zum Hauptinhalt
Dokumente belegen, dass Facebook bewusst die Verbreitung von Falschinformationen und Hassrede in Kauf nahm.
© REUTERS

Profit stand über Sicherheit der User: Der Druck auf Facebook wird stärker

US-Medien berufen sich auf interne Dokumente, die Facebook weiter belasten. Die Verbreitung von Fake-News und Hetze soll bewusst hingenommen worden sein.

In den am Montag erschienenen Berichten von US-Medien heißt es, Facebook falle es in vielen Ländern schwer, Falschinformationen und Hassrede zu bekämpfen. Während sich das Unternehmen der Probleme bewusst sei, präsentiere es nach außen nur Erfolge. Die Artikel gehen zu großen Teilen auf interne Unterlagen zurück, die von der früheren Mitarbeiterin und  Whistleblowerin Frances Haugen heruntergeladen wurden.

Zudem meldete die Nachrichtenagentur Reuters aus Gesprächen mit Ex-Mitarbeiter:innen, Facebook-Mitarbeiter haben das soziale Netzwerk jahrelang gewarnt, angesichts des rasanten Wachstums zu wenig gegen Hassrede und Falschinformationen zu tun.

In den neuen Berichten geht es nun unter anderem darum, dass Facebook nach der US-Präsidentenwahl die Maßnahmen gegen Falschinformationen schnell gelockert und dadurch Donald Trump und seinen Anhängern Raum für Behauptungen über Wahlfälschung gelassen habe.

Am 6. Januar stürmten die Anhänger des abgewählten Präsidenten den US-Kongress in Washington. Den internen Unterlagen zufolge hat Facebook zudem in den USA ein Problem mit jungen Nutzern, die weniger auf die Plattform zugreifen als früher.

Eine Facebook-Sprecherin sagte der „Washington Post“, die Berichte gingen auf ausgewählte Dokumente ohne jeglichen Kontext zurück. Das Online-Netzwerk wies erneut den Kern-Vorwurf zurück, dass es Profit über das Wohl der Nutzer stelle.

Lesen Sie auch: #FacebookDown und Whistleblower Sechs Stunden, die die Abhängigkeit der Welt von Facebook deutlich machten (T+)

„Ja, wir sind ein Unternehmen und wir machen Gewinne, aber die Idee, dass wir dies auf Kosten der Sicherheit und des Wohlergehens der Nutzer erzielen, missversteht, wo unsere geschäftlichen Interessen liegen“, sagte ein Sprecher. Die Wahrheit sei, dass man 13 Milliarden Dollar investiert habe und 40.000 Personen beschäftige, um für die Sicherheit der Nutzer zu sorgen.

Probleme schienen bekannt und wurden nicht angemessen bearbeitet

Laut den Informationen, die Reuters vorliegen, wusste der US-Konzern dass er zu wenig Mitarbeiter:innen mit Sprachkenntnissen und Informationen über lokale Geschehnisse beispielsweise in Schwellenländern eingestellt hatte. Das sei vor allem in von Gewaltausbrüchen besonders stark bedrohten Ländern wie Myanmar und Äthiopien gefährlich, warnte demnach ein Mitarbeiter intern.

Zudem geht aus den Dokumenten hervor, dass dem Konzern bewusst war, dass die Systeme zur Überwachung der Inhalte nicht ihren Aufgaben gerecht wurden. Es wurde hingenommen, dass es für Nutzer:innen kompliziert war, umstrittene Posts zu melden, die möglicherweise gegen die Regeln verstießen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Eine Firmensprecherin teilte auf Anfrage mit, Facebook beschäftige Muttersprachler, die Inhalte in mehr als 70 Sprachen weltweit prüften, und zudem auch Menschenrechtsexperte. Der frühere Chef des Politik-Geschäfts von Facebook im Nahen Osten, Ashraf Zeitoon, sagte, Facebook habe kolonial agiert und die Monetarisierung des Angebots über die Sicherheit der Nutzer:innen gestellt.

Die von Reuters und US-Medien eingesehenen Unterlagen sind unter denen, die von der Whistleblowerin Frances Haugen der US-Börsenaufsicht SEC bereitgestellt wurden. Sie forderte im US-Senat öffentliche Einblicke in die Funktionsweise des Online-Netzwerks und spricht sich für eine Regulierung US-Technologiekonzerns aus.

Frances Haugen hatte Anfang Oktober Facebooks schwerste Krise seit dem Skandal um Cambridge Analytica ausgelöst. Haugen hatte bereits massive Kritik an Facebook mit dem Vorwurf ausgelöst, dass der Konzern sich zu wenig um das Wohlergehen von Teenagern bei der Fotoplattform Instagram sorge. (dpa, Reuters)

Zur Startseite