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Wirbt für seine Sache. Paul Watson, hier bei einem Auftritt in Südfrankreich.
© AFP

Sea Shepherd: Der Walfangjäger

Paul Watson, Gründer von Sea Shepherd, sitzt derzeit in Frankfurt am Main fest, während international über Schutzgebiete für die Wale verhandelt wird.

Paul Watson sitzt seit nunmehr 50 Tagen in Frankfurt am Main fest. Der Gründer der eher militanten Meeresschutzorganisation Sea Shepherd muss sich jeden Tag bei der örtlichen Polizei melden, seitdem er Mitte Mai in Frankfurt festgenommen worden war. Das mittelamerikanische Land Costa Rica hatte im Oktober 2011 einen Haftbefehl gegen den 61-jährigen Walschützer erlassen und seine Auslieferung beantragt. Watson ist nun auf Kaution zwar auf freiem Fuß – aber in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Im Streit zwischen Costa Rica und Watson geht es um eine Aktion, die zehn Jahre zurückliegt. 2002 hatte der Kanadier und Mitbegründer von Greenpeace – „ein Wohlfühlverein“, wie er heute sagt – vor der Küste Guatemalas den Dokumentarfilm „Sharkwater“ über die Hai-Jagd gedreht. Dabei soll er, so lautet der Vorwurf Costa Ricas, die Besatzung eines Schiffes gefährdet haben. Watsons Anwälte weisen das zurück und verweisen auf Videomaterial von Sea Shepherd, das Watsons Unschuld belegen soll. Dem Tagesspiegel sagte Watson am Montag: „Wir warten immer noch auf die Papiere aus Costa Rica.“

Zu der am Montag begonnenen Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Costa Ricas Nachbarland Panama wäre Watson allerdings auch dann nicht gereist, wenn er es könnte. „Wir sind von der IWC ausgeschlossen“, sagt er. Und aktuell werde dort mal wieder darüber verhandelt, ob die IWC Sea Shepherd „dafür verurteilt, was wir tun“. Das passiere jedes Jahr, Japan, das den Walfang wieder legalisieren will, habe aber nie eine Mehrheit dafür gefunden. Dabei habe Japan es geschafft, Jahr für Jahr neue IWC-Mitglieder „durch Subventionen zu kaufen“. Diesen Vorwurf erhebt übrigens nicht nur Watson sondern auch die bei der IWC noch zugelassenen Umweltorganisationen wie die Wal- und Delfinschutzgruppierung WDCS, Greenpeace und der WWF. Das Ergebnis ist eine seit Jahren anhaltende Blockade der IWC. Weder gelingt es Japan, das nach wie vor existierende Walfangmoratorium aufheben zu lassen. Noch schaffen es die Walschutznationen wie Australien, die USA, Kanada oder Deutschland, die Meeressäuger besser zu schützen. Denn beide Seiten bräuchten für ihre Anliegen eine Dreiviertel-Mehrheit, und die ist nahezu unerreichbar.

Paul Watson würde sich dennoch freuen, wenn es diesmal in Panama gelänge, das existierende Walschutzgebiet rund um die Antarktis im Südatlantik bis zum Äquator zu vergrößern. Das Southern Ocean Whale Sanctuary reicht derzeit bis zum 60. Breitengrad. Der Plan, das Walschutzgebiet zu vergrößern, steht seit Jahren regelmäßig auf der Tagesordnung der IWC. Doch nachdem beim Weltnachhaltigkeitsgipfel in Rio de Janeiro, Rio+20, Ende Juni der Versuch gescheitert war, sich weltweit auf die Ausweisung von Meeresschutzgebieten auf hoher See zu einigen, hofft vor allem Australien diesmal bei der IWC doch auf eine Mehrheit. Australien hat gerade große Meeresgebiete rund um den Inselkontinent unter Schutz gestellt, die Malediven haben Ähnliches angekündigt. Gäbe es dafür eine Mehrheit, „wäre das natürlich wundervoll“, sagt Watson. Nur glaubt er nicht daran.

Die Internationale Walfangkommission „redet, redet, redet, aber tut nichts“, sagt Watson. Um Japan daran zu hindern im Walschutzgebiet weiter Großsäuger zu jagen, tauge die IWC nichts. „Wir sprechen die Sprache, die sie verstehen“, betont Watson. Im vergangenen Jahr habe die japanische Fangflotte nur 17 Prozent der geplanten Zahl an Zwergwalen töten können. „Das kostet sie Millionen von Dollar“, sagt Watson. Von Dezember bis Februar wird Sea Shepherd jedenfalls wieder gegen die japanischen Walfänger ausrücken – und diese bei ihrem blutigen Geschäft mit Schnellbooten behindern.

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