Nach der Silvesternacht von Köln: "Das sind doch keine Vergewaltigungen. Das streicht ihr"
Köln und die Folgen: Ein Polizist hat ausgesagt, eine Anweisung aus dem Innenministerium bekommen zu haben, die Meldung zur mutmaßlichen Vergewaltigung zu stornieren.
Im „Untersuchungsausschuss Silvesternacht“ des NRW-Landtags hat ein Kölner Kriminalhauptkommissar von versuchter Einflussnahme berichtet - angeblich auf Wunsch des Innenministeriums. Dabei geht es um eine polizeiinterne sogenannte WE-Meldung über „wichtige Ereignisse“, in der auch von einer Vergewaltigung die Rede war. Eine junge Frau habe nach der Silvesternacht angezeigt, ihr seien inmitten eines aus rund 50 ausländischen Männern bestehenden Pulks Finger in den Körper eingeführt worden.
Nach der WE-Meldung habe am Neujahrstag ein Beamter der Leitstelle in der Kölner Kriminalwache angerufen, berichtete der Kommissar. In barschem Ton habe der Anrufer gesagt: „Das sind doch keine Vergewaltigungen. Das streicht ihr. Storniert die WE-Meldung.“ Als der Kommissar sich über den Ton und das Ansinnen beschwert habe, habe der Anrufer erwidert. „Ja, das sind Wünsche aus dem Ministerium. Ich gebe das jetzt auch nur so weiter.“
NRW-Polizeiinspekteur Bernd Heinen hatte im vergangenen Monat im Innenausschuss des Landtags ausgeschlossen, dass es am Neujahrstag ein Telefonat der Landesleitstelle mit dem Polizeipräsidium Köln gegeben habe. Der jetzige Zeuge sagte im Untersuchungsausschuss, den Namen des Anrufers habe er sich nicht notiert. Er sei dann auch weder bedrängt noch offiziell zu Korrekturen angewiesen worden. Er sei der Aufforderung nicht nachgekommen, betonte der Zeuge.
Für ihn sei eine solche Intervention in seiner bisherigen Laufbahn einmalig, sagte der 52-Jährige. Dennoch werte er den Anruf nicht als Vertuschungsversuch. „Da hat jemand den Begriff Vergewaltigung nicht erkannt.“ Hunderte Frauen haben nach der Silvesternacht in Köln angezeigt, sie seien von ausländischen Männergruppen bedrängt, beraubt und begrapscht worden - bis hin zu Vergewaltigungen. (dpa)
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