit 16 Prozent liegt der Wert deutlich höher als in Großbritannien (12 Prozent), Frankreich (6 Prozent) und Norwegen (4 Prozent). Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die an diesem Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde. Jeweils 1000 Briten, Deutsche, Franzosen und Norweger wurden dafür zu ihren Einstellungen in Bezug auf Klimaschutz und erneuerbare Energien befragt.
Ortwin Renn vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) wertet dieses Ergebnis als „ein alarmierendes Zeichen. In Zeiten, in denen rechtspopulistische Bewegungen Zulauf erhalten, muss die Wissenschaft ihre Erkenntnisse verstärkt vermitteln und nachvollziehbar erklären“, schlussfolgert er. Rechtspopulistische Parteien wie die AfD verneinen die Existenz des menschengemachten Klimawandels.
60 Prozent der Deutschen jedoch spüren die Folgen des Klimawandels bereits jetzt, ergab die Umfrage. Der Wert ist in allen vier Ländern fast gleich hoch.
Norweger haben am wenigsten Schuldgefühle
Gefragt haben die Forscher auch nach den Gefühlen in Bezug auf den Klimawandel und zwar nach Hoffnung, Angst, Empörung und Schuldgefühlen. Interessant ist, dass die Norweger am wenigsten Schuldgefühle haben. Das könnte daran liegen, dass das ehemalige Agrarland Norwegen insgesamt sehr wenig zum Klimawandel beigetragen hat. Deutschland, Großbritannien und Frankreich jedoch belegen vordere Plätze, wenn man die Gesamtemissionen seit Beginn der Industrialisierung betrachtet.
Auf große Zustimmung in allen vier Ländern treffen die erneuerbaren Energien. Durch eine starke Ablehnung der Atomkraft zeichnet sich Deutschland aus. Diese klimaneutrale Art der Energieerzeugung sei damit politisch derzeit keine realistische Alternative zu fossilen Energieträgern, sagt Annika Arnold vom Forschungszentrum Zirius der Universität Stuttgart. Es hat die Befragung mit drei europäischen Partnern veranstaltet und sie mit dem IASS und der Plattform klimafakten.de in Berlin vorgestellt.
Ganz besonders groß ist in Deutschland das Vertrauen in diejenigen, die die Energiewende vor Ort umsetzen: die Städte und Gemeinden. Nur fünf Prozent der Deutschen haben „gar kein Vertrauen“ in die Kommunen, wenn es um Energiepolitik geht.
Franzosen glauben an die eigenen Wirkungsmacht
Offenbar schlagen aber zwei Herzen in der Brust der Deutschen: dass die Nation etwas gegen den Klimawandel bewirken kann, glauben nur 46 Prozent der Befragten. Das ist der niedrigste Wert in allen vier Ländern. Die Franzosen glauben daran mit 71 Prozent am stärksten.
Sind die Deutschen vielleicht doch obrigkeitshöriger als ihre Nachbarn? Gegen Verbote haben sie jedenfalls nichts einzuwenden: Viel Zustimmung gibt es dafür, den Verkauf von Haushaltsgeräten mit hohem Energieverbrauch zu verbieten – das unterstützen 61 Prozent der Deutschen, aber auch 65 Prozent der Franzosen, 53 Prozent der Briten und nur 49 Prozent der Norweger. Diese wiederum haben die höchsten Zustimmungswerte wenn es darum geht, andere Länder finanziell bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen (79 Prozent gegenüber gut 50 Prozent in den anderen drei Ländern).
Höhere Steuern auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas lehnen 53 Prozent der Deutschen ab. Die Ablehnung gegenüber einer Erhöhung der Strompreise ist bei zwei Dritteln der Befragten sogar noch höher. Das mag damit zu tun haben, dass Deutschland mit die höchsten Haushaltsstrompreise in Europa hat.