Wetter: Die kälteste Nacht des Winters
Es ist eisig in Deutschland. Die Meteorologen haben in Bayern minus 22,6 Grad gemessen. Und wer in südliche Gefilde geflüchtet ist, konnte sein blaues Wunder erleben.
In der Nacht zum Freitag sind die Temperaturen in Deutschland auf den bisher tiefsten Stand des Winters gefallen. Vor allem in Süddeutschland zwischen Fränkischer Schweiz und Oberpfalz seien Minusrekorde gemessen worden, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach am Freitag. In Schorndorf-Knöbling (Oberpfalz) gingen die Temperaturen bis neun Uhr morgens auf bis zu minus 22,6 Grad runter. Gemessen wurde zwei Meter über dem Boden. Noch kälter war es nur auf der Zugspitze mit minus 26,6 Grad.
Vergleichsweise mild war es unmittelbar an der Nord- und Ostsee mit Temperaturen zwischen minus 2 und minus 4 Grad. Auf Helgoland wurden in der Nacht minus 3 Grad gemessen. In Berlin, Köln und München bibberten die Menschen bei minus 10 Grad, in Nürnberg sogar bei knapp minus 19 Grad.
In den Hochlagen der deutschen Alpen herrscht weiter erhebliche Lawinengefahr. Damit wird oberhalb der Waldgrenze die dritte der insgesamt fünf Warnstufen erreicht.
ITALIEN
Winterwetter hat in Teilen Italiens den Verkehr zum Erliegen gebracht. Betroffen waren selbst südliche Regionen wie Apulien, Kampanien, Basilikata und Sizilien. An der Adria-Küste wurde die Bahnstrecke Bologna–Ancona vorübergehend gesperrt. Der Fährverkehr zu den Mittelmeerinseln Capri und Ischia wurde am Morgen wegen heftigen Windes eingestellt, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Selbst in Neapel seien einige Schneeflocken gefallen, ein unübliches Spektakel. Schon am Donnerstag hatte sich eine dichte Schneedecke über viele Gegenden gelegt, darunter auch in den Erdbebengebieten in Mittelitalien. In den zerstörten Orten in den Marken, den Abruzzen, in Umbrien und Latium machten Schnee und klirrende Kälte den Menschen weiter zu schaffen.
GRIECHENLAND
Der Wintereinbruch trifft auf den griechischen Inseln tausende Flüchtlinge und Migranten besonders schwer: Viele müssten bei Minustemperaturen und Schnee in unbeheizten Zelten ausharren, berichtete das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf. Nach Angaben des griechischen Migrations-Krisenstabes leben auf den Inseln der Ostägäis knapp die Hälfte der 15 560 Migranten und Flüchtlinge in Zelten.
Besonders auf den Inseln Samos, Chios und Lesbos sei die Situation prekär, sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. Das Hilfswerk habe warme Decken und Schlafsäcke verteilt und sei dabei, alle Zelte mit Heizlüftern auszustatten.
SCHWEIZ
Im schweizerischen Hochtal La Brévine wurden minus 29,8 Grad gemessen, wie der Wetterdienst Meteonews am Freitag mitteilte. La Brévine hält auch den absoluten Kälterekord der Schweiz. Am 12. Januar 1987 waren es dort minus 41,8 Grad.
RUSSLAND
Sibirische Kälte und starker Schneefall lassen die Einwohner der russischen Hauptstadt Moskau zittern. Bei Temperaturen bis zu minus 30 Grad empfahl das Ministerium für Katastrophenschutz den Bewohnern und Touristen in Moskau, sich nicht länger als notwendig im Freien aufzuhalten und „lange Aufenthalte auf der Straße dringlichst zu vermeiden“. Die Behörden sprechen von einem „ungewöhnlich kalten Wetter“. Die Temperaturen seien durchschnittlich bis zu zwölf Grad niedriger als üblich, teilte die Stadt der Agentur Interfax zufolge mit. Am Samstag, wenn die Russen das orthodoxe Weihnachtsfest feiern, sollen die Temperaturen noch einmal fallen: Meteorologen erwarten in der Nacht neben eisigem Wind auch knapp minus 40 Grad.
INDIEN
In Kaschmir verbringen derzeit indische Touristen ihren Urlaub. Überall liegt Schnee, die Temperaturen pendeln um den Gefrierpunkt.
THAILAND
Viele deutsche Urlauber, die dem Winter Richtung Süden entflohen sind, haben Pech. Im Süden des Landes sind bei heftigen Regenfällen und Überschwemmungen mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Betroffen sind insgesamt neun Provinzen mit unter anderem den Urlauberinseln Ko Samui und Ko Phangan, wo viele Touristen mitten in der Wintersaison wegen annullierter Flüge festsaßen. Der thailändische Wetterdienst warnte am Freitag vor weiterem heftigen Regen und Springfluten.
Am schwersten betroffen ist nach Angaben des Innenministeriums die Festlandprovinz Nakhon Si Thammarat, wo das Wasser nach tagelangen Regenstürmen in einigen Gebieten bis zu den Dächern reichte. dpa/AFP