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Femen-Aktivistinnen werden von der französischen Polizei am Dienstag festgenommen. Sie hatten das Auto von Dominique Strauss-Kahn erklommen. Der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) soll Sexpartys mit Callgirls mitorganisiert haben.
© YOAN VALAT/ dpa
Update

Femen-Aktivistinnen vor dem Gerichtssaal: Dominique Strauss-Kahn: Habe nie Sexpartys mit Prostituierten organisiert

Der einstige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn steht wegen organisierter Zuhälterei vor Gericht. In dem Prozess hat er jetzt seine Sicht der Dinge darlegen können. Für die Frauenbewegung Femen scheint der Fall schon klar zu sein.

Im Prozess um Sexpartys mit Callgirls hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn alle Vorwürfe wegen Zuhälterei in Bausch und Bogen zurückgewiesen. "Ich sehe mich in keinster Weise als Organisator dieser Abende", sagte der 65-Jährige mit Blick auf die Sexpartys am Dienstag vor Gericht im nordfranzösischen Lille. Er blieb auch dabei, dass er nicht wusste, dass die Frauen Prostituierte waren. Der einstige sozialistische Spitzenpolitiker ging in seiner Aussage sogar noch weiter: Prostituierte seien nicht sein Geschmack und entsprächen auch nicht seiner Vorstellung von sexuellen Beziehungen, machte Strauss-Kahn deutlich. "Das gefällt mir nicht, weil ich es mag, wenn gefeiert wird." Er sei "Gast" bei den Partys gewesen.

Sexpartys in Paris und Washington

Strauss-Kahn wird in dem Prozess gegen insgesamt 14 Angeklagte in Lille vorgeworfen, zwischen März 2008 und Oktober 2011 der Prostitution von sieben Frauen "Vorschub geleistet" zu haben, indem er ausschweifende Sexpartys unter anderem in Paris und Washington mitorganisierte. Auf schwere Zuhälterei stehen in Frankreich bis zu zehn Jahre Gefängnis und 1,5 Millionen Euro Strafe.

In einer Limousine ließ sich Strauss-Kahn - teilweise auf der Rückbank zu sehen - direkt in die Parkgarage des Gerichts fahren.
In einer Limousine ließ sich Strauss-Kahn - teilweise auf der Rückbank zu sehen - direkt in die Parkgarage des Gerichts fahren.
© Pascal Rossignol/Reuters

Der einstige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der bis zu seinem Rücktritt wegen Vergewaltigungsvorwürfen in den USA im Mai 2011 als einer der mächtigsten Männer der Welt galt, hob nun vor Gericht hervor: "Ich hatte nicht die Zeit, irgendeinen Abend zu organisieren." Er wies auch den Eindruck regelrechter Sexorgien zurück: "Es hat diese zügellose Aktivität nicht gegeben." Es sei lediglich um vier Treffen pro Jahr gegangen.
Bereits vor seiner ersten ausführlichen Befragung zu den Vorwürfen in dem Prozess hatte "DSK", wie Strauss-Kahn in Frankreich kurz genannt wird, klargestellt: "Ich habe weder ein Verbrechen noch ein Vergehen begangen." Das schrieb der 65-Jährige in einem Brief, der am Dienstag vor Gericht verlesen wurde.

Es gehe nicht um Recht, sondern um Moral

Schon zuvor hatte die Verteidigung von "DSK" den Vorwurf erhoben, es gehe in dem Verfahren gegen den Ex-Spitzenpolitiker, der vor wenigen Jahren als aussichtsreichster Anwärter auf das Präsidentenamt in Frankreich galt, nicht um Recht, sondern um Moral. Die Staatsanwaltschaft hatte für eine Einstellung des Verfahrens gegen Strauss-Kahn plädiert, die Untersuchungsrichter hatten sich aber darüber hinweggesetzt und Anklage erhoben.

Eine gewisse Unterstützung erhielt Strauss-Kahn durch die Aussage einer früheren Prostituierten. Bei einem Treffen mit "DSK" seien Geld oder ihr Beruf als Prostituierte nicht erwähnt worden, sagte die Frau namens Mounia aus. Sie erhob zugleich aber schwere Vorwürfe gegen Strauss-Kahn. Unter Tränen berichtete sie über einen der Abende in einem schicken Pariser Hotel mit Strauss-Kahn. Sie sei zu brutalen Sexpraktiken gezwungen worden: "Ich habe geweint, ich hatte Schmerzen." Sie habe aber weitergemacht, weil sie das Geld brauchte.

Für Aufregung hatte am Morgen eine Protestaktion barbusiger Feministinnen vor dem Gericht gesorgt. Drei Femen-Aktivistinnen stürzten sich auf die Limousine, in der Strauss-Kahn saß. Eine der halbnackten Frauen kletterte sogar auf die Motorhaube, bevor sie von Polizisten überwältigt werden konnte. Die Aktivistinnen hatten mit schwarzer Farbe "Zuhälter-Kunden schuldig sprechen" auf ihre nackten Oberkörper geschrieben. (AFP)

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