Hurrikan "Dorian" vor Florida: Das "Monster" naht
Trump warnt die Menschen in Florida vor dem Hurrikan der Stufe 4 und sagt seine Polen-Reise ab. "Dorian" soll am Montag auf die Ostküste der USA prallen.
Seit Tagen wurden die Warnungen eindringlicher, die Wettersendungen länger und länger. Spätestens am Donnerstag dann war klar: Hier droht eine Katastrophe. Der Wirbelsturm "Dorian", der derzeit über dem westlichen Atlantik Kraft sammelt, könnte bei seinem am frühen Montagmorgen erwarteten Aufprall auf die Südostküste der USA zu einem Hurrikan der Stufe 4 von insgesamt 5 angewachsen sein – und damit möglicherweise zum stärksten Hurrikan, der Florida seit fast drei Jahrzehnten getroffen hat. In Florida und auch in Teilen des im Norden angrenzenden Bundesstaats Georgia wurde der Notstand ausgerufen.
Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, rief die Menschen dazu auf, sich vorzubereiten und sich mit Trinkwasser, Essen und Medizin für mindestens sieben Tage einzudecken. Evakuierungen wurden vorerst noch nicht angeordnet, da weiter unklar war, wo genau "Dorian" nach seinem Landfall hinsteuern wird. Dreht er nach Norden, wie ein Vorhersagemodell nahelegt, und wütet fast ungebremst entlang der dichtbesiedelten Ostküste, drohen Zerstörungen riesigen Ausmaßes. In einem anderen Szenario zieht er über Florida an die Westküste, wobei er etwas an Kraft verlieren könnte, und dreht dann erst nach Norden.
Trump fliegt nicht nach Polen
US-Präsident Donald Trump sagte seine geplante Polen-Reise am Donnerstag vorsorglich ab. "Das Wichtigste für uns ist die Sicherheit der Leute." Für die USA werde nun stattdessen Vizepräsident Mike Pence an den Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Polen teilnehmen, erklärte er bei einer Veranstaltung im Weißen Haus. Trump sollte ursprünglich am Sonntag in Warschau ankommen. Vor wenigen Tagen hatte er bereits einen damit verbundenen Dänemark-Besuch abgesagt, wegen eines Streits über einen von ihm ins Spiel gebrachten Kauf Grönlands.
Trump, dessen Golfklub Mar-a-Lago in Palm Beach/Florida liegt, warnte, "Dorian" könne sich zu einem "absoluten Monster" entwickeln. "Alles deutet darauf hin, dass er sehr hart zuschlagen wird und dass es sehr groß wird", sagte er am Donnerstagabend in einer Videobotschaft. "Seien Sie wachsam, bleiben Sie sicher und Gott schütze Sie." Der Präsident verglich "Dorian" mit Hurrikan "Andrew", der den Süden von Florida 1992 zerstört hatte und bei dem Dutzende Menschen ums Leben gekommen waren. Die Schäden in verschiedenen Bundesstaaten beliefen sich damals auf rund 43 Milliarden US-Dollar.
Am Mittwoch hatte "Dorian" auf seinem Weg durch die Karibik Puerto Rico passiert, die Insel aber weitgehend verschont. Puerto Rico wurde 2017 von Hurrikan "Maria" verwüstet. Durch den Wirbelsturm und im darauf folgenden Chaos kamen Schätzungen zufolge 3000 Menschen ums Leben. Viele Bewohner leiden noch heute unter den Folgen. Aber Trump äußert sich immer wieder herablassend über die Insel, die als Außengebiet zu den USA gehört. So zweifelte er die hohe Zahl der Toten an und kritisierte die Regierung Puerto Ricos wiederholt scharf. Bevor "Dorian" die Insel erreichte, erklärte Trump: "Puerto Rico ist einer der korruptesten Orte der Welt." Er warf der Regierung vor, einen Großteil der Hilfszahlungen aus dem US-Kongress damals verschwendet zu haben. Kritiker wiesen am Freitag auf den unterschiedlichen Ton hin, den Trump bei Puerto Rico und Florida anschlug.
Mehr als 210 Kilometer pro Stunde sind möglich
Am Freitagmorgen hatte "Dorian" mit Windgeschwindigkeiten von knapp 180 Kilometern in der Stunde schon fast die Hurrikan-Stufe 3 erreicht, wie das Nationale Hurrikan-Zentrum bekanntgab. Und er nehme weiter an Stärke zu. Mehr als 210 km/h seien möglich, wenn er die US-Ostküste erreiche. Gewarnt wurde vor Überschwemmungen durch schwere Regenfälle und lebensgefährliche Sturmfluten sowie vor vielleicht wochenlangen Stromausfällen.
Die Menschen in Florida sind sturmerprobt und haben dieses Mal immerhin vergleichsweise viel Zeit, sich vorzubereiten, da sich "Dorian" verlangsamt hat. US-Medien zeigten leere Regale in Supermärkten und lange Schlangen an Tankstellen, wo die Menschen ihre Autos volltankten, um im Notfall fliehen zu können. Anwohner verrammelten die Fenster ihrer Gebäude mit Sperrholzplatten. Ein für Samstagabend geplantes Konzert der Rolling Stones in Miami wurde um einen Tag vorgezogen.
Die US-Küstenwache rief kommerzielle Schiffe auf, die Häfen von Süd-Florida zu verlassen. Fluggesellschaften boten ihren Passagieren Umbuchungen an. Florida ist wegen des Feiertags "Labor Day" am Montag an diesem Wochenende eigentlich ein begehrtes Kurzurlaubs-Ziel. "Labor Day" markiert in den USA das Ende des Sommers, danach starten traditionell Colleges und auch viele Schulen.