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Die Angst kommt zurück. Isolierstation für Schweinegrippekranke.
© ddp

Virus: Drei Tote durch Schweinegrippe in Deutschland

Entgegen den Erwartungen von Experten spielt das Virus H1N1 auch in diesem Jahr wieder eine Rolle. Wie jeden Winter treten auch jetzt Grippeviren vermehrt auf. Das Schweinegrippevirus ist nach wie vor eine Gefahr.

Am 1. Januar lief es als Interview über den Ticker. Unter dem Titel „Schweinegrippe ist in Deutschland kein Thema mehr“ erklärte der Hamburger Tropenmediziner Christian Meyer der Presseagentur dapd: „Die Schweinegrippe gibt es noch, etwa in Indien; in Deutschland spielt sie aber gar keine Rolle mehr.“

Gestern, gerade einmal zwei Tage später, meldete das Gesundheitsministerium in Niedersachsen zwei Tote durch die Schweinegrippe. Ein dreijähriges Mädchen starb bereits am 28. Dezember in der Göttinger Universitätsklinik an der Schweinegrippe. Am Montagmorgen starb ebenfalls dort ein 51-jähriger Mann. Und das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte bereits am 20. Dezember 2010 bekannt gegeben, dass eine 20 Jahre alte Patientin mit einer H1N1-Infektion ins Krankenhaus eingewiesen worden und dort an Multiorganversagen gestorben war. Da es keine Meldepflicht für Todesfälle durch Influenza gibt, könnten in den letzten Tagen und Wochen auch mehr Menschen an der Viruserkrankung gestorben sein.

„Ich habe das Interview in der Woche vor Weihnachten gegeben“, sagte der widerlegte Tropenmediziner Meyer nun dem Tagesspiegel. „Damals gab es keine Fälle von H1N1. Das hat sich nun geändert.“ Wie jedes Jahr im Winter treten auch jetzt die Grippeviren wieder vermehrt auf. Das Schweinegrippevirus H1N1, das 2009 erstmals auftauchte, ist dabei nach wie vor eine Gefahr. Das RKI bekommt aus über 100 Arztpraxen in ganz Deutschland Rachenabstriche aller Patienten zugesandt, die die Symptome von Influenza zeigen. Bei der Mehrzahl der Fälle, bei denen das Virus genau identifiziert werden kann, handelt es sich zurzeit um das Schweinegrippevirus H1N1. „Letztes Jahr war ein ganz besonderer Fall, da gab es fast nur Schweinegrippeviren zu finden“, sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des RKI. „In dieser Saison finden wir zwar auch andere Typen wie H3N2 und Influenza-B-Viren, aber auch jetzt haben wir einen großen Anteil an H1N1-Viren.“

Insgesamt ist die Zahl der Viren in den letzten Wochen sprunghaft angestiegen. Während in den Novemberwochen nur etwa zwei Prozent der ans RKI gesandten Proben tatsächlich Influenzaviren enthielten, zeigen die jüngsten Zahlen von der 50. Kalenderwoche (11.12. bis 17.12.2010) Viren in 29 Prozent der eingesandten Proben. „Alles deutet darauf hin, dass wir uns am Anfang der Grippewelle befinden“, sagt Glasmacher. Auch das niedersächsische Sozialministerium rechnet mit einer Grippewelle, die Ende Januar oder im Februar ihren Höhepunkt erreichen könnte. Mit einer Krankheitswelle sei erfahrungsgemäß ab einem Wert von 20 Prozent positiver Proben zu rechnen, sagte am Montag Matthias Pulz, der Präsident des Niedersächsischen Landesgesundheitsamts.

Das Robert-Koch-Institut rief Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen noch einmal auf, sich impfen zu lassen. Der saisonale Grippeimpfstoff enthält stets Komponenten von drei verschiedenen Grippeerregern. In diesem Jahr kommt eine der Komponenten vom Schweinegrippevirus H1N1. Damit ist die Schweinegrippe nun gewissermaßen Teil der saisonalen Grippe geworden. Im vergangenen Jahr waren laut Senatsverwaltung für Gesundheit in Berlin 188 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt, sechs Menschen starben. 2009 waren es 8344 Fälle und sieben Tote.

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