Tropensturm über Ostafrika: Die Opfer des Zyklons Idai brauchen dringend Hilfe
Der Tropensturm Idai hinterlässt in Mosambik, Malawi und Simbabwe Verwüstung. Helfer berichten von der Notsituation: Viele Menschen haben alles verloren.
Die Eltern waren gerade glücklich, die ersten Schreie ihres neu geborenen Kindes zu hören. Dann kam der Zyklon, kamen die Sturmfluten. Der Stromausfall. Viele Neugeborene sind tot, viele Kinder weggeschwemmt, viel sind jetzt Waisen. Mosambik, einst portugiesische Kolonie und liebgewonnene zweite Heimat vieler Deutscher, ist vom Zyklon Idai gezeichnet. Die Großstadt Beira ist zu 90 Prozent zerstört. „Unsere Kollegen und Freunde berichten uns von apokalyptischen Verhältnissen“, sagt Dieter Wenderlein, er ist bei der christlichen Gemeinschaft Sant’Egidio zuständig für die Eine-Welt-Projekte.
Vergangenen Sommer hat er dem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller, die Dream-Hilfsprojekte für HIV-infizierte und Aids-erkrankte Frauen in Beira präsentiert. Auch der Tagesspiegel war dort auf Recherchereise, vor vier Jahren, auf Einladung der Deutschen Aids-Stiftung und von Sant’Egidio, bei den erfolgreichen und auch die Regierung inspierienden Projekten zur Aids-Prävention, zur Gesundheits- und Bildungsfürsorge, zur Ernährungssicherung für Kinder.
Es fehlt an Trinkwasser und Medikamenten
Viele der betreuten Menschen haben jetzt alles verloren. „Der Slum, die Hütten der armen Menschen, sind alle überflutet, oft dem Boden gleichgemacht“, sagt der aus Würzburg stammende Apotheker Wenderlein. Im Ernährungszentrum Beira, in der Gesundheitsstation, sind die Dächer über den Laboren zur Blutuntersuchung im ersten Stock weggefegt. Unten: Schlamm, Müll, Chaos. Trotzdem kommen aidserkrankte Schwangere, um ihre Medikamente zu holen, die es ihnen bei regelmäßiger Einnahme ermöglichen, HIV-negative Kinder auf die Welt zu bringen. Wenderlein: „Nach dem Zyklon hatten wir nur Kontakt zu einem unserer Mitarbeiter, Nelson Moda, er berichtete, wie er über Leichen zum Dream-Zentrum lief. Erst seit gestern haben wir teils über Facebook wieder Kontakt, bekommen schreckliche Bilder, die Lage ist völlig chaotisch und unüberschaubar.“
Viele Überlebende aus dem Armenviertel suchen unter der Pagode Schutz, werden mit noch vorhandenen Lebensmittel versorgt. „Aber es fehlt an allem, vor allem an sauberem Trinkwasser und Medikamenten.“ Wenn Hilfslieferungen per Helikopter die Hundererttausenden Menschen im von der Außenwelt teils völlig abgeschnittenen Katastrophengebiet erreichen, stürzen sich die Einwohner auf das wenige Vorhandene, wie auch Tobias Müller von Sant’Egidio Berlin berichtet.
Helfer erzählen der Nachrichtenagentur dpa davon, dass jetzt schwere Epidemien ausbrechen könnten, Durchfallerkrankungen wie Cholera und Typhus. Am Hafen von Beira ist alles weiter kilometerweit überschwemmt. Jetzt will auch das US-Militär helfen. Organisationen wie die Deutsche Welthungerhilfe, mit der der Tagesspiegel bei seinen Auslandshilfen kooperiert, und auch Ärzte ohne Grenzen kündigten mehr Hilfseinsätze an.
Auch Malawi ist stark betroffen, Experten vergleichen die humanitäre Notlage infolge des Zyklons mit den katastrophalen Zuständen wie in Syrien und Jemen. Nach UN-Schätzungen sind rund drei Millionen Menschen betroffen. Allein in Mosambik sollen rund 400.000 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, zeitweise obdachlos geworden sein. Um Spenden wird bereits dringend gebeten (s. unten).
Mindestens 700 Tote
Die US-Streitkräfte stellten auf Anfrage der amerikanischen Entwicklungsbehörde USAID und in Absprache mit Mosambik Hilfe bereit, teilte das US- Oberkommando für Afrika (Africom) in der Nacht zum Montag mit. Während die genauen Bedürfnisse noch bewertet würden, bringe das Militär bereits Einsatzmittel – vermutlich zunächst Schiffe und Hubschrauber – in Stellung, hieß es. Bislang beteiligten sich neben örtlichen Kräften das indische Militär mit drei Schiffen sowie die südafrikanischen Streitkräfte mit Hubschraubern.
Am 15. März hatte der schwere Tropensturm weite Teile von Mosambik, Malawi und Simbabwe verwüstet und mit heftigen Regenfällen vor allem in Mosambik weite Landstriche unter Wasser gesetzt. Rund 700 Menschen sind nach Regierungsangaben gestorben – die tatsächliche Zahl dürfte laut Helfern jedoch deutlich höher liegen. Diese machten sich zudem Sorgen über die Tausenden Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder von ihren Familien getrennt wurden. „Wir müssen jetzt sehr schnell handeln, damit diese Kinder nicht in die Hände von Menschenhändlern fallen oder Opfer von sexueller Gewalt oder Frühverheiratung werden“, sagte Claire Rogers, die Chefin von World Vision Australien, in Beira.
Bitte um Spenden
Das Bündnis Entwicklung hilft, zu dem auch die Deutsche Welthungerhilfe geghört, bitte nach dem Wirbelsturm Idai dringend um Hilfe für Millionen Betroffene in Mosambik, Malawi und Simbabwe: Bündnis Entwicklung hilft, Spendenkonto: IBAN: DE29 100 20 5000 100 20 5000, Stichwort „Wirbelsturm Idai“ bei der Bank für Sozialwirtschaft.
Gemeinschaft Sant'Egidio e.V.: Stichwort: „Mosambik, Malawi“, Liga Bank, IBAN: DE71 7509 0300 0003 0299 99
BIC: GENODEF 1 M05.
Die Deutsche Aids-Stiftung hat auch ein Konto und bittet um Spenden: Stichwort: „Nothilfe Beira (Mosambik)“, Deutsche AIDS-Stiftung, Sparkasse Köln Bonn, IBAN: DE85 3705 0198 0008 0040 04, BIC: COLSDE33.