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Der Komiker Dieudonné - mit vollem Namen Dieudonné M’bala M’bala - während einer Aufführung.
© dpa

Frankreich: Dieudonné ist wieder aufgetreten

Der wegen antisemitischer Ausfälle umstrittene Komiker Dieudonné stand in der Nacht zum Dienstag erneut auf der Bühne. Unter dem Titel „Asu Zoa“ präsentierte er eine abgeänderte Variante seines vorher verbotenen Stücks „Le Mur“.

Der wegen antisemitischer und rassistischer Ausfälle umstrittene französische Komiker Dieudonné hat am Montagabend erneut eine Bühnenshow in dem „Théâtre de la Main d’Or“ aufgeführt. Pariser Behörden hatten zuvor die Aufführung seines Stücks „Le Mur“, zu deutsch „Die Mauer“, wegen antisemitischer Hetze untersagt. Dieudonné trat nun unter hohen Sicherheitsvorkehrungen mit seinem neuen Programm „Asu Zoa“ auf, das er nach eigenen Angaben in „drei Nächten geschrieben“ habe. Das Werk enthalte nur Musik, Tanz und „einige Tai-Chi-Bewegungen“.

Der Titel der neuen Show „Asu Zoa“ bedeutet „Das Gesicht des Elefanten“ auf Ewondo, der Sprache einer kamerunschen Ethnie, zu der Dieudonnés Vater gehört. Die französische Zeitung „Le Monde“ spekulierte jedoch darüber, ob es sich dabei nicht um ein Anagramm von „USA ZOA“ handelt. Dies steht für die „Zionist Organization of America“, die älteste pro-israelische Organisation der Vereinigten Staaten.

Wenige Stunden später wird Dieudonnés Sohn verhaftet

„Asu Zoa“ soll nach Angaben Dieudonnés von einem „anderen Thema als ,Die Mauer’“ handeln. Das Programm sei von „überlieferten Mythen und primitivem Volksglauben“ inspiriert. Nach Berichten von Beobachtern handelte es sich bei Dieudonnés Show jedoch nur um eine abgeschwächte Version seines früheren Programms. Viele der Sketche seien identisch gewesen. Allerdings verzichtete der Komiker auf direkte Angriffe gegen Juden. Lediglich der jüdische Radiomoderator Patrick Cohen wurde von Dieudonné wiederholt erwähnt – nun aber nicht mehr in direkten Bezug zu Gaskammern gebracht. Am Ende des Bühnenprogramms feierte das Publikum Dieudonné mit mit langanhaltendem Beifall.

Wenige Stunden später wurde Dieudonnés Sohn vor dem „Théâtre de la Main d’Or“ verhaftet. Polizisten hatten zwei Jugendliche vor dem Portal des Pariser Theaters bemerkt und beschlossen, sie zu kontrollieren. Bei der anschließenden Untersuchung wurde bei einem der jungen Männer ein Messer gefunden. Bei dem Betreffenden handelte es sich nach Auskunft der Pariser Polizei um den 15-Jährigen Sohn Dieudonnés. Der Jugendliche sei vorübergehend festgenommen und von einem Polizeibeamten auf das Kommissariat des XI. Arrondissements gefahren worden. Nach Erscheinen seines Vaters sei der 15-Jährige wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Dieudonné, der in der Vergangenheit mehrfach wegen antisemitischer und rassistischer Ausfälle verurteilt worden ist, führt seit mehreren Wochen einen Kleinkrieg mit der französischen Regierung. Frankreichs oberstes Verwaltungsgericht, der Staatsrat in Paris, hatte Auftritte in Nantes, Tours und Orléans zwischen dem 9. und 11. Januar untersagt.

Dieudonné: "In einem Rechtsstaat muss man sich dem Recht beugen."

Jacques Verdier, Anwalt des umstrittenen Komikers, sagte: „Die Pariser Polizeipräfektur hat zur Kenntnis genommen, dass es sich bei „,Asu Zoa’ um ein neues Programm handelt.“ Das alte Werk „Die Mauer“ werde Dieudonné gemäß dem Verbot nicht mehr aufführen. Der Komiker sagte dazu: „In einem Rechtsstaat muss man sich dem Recht beugen.“

Dieudonné steht seit Längerem für seine Kontakte in die rechtsextreme Szene und Verbindungen zu Holocaust-Leugnern in der Kritik. Bekanntestes Erkennungszeichen Dieudonnés ist sein „Quenelle-Gruß“, der stark an den Hitler-Gruß erinnert.

Dieudonné rief in einer Videobotschaft seine Fans auf, ihn zu unterstützen: „Je mehr ihr seid, desto länger kann ich meinen Kampf fortsetzen.“ Dem französischen Innenminister Manuel Valls, der das Auftrittsverbot erwirkt hatte, warf er vor, ihm „den Krieg erklärt“ zu haben.

Michel Penke

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