Indonesien: Der schmutzigste Fluss der Welt
Früher galt der Fluss Citarum im Westen Javas als paradiesisch – jetzt soll er gerettet werden.
Es ist nicht einfach, den Citarum als Fluss immer auszumachen. Auf seiner Oberfläche schwimmen Plastikflaschen und anderer Müll, darunter liegt eine braune, undurchsichtige Brühe voller Abwässer, Exkremente, Schwermetalle und Chemikalien.
Letztere stammen von hunderten Textilfabriken, die sich am Ufer des Flusses angesiedelt haben und von denen viele ihre giftigen Abwässer einfach in den Citarum leiten. Abwasserproben, die die Umweltorganisation Greenpeace nahm, enthielten gefährliche Chemikalien, darunter Nonylphenol, Antimon und Tributylphosphat.
Zwei gemeinnützige Organisationen, das Blacksmith Institut in New York und das Green Cross in der Schweiz, haben den Fluss 2013 als den schmutzigsten der Welt eingestuft, nachdem eine Studie aufzeigte, dass Textilproduzenten jeden Tag geschätzte 280 Tonnen Giftmüll in den Fluss leiten.
Indonesien will jetzt diesen schmutzigsten Fluss der Welt wieder sauber machen. 7000 Leute sollen das Großprojekt stemmen. Präsident Joko Widodo will, dass das Wasser in sieben Jahren trinkbar ist.
Dabei war der Citarum nicht immer Müllhalde. Noch in den 1970er Jahren war der Fluss im tropischen West-Java eher paradiesisch. Doch der Wirtschaftsboom hat immer mehr Menschen angezogen und damit die Verschmutzung rasant beschleunigt. Inzwischen sind weit über 20 Millionen Menschen von dem Fluss abhängig und nutzen das Wasser zum Beispiel für den Reisanbau, obwohl dies schon lange nur noch eine Giftbrühe ist. 60 Prozent der Fische sind laut lokaler Medienberichte verendet. Doch damit soll nun Schluss sein: Denn die indonesische Regierung räumt den Fluss jetzt mithilfe eines generalstabsmäßigen Plans auf: 7000 Leute sind angestellt, den Strom zu säubern – die Armee sowie lokale Gemeinden helfen gemeinsam. Neben der Müllbeseitigung sollen Anwohner 1000 Bäume pflanzen und die Uferregion so wieder aufforsten. Außerdem sollen Abfallhöfe und Recyclingzentren an 22 Stationen entlang des Flusses eingerichtet werden.
Das Projekt soll kopiert werden
Der Fluss, der in der Nähe der Millionenmetropole Bandung entspringt und östlich der indonesischen Hauptstadt Jakarta ins Meer mündet, ist mit 300 Kilometern der drittlängste der Insel Java. Tisna Sanjaya, eine indonesische Künstlerin und Sozial- und Umweltaktivistin, beschrieb den Citarum River einst als „Wiege der Kultur unserer Nation“. Wasser hat ohnehin einen besonderen Platz in der indonesischen Kultur. Der Ausdruck für „Heimat“ in der Landessprache Bahasa lautet „Tanah Air Kita“, was übersetzt so viel heißt wie „Unser Land und Wasser“ – kein Wunder vielleicht, nachdem Indonesien aus mehr als 17 000 Inseln besteht.
Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) gab Indonesien bereits 2009 die Genehmigung für ein Darlehen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar und leitete einen 15-Jahres-Plan für die Sanierung des Flusses ein. Letztere wurde jedoch immer wieder verzögert, bis der indonesische Regierungschef Joko Widodo die Säuberung des Citarum im Dezember zur Priorität machte.
Im Februar war der Politiker nun selbst vor Ort und überzeugte sich von den laufenden Arbeiten. „Der Citarum-Fluss, der einst klar war, ist heute der am stärksten verschmutzte“, twitterte Präsident Joko Widodo nach seinem Besuch in West-Java. „Wir versuchen, ihn so schnell wie möglich zu reinigen, und hoffentlich wird er in sieben Jahren eine Trinkwasserquelle sein.“
Widodo will das Projekt auch für andere Flüsse kopieren lassen.
Gary Bencheghib, ein Umweltaktivist und Gründer der Organisation „Make a Change World“, der im August 2017 noch mit seinem Bruder in mit Plastikflaschen bestückten Kanus den Fluss entlanggefahren war, um auf die unhaltbaren Zustände aufmerksam zu machen, sagte in einer Videobotschaft, dass er stolz auf Indonesien sei, dass das Land die Verschmutzungsepidemie nun bekämpfe. Indonesien habe mit dem Schritt, den Citarum zu säubern, „eine Diskussion über Umweltverschmutzung auf nationaler Ebene begonnen“.
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