Haute Couture: Der letzte Kaiser feiert seinen Abschied
Sein Name gilt als Inbegriff von Glamour und Eleganz – nach 45 Jahren verlässt Italiens größter Coutier Valentino die hektische Modewelt. Ein Hauch von Wehmut wehte gestern durch die Defilees.
Was für ein Abschied: Rund 800 Zuschauer, darunter zahlreiche Stars und Prominente aus der Modewelt, feierten die letzte Show des 75-Jährigen im Pariser Rodin-Museum. Mit stehenden Ovationen wurde der stets mit dunklem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte gekleidete Modemacher verabschiedet. Er warf den Gästen sichtlich bewegt Küsse zu, als er zum Abschluss der Show auf die Bühne trat.
Beim Defilee selbst schien es, als habe der Meister noch einmal sein ganzes Können beweisen wollen. "Ich möchte zeigen, wie sehr ich die Frauen liebe", hatte er zuvor gesagt. Und: "Ich möchte das Maximum meines Könnens geben." Das tat er dann auch:
In der letzten Haute Couture-Kollektion des Italieners dominierten Pastelltöne die Kleider, zum Teil frischten bunte Farben die Stoffe auf. Von figurbetonten langen Abendroben im klassischen Look über kurze, romantische Rüschen-Hängerchen oder verspielte federleichte Kleider bis hin zu strengen Minikleidern mit grafischen Formen bot Valentino etwas für jeden Geschmack. Mit Blumenmustern nahm der Modemacher einigen Modellen die Strenge, mit grafischen Formen wiederum gab er den verspielteren Kleidern Kontur. Am Ende der Show tränkte Valentino die Bühne in das knallige Rot, für das er bekannt ist. Models schritten in dem gleichen roten Abendkleid über die Bühne und umrahmten den Altmeister.
Verlogene Modewelt
Wer nach dem Rückzug des Altmeisters die dramatischen Auftritte der Diven auf dem Roten Teppich garantieren soll, steht in den Sternen. Valentino hat keinen Nachfolger. Dies sei eines der wenigen Dinge, die er bereue, sagte Valentino kürzlich in einem Interview. "Ich habe das nicht getan, weil ich viel zu konzentriert war - der Gedanke, den Stab weiterzureichen, hat mich nie wirklich interessiert", sagte er.
Von der Modewelt hat er offenbar mehr als genug: Die sei "verdorben", sagte er. "Jeder macht das Gleiche, da gibt es keinen Trotz, keine Kreativität und keine Fröhlichkeit mehr. Es geht nur noch um die Zahlen unter dem Strich", klagte der braungebrannte Mann mit der stets perfekt gekämmten Frisur.
Ohne die Bruni
Ein Model, das viel mit dem heute 75-jährigen Italiener zusammenarbeitete, stand am Mittwoch allerdings nicht auf der Liste der letzten Modenschau: Carla Bruni. "Ich wollte, dass sie dabei ist, aber sie hat im Moment viel zu tun", sagte Valentino über die neue Freundin von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy. "Sie ist ein prachtvolles Exemplar der Weiblichkeit." An Prominenz mangelte es dennoch nicht. Im Publikum saßen Uma Thurman, die sich wie viele ihrer Hollywood-Kolleginnen gern in Valentino-Roben hüllt, und die deutschen Topmodels Claudia Schiffer und Nadja Auermann.
Schon kurz nach seinem Abschied wird vielfach an Valentino erinnert werden. Der Louvre plant für den Sommer eine groß angelegte Retrospektive seines Werks, und bei den Filmfestspielen in Cannes im Mai soll eine Biografie über ihn laufen. Ihr Titel: "Valentino - Der letzte Kaiser". (sgo/dpa/AFP)