Frauenhass: Drei aktuelle Fälle bewegen die Welt
Die drei Fälle sind völlig verschieden und haben doch eines gemeinsam: Sie erzählen die dramatischen Geschichten von Frauen, die keine Wahl haben. Von Frauen, die Opfer eines Systems wurden oder zu werden drohen.
SUDAN: Glaubenssache
Im Fall der im Sudan wegen „Abfall vom Glauben“ zum Tode verurteilten Christin, Miriam Ibrahim, herrscht weiter Unklarheit über ihr weiteres Schicksal. Die Frau, die einen amerikanischen Christen mit südsudanesischen Wurzeln geheiratet hatte, ist von einem Gericht in Khartum zum Tode verurteilt worden, weil ihr Vater Muslim und sie daher vom Glauben abgefallen sei.
Ihre Mutter ist Christin, sie ist christlich-orthodox erzogen worden. Sie war im achten Monat schwanger, als sie ins Gefängnis gesteckt und zum Tode verurteilt worden war. Ihr 20 Monate alter Sohn ist mit ihr interniert. In der Haft gebar sie vor wenigen Tagen eine Tochter. Seit Tagen wird spekuliert, dass die Frau demnächst frei kommen könnte. Sudanesische Regierungskreise waren mit der Ankündigung zitiert worden, sie komme „in wenigen Tagen frei“. Das bestritt das Außenministerium am Sonntag. Allerdings erwartet das Ministerium, dass ein höheres Gericht das Todesurteil aufheben wird. Die Todesstrafe würde erst vollstreckt, wenn das kleine Mädchen zwei Jahre alt wird. So sieht es die Verfassung vor. Außenminister Ali Karti wird am Mittwoch in Berlin zu politischen Gesprächen erwartet. Der Fall Ibrahim dürfte dabei Thema werden. Deutschland bemüht sich trotz des internationalen Haftbefehls gegen den Präsidenten Omar al Baschir um bessere Beziehungen zum Sudan, um die Lage im Südsudan nicht noch weiter zu verschlechtern.
INDIEN: Vergewaltigt und erhängt
Nach dem Tod zweier Mädchen nach einer Gruppenvergewaltigung sind drei Verdächtige geständig. Sie müssten sich wegen Vergewaltigung und Mord verantworten, sagte ein Polizeibeamter am Sonntag. Die drei Cousins hielten aber noch Details zurück und hätten angedeutet, dass es weitere Beteiligte gegeben habe.
Die 14 und 16 Jahre alten Mädchen waren am Dienstag im nordindischen Badaun missbraucht worden. Sie hatten dem Sender NTDV zufolge am Abend ihr Haus, in dem es keine Toilette gibt, verlassen, um sich zu erleichtern. Dabei wurden sie von der Gruppe entführt. Familienangehörige fanden die Mädchen – zwei Cousinen – später erhängt in einem Baum. Die Täter hatten sie dort aufgehängt, sie hatten sich nicht, wie zunächst berichtet, selbst das Leben genommen. (AFP)
PAKISTAN: Verbrechen: Liebe
Nach der Steinigung einer schwangeren Frau in Pakistan hat die Polizei Vorwürfe zurückgewiesen, nicht eingeschritten zu sein. Der leitende Polizeibeamte Zulfiqar Hameed sagte in Lahore, ein Polizist habe einem der Angreifer eine Schusswaffe abgenommen, doch der Mob sei so groß gewesen, dass die Polizei nichts habe ausrichten können. Hameed warf überdies ausländischen Medien vor, "fehlerhaft" über den Vorfall zu berichten. Es habe sich um einen "alltäglichen Mordfall" gehandelt, der im Zusammenhang mit der pakistanischen Gesellschaft gesehen werden müsse.
Farzana Parveen war am Dienstag von ihren Angehörigen vor einem Gerichtsgebäude am helllichten Tag gesteinigt worden, ohne dass Polizisten dazwischen gingen. Die 25-Jährige war im dritten Monat schwanger. Sie wollte in einem Prozess gegen ihren Ehemann Mohammad Iqbal als Zeugin für ihn aussagen. Ihre Familie hatte ihm vorgeworfen, die junge Frau entführt und zur Heirat gezwungen zu haben. Der Polizeibeamte sagte, Iqbal habe seine vorherige Ehefrau getötet und sich dann vier Jahre lang seiner Festnahme entzogen. Parveen sei mit ihm durchgebrannt, obwohl sie bereits verheiratet gewesen sei. Parveen wollte sich offenbar mit dieser Liebesheirat einer Zwangsverheiratung entziehen. Wegen des Mordes an seiner vorherigen Ehefrau musste Iqbal nicht ins Gefängnis, weil die Familie des Opfers ihm verzieh. Mittlerweile ist der Vater der jungen Frau festgenommen worden. Regierungschef Nawaz Sharif hatte die Behörden am Donnerstag zum "sofortigen Handeln" aufgerufen. (AFP)
Dagmar Dehmer