Zum Tod von Siegfried Rauch: Das Ende einer Reise
Er hätte eine internationale Karriere machen können, doch er blieb lieber in der Heimat. Jetzt ist „Traumschiff“-Kapitän Siegfried Rauch im Alter von 85 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Vor einigen Jahren machte das ZDF-„Traumschiff“ Station in Papua-Neuguinea. Mit dabei der aus Bayern stammende Schauspieler Siegfried Rauch, der in der TV-Reihe 14 Jahre lang Kapitän Jakob Paulsen verkörperte. Egal, wo das „Traumschiff“ vor Anker ging, ob in Südafrika, in Australien oder in Neuseeland, machte sich der bekennende Katholik Rauch alsbald auf die Suche nach einer Kirche. In jener in Papua-Neuguinea predigte ein Pfarrer aus Regensburg, der Rauch zu einer Leberknödelsuppe einlud. „Das sind einfach schöne Sachen“, sagte Rauch bei einer Lesung aus seinem Buch „Käptn’s Dinner“, in dem er Anekdoten aus seinem Leben und Rezepte seiner Frau aufgeschrieben hat. Der Glaube, seine bayerische Heimat und die Familie waren ihm besonders wichtig, egal wohin es ihn mit dem „Traumschiff“ verschlug.
Bevor Rauch zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen wurde, feierte er bereits in Hollywood Erfolge. In „Patton – Rebell in Uniform“ verkörperte er 1970 den Wehrmachts-Offizier Oskar Steiger. Der Film spielte allein in den USA über 60 Millionen Dollar ein und wurde mit sieben Oscars ausgezeichnet. Den finsteren Deutschen gab Rauch auch in anderen Kriegsfilmen, so 1976 in „Der Adler ist gelandet“ an der Seite von Schauspielern wie Michael Caine und Donald Sutherland sowie Larry Hagman und Robert Duvall – den das Multitalent Rauch am Rande der Dreharbeiten mit der Gitarre bei Country-Songs begleitete.
Bei den fünfmonatigen Dreharbeiten zu „Les Mans“ (1971) freundete er sich mit Steve McQueen an. Rauch schätzte die unprätentiöse Art des US-Schauspielers und bezeichnete die gegenseitige Wertschätzung später einmal als Seelenverwandtschaft. McQueen wurde Taufpate von Rauchs ältestem Sohn.
Old Shatterhand
Vergleichbar mit Udo Kier hätte Rauch seine internationale Karriere sicherlich ausbauen können, doch ihn zog es zurück nach Deutschland, genauer gesagt in seine bayerische Heimat. „Wenn ich arbeite, muss ich glücklich sein, und das kann ich nur in meinem Bauernhaus in Bayern und mit meiner Familie“, wie er einmal in einem Interview sagte. Zu seinen Hobbys gehörte das Malen von Aquarellen. Das Bild seiner Frau Karin malte er bei einer „Traumschiff“-Reise, um so sein Heimweh zu lindern. In seinem Privatleben war Siegfried Rauch im besten Sinne bodenständig – ohne jedwede Skandalgeschichten.
Der Erfolg bei den deutschen Fernsehzuschauern begann nicht zuletzt mit seiner Rolle als deutsch-britischer Doppelagent Thomas Lieven in der TV-Serie „Es muss nicht immer Kaviar sein“ nach einem Roman von Johannes Mario Simmel. In der 14-teiligen Karl-May-Fernsehserie „Mein Freund Winnetou“ von 1980 spielte Rauch an der Seite von Pierre Brice den Old Shatterhand. Ebenfalls ein Publikumsliebling war die Serie „Eine glückliche Familie“. Rauch und Maria Schell erleben darin als Ehepaar Behringer die Alltagsprobleme einer mittelständischen Familie in einem oberbayerischen Dorf. Und dann das „Traumschiff“, das er 14 Jahre über die Weltmeere steuerte, bevor Sascha Hehn das Kommando übernahm. Rauchs Markenzeichen: ein Lächeln, dem man vertrauen konnte. „Ein Kapitän muss etwas Väterliches haben“, war sein Credo für diese Rolle.
Ursprünglich wollte er Architekt werden
Ursprünglich wollte Rauch Architekt werden, stattdessen entschied sich der gebürtige Landsberger aber für das Studium der Theaterwissenschaft, es folgte eine Ausbildung zum Schauspieler. In 135 Filmen und Serien wirkte er mit. Als pensionierter Arzt Roman Melchinger ist er in der aktuellen Staffel der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ zu sehen. Dort steht er Titelheld Martin Gruber mit Rat und Tat zur Seite. Seit dem vergangenen Jahr gehört er zudem zum Team der Sat-1-Comedyshow „Knallerkerle“.
Am Sonntagabend hatte Rauch auf ein kurzes Gespräch und ein Glas Wein bei der örtlichen Feuerwehr vorbeigeschaut. Die Wache befindet sich in seiner direkten Nachbarschaft in Untersöchering südlich von München. Bei einer früheren Gelegenheit hatte er auf Wunsch der Feuerwehr hier schon einmal zusammen mit dem aus Indien stammendem Dorfpfarrer zur Gitarre „Country Roads“ gesungen, wie Rauch dem Münchener „Merkur“ einmal erzählte. Am Sonntag stürzte der Schauspieler auf dem Weg nach Hause eine Treppe hinunter, die Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Rauch wurde 85 Jahre alt.
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