E-Zigarette: Dampf als Statussymbol
Filterzigaretten finden immer weniger Abnehmer, dafür verkaufen sich E-Zigaretten mehr. Experten fürchten Gefahren für Jugendliche in Deutschland.
Der Markt für Tabakprodukte kommt in Bewegung. Während der Absatz der Filterzigarette schwächelt steigen immer mehr Raucher auf alternative Produkte um. In Deutschland gibt es bereits rund 1,8 Millionen regelmäßige Konsumenten der E- Zigarette. Die Branche wächst schon lange um 20 bis 30 Prozent im Jahr.
Jetzt reagieren die multinationalen Tabak-Konzerne auf diesen Trend. Ende letzten Jahres ist der Marlboro-Mutter- Konzern Altria mit einem Investment von elf Milliarden Euro beim US-Hersteller von E-Zigaretten Juul eingestiegen, der in den Vereinigten Staaten in Windeseile hohe Marktanteile erobert hat. Und auch die anderen großen Spieler auf dem Tabakmarkt, etwa BAT und Reemtsma, haben sich bei Herstellern von E-Zigaretten eingekauft. Dies ist eine neue Entwicklung. Vorher dominierten eher kleine Händler den Markt für die elektronische Zigarette, die das akkubetriebene Erhitzungsgerät und die nikotinhaltige Flüssigkeit zum Verdampfen meist aus China importierten.
Nun aber drängen die großen Konzerne auf den Markt. Der Einstieg des Marlboro- Konzerns bei der Juul sorgt für Furore, zum einen in der Branche. Das Milliarden-Engagement ist möglicherweise ein Hinweis auf einen Strategiewechsel. Der Tabak-Multi hatte zuvor Milliarden in die Entwicklung einer alternativen Zigarette investiert, bei dem der Tabak nicht mehr verbrannt, sondern lediglich erhitzt wird: Sie wird unter dem Namen Iqos vertrieben. Doch der Erfolg der Iqos scheint nicht durchschlagend zu sein. Das Produkt gilt als zu teuer. Der Konzern selbst beteuert, dass der Absatz zufriedenstellend sei. Auffällig ist jedoch, dass aus der Ankündigung des Konzerns, in Dresden eine Iqos-Fabrik zu bauen, bislang nichts geworden ist. Auch Dustin Dahlmann, E-Zigarettenhändler und Chef des Branchenverbandes Bündnis für tabakfreien Genuss, sieht die Iqos nicht als ernst zu nehmender Konkurrent für die E-Zigarette: „Durch die Iqos gehen uns keine Dampfer verloren.“
Die Juul ist nun auch in Deutschland zu haben
Seit wenigen Wochen ist die Juul in deutschen Kiosken zu haben. Die Politik ist alarmiert. Hintergrund ist, dass die Juul in den USA einen Siegeszug angetreten hat. Dort gibt es gerade unter Jugendlichen einen regelrechten Hype. Das Gerät zum Verdampfen gilt in den Staaten als Statusobjekt. Die Sorge ist, dass die Welle auch nach Europa schwappt und die Erfolge der letzten Jahre bei der Tabakprävention unter jungen Leuten wieder zunichte macht. Experten sind sich einig: Der Erfolg der Juul in den USA ist vor allem darauf zurück zu führen, dass das Produkt dort sehr hohe Nikotinkonzentrationen enthält. In den USA sind 50 Milligramm des süchtig machenden Nikotins pro Milliliter erlaubt, in Europa nur 20 Milligramm. Klar ist, dass die Juul sich an die EU-Grenzen halten muss.
Dennoch sieht Frank Henkler-Stephani vom Bundesinstitut für Risikobewertung bei dem Produkt auf dem europäischen Markt Gefahren. „Es gibt drei Produktmerkmale, die uns Sorgen machen“, sagt er dem Tagesspiegel. Zum einen schöpfe Juul den EU-Wert von 20 Milligramm pro Milliliter annähernd aus. „Zum zweiten werden Aromen eingesetzt, wie Mango, die für Jugendliche besonders interessant sind, fruchtig und süßlich.“ Die Verwendung fruchtiger Aromen in Kombination mit hohem Nikotingehalt sei auch in den USA für die Aufsichtsbehörden ein Thema. „Und zum dritten werden in Juul Nikotinsalze verwendet, die selbst unerfahrenen Dampfern die Inhalation von hohen Nikotin-Dosen erleichtern können.“
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