Nachruf auf Roger Moore: Der Gentleman-Bond ist tot
Er war bereits international bekannt als smarter Draufgänger Simon Templar. Doch erst die Rolle als Agent 007 machte Roger Moore zum Superstar. Nun starb er mit 89 Jahren.
Action und Humor, das ist kein Widerspruch, das ergänzt sich prima, noch im kleinsten Detail. Der weiße Lotus Esprit ist mit einem Bauchplatscher mitten im Meer gelandet, hat sich auf Knopfdruck in ein U-Boot verwandelt. Die beiden Insassen holen per Rakete erst rasch einen feindlichem Helikopter vom Himmel, werden danach in eine veritable Unterwasserschlacht verwickelt, aus der sie selbstverständlich siegreich hervorgehen. Gemächlich tauchen sie am seichten Strand aus dem Wasser auf, die Badegäste staunen, während einer vom Fahrer einen kleinen Fisch in die Hand gedrückt bekommt, offenbar ein Beifang des überstandenen Abenteuers.
Klar, die Szene aus dem James-Bond-Film „Der Spion, der mich liebte“ hat nicht Roger Moore erfunden, aber er hat dieses kleine beiläufige Detail mit einer selbstironischen Nonchalance gespielt, die man dem aktuellen 007-Darsteller Daniel Craig einfach nicht zutraut, und sie würde ja zu seiner Rolle ohnehin nicht mehr passen. Roger Moore, der am Dienstag in der Schweiz mit 89 Jahren gestorben ist, gehörte eben einer ganz anderen Abschnitt der Filmgeschichte an, in dem Krawall und Gewalt in Actionfilmen noch nicht die alles andere verdrängende Priorität hatten.
Durchbruch als Bond mit "Leben und sterben lassen"
Abgelöst hatte er Sean Connery als allerersten Bond, der nach dem George-Lazenby-Fehlgriff einmal noch als 007 zurückkehrte und dann wirklich nicht mehr wollte. Das war 1973 in „Leben und sterben lassen“, für Roger Moore ein Katapultstart in oberste Starhemisphären. Wobei er da auch schon eine große Nummer war, aber eher als Fernsehstar. Unvergessen seine Serienauftritte als Simon Templar in den sechziger Jahren, ein Superheld, der 120 Folgen Lang Schurken jegliche Art das Handwerk legte. Und noch heute schwärmen die in den frühen Siebziger blutjungen Zuschauer von den tollen Dialogen in der Serie „Die 2“, in der sich Tony Curtis und Roger Moore die lockeren Sprüche wie in einem entfesselte Pingpong zukickten – in der deutschen Version noch lustiger als im Original. Die spaßigen Duelle bezogen ihren Reiz nicht zuletzt aus dem gegensätzlichen Paar: Tony Curtis als lockerer US-Geschäftsmann aus der Bronx, Roger Moore als stilbewusster Brett Sinclair aus altem schottischem Adelsgeschlecht.
Das Stilbewusstsein des Lords prägte viele Rollen Moores, auch seine bekannteste als James Bond. Sean Connery blieb immer trotz tadelloser Manieren und gut sitzender Smokings der Rüpel vom Dienst, ein ganz anderer Bond eben, während Moore an Eleganz kaum zu toppen war und seine Todfeinde am liebsten noch freundlich grüßte, bevor er sie ebenso zuverlässig abservierte.
Dabei kam er gar nicht mal aus den sogenannten besseren Kreisen, wurde am 14. Oktober 1927 in Stockwell bei London als Sohn eines Polizisten geboren. Nach ersten Träumen von einer Karriere als Maler schwenkte er bald auf die Schauspielerei um, besuchte ab 1944 die Royal Academy of Dramatic Arts, was ihm den Fronteinsatz ersparte, nicht aber das Militär. Moore wurde Truppenbetreuer, zuletzt als Leutnant, sorgte fürs Unterhaltungsprogramm, organisierte auch nach Kriegsende Aufführungen mit Schauspielern, Komikern und Tänzern, 1947 für kurze Zeit auch in Berlin.
Erster Besuch in Berlin 1947 als Soldat
Nach der Militärzeit verdingte er sich mit anfangs überschaubarem Erfolg in der Werbebranche als Model und als Schauspieler auf Londoner Bühnen, ging auf ein Angebot von MGM nach Hollywood, spielte Rollen in Filmen, an die sich heute kaum noch jemand erinnert, sammelte aber auch erste Erfahrungen als Nebenheld in der Westernserie „Maverick“. Der Durchbruch kam mit „Simon Templar“, eine Rolle, in der Moore sein Image als ebenso eleganter wie selbstironischer britischer Abenteuerheld formte. Wenn man so will, eine moderne Weiterentwicklung der Figur des John Steed in „Mit Schirme, Charme und Melone“.
Den Geheimagenten 007 spielte Moore sieben Mal, darunter auch in „Octopussy“ (1983), dem einzigen Bond-Film, von dem Szenen auch in Berlin, unter anderem am Checkpoint Charlie gedreht wurden. Die Vopos auf Ost-Berliner Seite sollen damals ziemlich in Aufregung gewesen sein. Roger Moore hatte davon aber nichts mitbekommen, wie er 2009 bei einem Besuch in Berlin zur Vorstellung seiner Autobiografie erzählte.
Seine ihm wichtigste Rolle: Botschafter für Unicef
Sein letzter großer Film lag da schon lange zurück, an die Erfolge als 007 hatte er nie wieder so richtig anknüpfen können. Seine schauspielerischen Möglichkeiten sah er ohnehin selbstkritisch als begrenzt an, kokettierte damit wohl auch ein wenig, obwohl es für einen Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood dann doch reichte. Wenn man ihn nach seiner besten Leistung als Schauspieler fragte, nannte er sowieso nicht die Bond-Filme, sondern „Ein Mann jagt sich selbst“, in dem er 1970 eine Doppelgängerrolle spielte.
Lieber engagierte er sich sozial, für ihn seine wichtigste Rolle, auch wenn das gar nicht glamourös war wie seine erste Visite in Ost-Berlin 1992. Dort besuchte er eine Fabrik, die Mittel für die Oral Rehydration Therapy herstellt, eine Methode, um den Flüssigkeitsverlust bei Diarrhoe-Patienten auszugleichen. Vor allem aber war er ein eifriger Unicef-Botschafter, angestiftet durch Audrey Hepburn. Für sein Engagement erhielt er 2003 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse und wurde im selben Jahr als „Knight Commander of the Britisch Empire“ in den Adelsstand erhoben, war nun Sir Roger Moore. Darauf war er stolz, das Familienwappen prangte gleich vorn in seiner Autobiografie, oben drauf das Wappentier: ein Moorhuhn.
Reaktionen zum Tod Roger Moores finden Sie hier nachlesen.
Bilder aus Roger Moores Leben können Sie hier anschauen.
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