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Hans Christian Andersen, dänischer Schriftsteller (1805–1875). Das Porträt wurde 1841 in Dresden von Professor Vogel von Vogelstein gezeichnet.
© dpa

Hintergrund: Die zufällige Entdeckung des Märchens "Die Talgkerze" von Hans Christian Andersen

Es ist ein frühes Märchen, der Stil ist noch holprig. Wie das Manuskript des Andersen-Märchens "Die Talgkerze" gefunden wurde.

Im Oktober stieß der Historiker Esben Brage ganz unten in einer Kiste im Landesarchiv von Odense auf Fünen auf ein vergilbtes Heft. Eigentlich war der dänische Lokalhistoriker dem Stammbaum der örtlichen Familie „Plum“ auf der Spur. Der Name auf dem Heftchen jedoch elektrisierte den Wissenschaftler: Hans Christian Andersen stand da in altertümlicher Schrift. Das Schriftstück ging zur Prüfung an Andersen-Spezialisten und am Donnerstag veröffentlichte die dänische Zeitung „Politiken“ den Text und berichtete, dass es sich nach Expertenmeinung um ein bisher unbekanntes Frühwerk des gebürtigen Odensers Hans Christian Andersen handeln muss. Zu Andersens bekanntesten Märchen gehören „Die kleine Meerjungfrau“, „Die Prinzessin auf der Erbse“, „Die Schneekönigin“ und „Das hässliche Entlein“.

In der wohl vor rund 190 Jahren geschriebenen Erzählung „Talglicht“ erzählt Andersen demnach die Geschichte einer Kerze, deren wahres Wesen verkannt wird und die erst nach so manch schlechter Erfahrungen ihren Platz im Leben findet. Wie in so vielen Geschichten treibt den dänischen Nationalschriftsteller auch in diesem frühen Versuch die Suche nach wahrem Wert, das Gefühl der Sehnsucht um. Auch der Gedanke vom sozialen Aufstieg, der später immer wieder als Motiv in den Geschichten des Sohnes eines Schuhmachers aus ärmlichen Verhältnissen, der später Förderer in Hofkreisen findet, auftaucht, ist in „Die Talgkerze“ schon vorhanden. Ejnar Stig Askgaard, Andersen-Experte vom Stadtmuseum in Odense, spricht in „Politiken“ von einem „Sensationsfund“. Johan de Mylius, Professor am Andersen-Center der Syddansk-Universität, schränkt ein, dieses frühe Werk sei nicht der Anfang von Andersens Märchenproduktion. Der etwas ungelenke Stil deute eher auf eine Art Übung während Andersens Lateinschulzeit hin. Das Heft ist offenbar kein Originalmanuskript. Vielmehr eine Abschrift der Geschichte, die Andersen einer „Frau Bunkeflod“ gewidmet hat. Die Vikarswitwe war demnach eine Kindheitsvertraute Andersens. Jene hat den Text wohl an gemeinsame Bekannte, die Familie Plum, weitergereicht.

Barbara Junge

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