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Problembär: Bruno ist tot

Der seit Wochen umherstreunende Bär ist im Landkreis Miesbach von Jägern erschossen worden. Tierschützer übten teils scharfe Kritik an dem Abschuss und kündigten rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen an.

München - Jäger erlegten Braunbär Bruno in der Nacht zum Montag in der Nähe der Rotwand am Spitzingsee im oberbayerischen Landkreis Miesbach. Dies bestätigte der bayerische Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard (CSU). Erst am Samstag war die Abschussgenehmigung für den Bären erneuert worden, nachdem alle Versuche, ihn lebend zu fangen, gescheitert waren. Bruno war wochenlang im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet herumgestreunt. Er war von den Behörden als "Problembär" eingestuft worden, weil er die natürliche Scheu vor von Menschen bewohnten Gebieten verloren hatte. Wiederholt hatte er Ställe aufgebrochen und Schafe, Kaninchen und andere Tiere gerissen. Tierschützer übten teils scharfe Kritik an dem Abschuss und kündigten an, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen zu prüfen.

In den vergangenen zwei Wochen hatten finnische Bärenjäger mit ihren Spürhunden erfolglos nach dem auch "JJ1" genannten, zwei Jahre alten Bären gesucht und versucht, ihn lebend zu fangen. Geplant war, ihn mit einem Narkosegewehr zu betäuben und dann in einen Wildpark bei München zu bringen. Tatsächlich konnten die Hunde Bruno mehrfach stellen. Im unwegsamem Gelände und bei teils schlechtem Wetter konnte der Bär aber jedes Mal entkommen. Am Wochenende hatten die finnischen Jäger ihren Einsatz beendet.

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Wolfgang Apel, zeigte sich "entsetzt und empört" über den Abschuss. Dass der erste Bär in Bayern seit 170 Jahren nun erschossen worden sei, "nur weil er nicht dem menschlichen Knigge entspricht", sei beschämend. Apel kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen zu prüfen. Der Abschuss widerspreche einer Vielzahl internationaler Artenschutzvereinbarungen und verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Die Möglichkeiten, den Bären lebend einzufangen, seien nicht voll ausgeschöpft worden, sagte er. Auch sei die behauptete Gefahr für den Menschen "Panikmache" gewesen. Er sehe nun die 20 bis 30 freilebenden Bären im deutsch-österreichischen Grenzgebiet in Gefahr, sagte Apel. "Ich erwarte nun ein Management, wie mit artgeschützten Tieren umgegangen wird."

Tierschützer haben auch Verständnis

Der WWF bedauerte Brunos Tod, zeigte aber zugleich Verständnis für die Entscheidung der Behörden, den Bären zum Abschuss freizugeben. "Wir sehen die Gefahr, die von diesem Tier ausging", sagte WWF-Sprecher Jörn Ehlers. Es sei - mit Unterstützung des WWF - alles getan worden, was möglich gewesen sei, um den Bären lebend zu fangen. "Wir hätten gerne noch weiter gemacht, aber die Erfolgschancen waren gering." Nun müsse man nach vorne schauen und sehen, wie man Bären künftig schützen könne.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte, es sei ihm nicht begreiflich, "warum man das Tier erschießen, aber nicht betäuben kann". Er unterstrich aber zugleich, dass er seinen bayerischen Kollegen Werner Schnappauf (CSU) "gut verstehen" könne. Dieser habe schließlich verhindern müssen, dass jemand zu Schaden komme: "Ich hätte nicht anders entscheiden können in dieser Lage." Zuvor war der aus dem Trentino stammenden Bär weit über Deutschland und Österreich hinaus zu einem Medienstar geworden. Selbst in den USA wurde über Bruno berichtet, und im Internet konnten Surfer auf virtuelle Bärenjagd gehen.

Bayerischer Jagdverband wird beschimpft

Nach der Nachricht vom Abschuss des Bären gingen beim Landesjagdverband Bayern in Feldkirchen bereits Morddrohungen und wüste Beschimpfungen ein. Einem Verbandssprecher zufolge bekamen die Jäger schon Dutzende E-Mails aus ganz Deutschland. Darin würden die zunächst noch unbekannten Schützen beispielsweise als Mörder beschimpft, die das gleiche Schicksal ereilen solle wie den Bären. Der Landesjagdverband werde als "umweltzerstörender Verband" bezeichnet, der verboten werden müsste, hieß es.

Der Sprecher zeigte sich angesichts der Hass-Mails besorgt: "Die Drohungen sind ernst zu nehmen", sagte er. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass über den Abschuss des Bären objektiv berichtet werde, damit die Situation nicht noch schlimmer werde. Der Abschuss des Bären bedeute für die bayerischen Jäger auf jeden Fall einen Imageschaden. (tso/AFP/ddp)

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