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Freunde und Angehörige der Opfer der Terrortat von Orlando stehen vor dem Polizeiquartier der Stadt.
© REUTERS/Steve Nesiu
Update

Gewalttat in Florida: Bürgermeister: 50 Tote nach Schießerei in Nachtclub

In einem Schwulenclub im Zentrum von Orlando schießt ein US-Bürger mit afghanischen Wurzeln um sich. Das FBI ermittelt wegen eines Terrorakts.

Der Club war voller Menschen, als am frühen Morgen Schüsse fielen. Eine Nacht mit Tanz und Musik in der US-Stadt Orlando endete mit Tod und Schrecken. 50 Menschen starben,53 wurden verletzt. Das Motiv des Angreifers war zunächst unklar.

Bei dem Angreifer handelte es sich laut US-Medienberichten um einen US-Bürger mit afghanischen Wurzeln. Omar M., der Sohn afghanischer Eltern, sei 1986 in den USA zur Welt gekommen und habe in Port St. Lucie in Florida gelebt, berichtete der Fernsehsender CBS News am Sonntag. Er sei vor dem Angriff nicht polizeibekannt gewesen.

Hass auf Schwule oder islamistischer Hintergrund?

Ein Sprecher des US-Bundeskriminalamts FBI erklärte, es werde geprüft, ob es sich um einen „Terrorakt" handele. Möglicherweise habe der Angreifer islamistische Tendenzen gehabt. „Wir haben Hinweise, dass diese Person eine Neigung zu dieser bestimmten Ideologie hatte, können das aber noch nicht definitiv bestätigen“, sagte FBI-Agent Ron Harper.

Wenige Stunden nach dem Anschlag tauchte auf einer mit dem „Islamischen Staat“ (IS) in Verbindung gebrachten Internetseite mutmaßlich ein Foto des Attentäters auf. Ob das Bild tatsächlich Omar M. zeigt, ließ sich zunächst jedoch nicht verifizieren. Unter dem Foto stand: "Der Mann, der in dem Nachtclub in Florida den Anschlag verübte, der 50 Menschen tötete und Dutzende verletzte." Eine offizielle Stellungnahme des IS gab es nicht, dessen Anhänger im Netz begrüßten aber den Anschlag. Auch andere Islamistengruppen veröffentlichten Fotos derselben Person.

Polizeichef John Mina zufolge gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass der Schütze aus Hass gegen Homosexuelle handelte, aber natürlich werde auch in dieser Richtung ermittelt. Der Nachtclub "Pulse" beschreibt sich selbst im Internet als "heißeste Schwulenbar Orlandos". Das Gebäude des Clubs liegt an einer Kreuzung im Zentrum der 250.000-Einwohner-Stadt.

Der Polizei zufolge hatte der Täter gegen 2.00 Uhr mit einer sturmgewehrähnlichen Waffe im Club „Pulse“ zu schießen begonnen. Zunächst habe sich ein einzelner Polizist mit ihm ein Feuergefecht geliefert, dann seien zwei weitere Beamte hinzugekommen. Einer von ihnen sei verletzt worden. Der Schütze habe dann Geiseln genommen. Die Polizei habe sich nach ungefähr drei Stunden zu einer gewaltsamen Befreiung entschieden.

Zahlreiche Einsatzkräfte waren in der Nacht zu Sonntag vor dem Nachtclub im Einsatz.
Zahlreiche Einsatzkräfte waren in der Nacht zu Sonntag vor dem Nachtclub im Einsatz.
© dpa

Mina zufolge verschaffte sich die Polizei mit Hilfe eines Sprengsatzes Zugang. Der Täter sei in der Nähe einer Eingangstür gewesen und in einem Feuergefecht getötet worden. „Mindestens 30 Geiseln konnten durch die Aktion gerettet werden“, sagte Mina.

Knapp vier Stunden nach Beginn der Schießerei meldete die Polizei den Tod des Schützen. Ob die 50 Toten auf das Konto des Angreifers gehen oder ob sie bei dem Polizeieinsatz getötet wurden, ist noch unklar. Wie der Polizeichef weiter mitteilte, trug der Täter eine „verdächtige Vorrichtung“ am Körper, die untersucht werde. Augenzeugen, die dem Angriff entkamen, berichteten von zahlreichen Schüssen aus einer automatischen Waffe.

Zweite Bluttat innerhalb von zwei Tagen in Orlando

Der Augenzeuge Ricardo Negron sagte im Sender Sky News, als die Schüsse begannen, hätten sich die Leute auf den Boden geworfen. Offenbar habe der Angreifer in die Decke geschossen. Glas zerbrechender Lampen sei herabgefallen. "Dann gab es eine kurze Pause bei den Schüssen, und einige von uns sind aufgestanden und zu Hinterausgang gerannt", sagte Negron.

"Ich sah keinen Schützen. Ich sah nur Körper fallen", berichtete der Clubbesucher Christopher Hanson, der zu Beginn der Schießerei gerade an der Bar ein Getränk bestellte, dem Sender CNN. Er sei hingefallen und mit anderen Besuchern zum Hinterausgang gekrochen, um sich in Sicherheit zu bringen. "Als ich auf die Straße gelangte, waren da Leute, überall Blut", sagte Hanson.

Der Vorfall ereignete sich nur zwei Tage, nachdem in Orlando die Sängerin Christina Grimmie nach einem Konzert erschossen worden war. Laut der Polizei tötete ein 27-Jähriger die 22-jährige Musikerin am Freitagabend bei einer Autogrammstunde, bevor er sich selbst das Leben nahm. Seine Motive waren unklar. Grimmie war durch die US-Castingshow "The Voice" bekannt geworden. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten gibt es laut Polizeichef Mina nicht.

In den USA gibt es fast täglich Schießereien. Seit Jahresbeginn wurden laut der Internetseite Gunviolencearchive.org bereits mehr als 5800 Menschen durch Schusswaffen getötet, während mehr als 23.000 Vorfälle mit Schusswaffen gezählt wurden. Trotz der hohen Opferzahl hat die mächtige Waffenlobby bisher eine von US-Präsident Barack Obama angestrebte Verschärfung des Waffenrechts verhindert. (AFP, dpa)

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