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In Schweden sind große Waldbrände wegen der Sommerhitze völlig außer Kontrolle geraten.
© Maja Suslin/Lehtikuva/AP/dpa

Chef des schwedischen Zivilschutzes warnt: "Die größten Brände werden wir nicht löschen können"

In Schweden wüten weiter rund 50 Waldbrände, etliche davon sind außer Kontrolle. Der Zivilschutz macht den Bürgern keine Hoffnung auf ein baldiges Ende des Sommerdramas.

Der Chef des schwedischen Zivilschutzes MSB, Dan Eliasson, hat am Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Stefan Löfven das Ausmaß des Dramas um die Waldbrände eindrücklich deutlich gemacht. Eliasson beschrieb die Lage als "die wahrscheinlich ernsteste und schwierigste Situation, in der sich der schwedische Rettungsdienst jemals befunden habe".

Noch immer brennt es an mindestens 50 Orten im Land, etliche der Großfeuer sind nach wie vor außer Kontrolle. "Die größten Brände werden wir nicht löschen können. Hier arbeitet der Rettungsdienst daran, die Ausbreitung zu minimieren und wartet, dass das Wetter umschlägt", sagte Eliasson. "Das kann allerdings mehrere Wochen dauern." Die 10-Tage-Prognose des staatlichen Wetterdienstes SMHI geht davon aus, dass es in weiten Teilen des Landes weiterhin mit Temperaturen von 26 bis 32 Grad warm und trocken bleibt.

Es müsste viel regnen - danach sieht es zurzeit nicht aus

Wie die schwedische Tageszeitung "Dagens Nyheter" berichtet, bedürfe es nach Ansicht der Hydrologen des SMHI einer relativ großen Menge Regens, um die größte Trockenheit zu beseitigen. Zurzeit deute nichts daraufhin, dass solche Mengen fallen würden. Abgesehen von lokalen Hitzegewittern werde kein Niederschlag erwartet.

Gmeinsamer Auftritt: Der Chef des Zivilschutzes, Dan Eliasson (links) und Premier Stefan Löfven.
Gmeinsamer Auftritt: Der Chef des Zivilschutzes, Dan Eliasson (links) und Premier Stefan Löfven.
© Christine Olsson/AFP PHOTO /TT News Agency

Weiter sagte MSB-Chef Eliasson: "Ich warne davor, die Situation zu unterschätzen. Sie kann weiter eskalieren. Die Lage ist ernst." Auf so große und komplexe Brände sei man personell und technisch nicht vorbereitet gewesen. Bereits am Donnerstag hatte der Zivilschutz mitgeteilt, dass bereits jetzt deutlich mehr Hektar Wald betroffen sind, als bei dem bisher größten Feuer in der neueren schwedischen Geschichte im Jahr 2014. Damals waren in der Provinz Västmanland rund 14.000 Hektar abgebrannt. Die jetzigen Brände wüten bereits - Stand Freitagmorgen - auf einer Fläche von wesentlich mehr als 20.000 Hektar. Das entspricht in etwa der Größe von rund 30.000 Fußballfeldern.

Auch Regierungschef Löfven sprach von einer "weiterhin sehr ernsten Lage". "Wir haben eine Extremsituation", sagte er. Wenn die Waldbrände überstanden seien, werde er Schwedens Zivilschutz stärken. Schweden müsse sich besser auf extremes Wetter vorbereiten.
Die schlimmsten Feuer wüten weiter wenige Hundert Kilometer nördlich von Stockholm in Mittelschweden in den Provinzen Dalarna, Jämtland und Gävleborg. Hier sollten am Freitag weitere Dörfer evakuiert werden. Bereits am Donnerstag hatten zahlreiche Menschen ihre Häuser verlassen müssen.

Lagerfeuer und Grillen in der Natur sind aktuell verboten

Mit Löschflugzeugen aus Italien und Frankreich sowie norwegischen Helikoptern versuchen die Rettungskräfte, die Brände unter Kontrolle zu bekommen. Inzwischen hat Schweden nach Informationen des Fernsehsenders SVT auch in Deutschland, Dänemark und Litauen um Hilfe gebeten.

Das Auswärtige Amt (AA) in Berlin wies am Freitag daraufhin, dass Urlauber in Schweden wegen der Trockenheit derzeit keine Lagerfeuer entfachen und nicht in der Natur grillen dürfen. Dies ist nach schwedischen Recht mit gewissen Einschränkungen ebenso wie das "wilde Campen" grundsätzlich erlaubt. Touristen sollten ihre Reisepläne prüfen. Straßen könnten gesperrt sein, teilte das AA mit.

Feuer gibt es im gesamten Land.
Feuer gibt es im gesamten Land.
© Gitta Pieper-Meyer

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